Stuttgarter Philharmoniker

Öffentliche Konzerte sind Veranstaltungen, bei denen sich Gesellschaft und Gemeinschaft sinnlich manifestieren. Zuhörer*innen erleben live und vor Ort gemeinsam musikalische Kunstwerke und tauschen sich später darüber aus. Damit sind klassische Orchesterkonzerte ein Gegenmodell zu vielen anonymen und abstrakten Gemeinschaften der digitalen Welt. Im Kunstgenuss werden Fantasie und die Freiheit von einer Zweckrationalität gleichermaßen erlebbar. Doch die musikalischen Kunstwerke stehen nie völlig jenseits der Erfahrungswelt.

Die  großen Konzertreihen (Öffnet in einem neuen Tab) der Stuttgarter Philharmoniker nehmen diese doppelte Perspektive auf die Musik auf, indem sie in jeder Spielzeit unter ein neues Thema gestellt werden. Diese Formate, durch Programmhefte und Konzerteinführungen ergänzt, verbinden die Welt der Musik mit der Erfahrungswelt ihrer Zuhörer*innen.

Auch als wichtiger Träger kultureller Bildung pflegen die Philharmoniker ein breites musikalisches Repertoire. Je nach Zielgruppe der Konzertreihen und Einzelkonzerte werden die Programme genau konzipiert - eine immer wichtigere Aufgabe, je mehr sich die Stadtgesellschaft differenziert und diversifiziert.

Die  „Große Reihe“ (Öffnet in einem neuen Tab) des Orchesters sollte 2019/2020 neun Konzerte zum Generalthema „Lieben Sie Beethoven?“ bringen. Beethovens Werke, der klassische Ausgangs- und Bezugspunkt des Orchesterrepertoires, sollte anhand einer Aufführung aller Solokonzerte des Komponisten im Mittelpunkt stehen. 2020/2021 lautete die Überschrift der Großen Reihe „Einfach Himmlisch!“. Damit spielte sie auf die harmonisierenden und erhebenden Eigenschaften von Musik an. 

Das  „ABO Sextett“ (Öffnet in einem neuen Tab) wiederum war 2019/2020 für sechs Konzerte unter dem Motto „Langsam, langsam“ geplant. Was macht ein Musikstück langsam und worin besteht seine besondere Wirkung auf unser Gemüt? Warum kann beim Hören von Musik die Zeit für uns „stehen bleiben“? Was kann Orchestermusik bewirken im Zeitalter der Postmoderne, dessen allgemeines Lebensgefühl immer noch vom Eindruck einer allgemeinen „Beschleunigung“ beherrscht wird? 2020/2021 lautete das Motto des ABO Sextetts „Die Große Liebe?“. Hier ging es um die (nicht immer ganz ernst zu nehmende) musikalische Auseinandersetzung mit einem Ideal.

Um in engen Kontakt mit ihrem Publikum zu kommen, neue programmatische Ideen zu entwickeln und gemeinsame Stärken zu nutzen, arbeiten die Stuttgarter Philharmoniker mit den verschiedensten Partnern in und außerhalb der Landehauptstadt zusammen. Dazu zählen beispielsweise die  Kulturgemeinschaft Stuttgart e. V. (Öffnet in einem neuen Tab), die  Südwestdeutsche Konzertdirektion Erwin Russ (Öffnet in einem neuen Tab), die  Opernfestspiele Heidenheim (Öffnet in einem neuen Tab), die  Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart (Öffnet in einem neuen Tab), die  UBS Stuttgart (Öffnet in einem neuen Tab), die  Reinhold Otto Mayer Stiftung (Öffnet in einem neuen Tab) oder der  Förderverein Kinderfreundliches Stuttgart e. V. (Öffnet in einem neuen Tab)

Mitte März 2020 musste der Konzertbetrieb durch den ersten Lockdown abgebrochen werden. Die Zeit ohne Konzerttätigkeit dauerte bis Mitte Juni 2020.

Anschließend konnten, unter für Musizierende und Publikum sehr eingeschränkten Bedingungen, eine Reihe von „Sommerkonzerten“ im Gustav-Siegle-Haus und in der Liederhalle aufgeführt werden. Musikalische Botschafter waren die Stuttgarter Philharmoniker in dieser schwierigen Zeit auf besondere Art: Unter dem Motto „Musik macht Mut“ spielten sie in kleineren Formationen fast 250 Mal vor Senioren-, Behinderten- und Pflege-Wohnheimen – und bekamen viel Beifall dafür.    

Von September bis Oktober 2020 war wieder ein zumindest eingeschränkter Konzertbetrieb möglich. Neben der Aufrechterhaltung des Konzertbetriebs bedeuteten die Anpassungen an die sich ständig ändernde Pandemielage eine der großen Herausforderungen für die Philharmoniker. Zwischen November 2020 bis Juni 2021 ruhte die Orchesterarbeit erneut - Projekte fanden nur digital statt bzw. vereinzelt in kleinen Besetzungen. Zum ersten Mal mussten die Orchestermitglieder in Kurzarbeit geschickt werden. Einzelne Konzerte in größerer Besetzung fanden wieder im Juni 2021 statt. 

Erst im Herbst 2021 konnte wieder ein einigermaßen regelmäßiger Konzertbetrieb stattfinden. Nach den Erfahrungen der vielen ausgefallenen Konzerte in den Abonnements, Rückzahlungen von Eintrittsgeldern, Gutscheinen, die den orchestereigenen Kartenverkauf vor kaum zu bewältigende Aufgaben stellten, ruhten die  Abonnements (Öffnet in einem neuen Tab) für die gesamte Spielzeit 2021/2022.

Neben der Corona-Krise beeinträchtigte ein weiterer Umstand die Arbeit: Bis zum Ende der Spielzeit verließen sowohl der kaufmännische Intendant Tilman Dost als auch der langjährige Intendant Dr. Michael Stille das Orchester und seine ohnehin sehr klein besetzte Verwaltung.

Im September 2021 begann die neue Intendantin  Carolin Bauer-Rilling (Öffnet in einem neuen Tab) ihre Arbeit. Zu Beginn hatte sie hauptsächlich mit den ungewöhnlichen Umständen der weiter andauernden Pandemie zu kämpfen.

Während des Lockdowns gingen die Stuttgarter Philharmoniker ganz neue Wege, um sich zu präsentieren: In der  Philithek (Öffnet in einem neuen Tab) erzählen Mitglieder des Orchesters in Interviews über ihre Arbeit, außerdem stellen sie in Videos Orchesterinstrumente für Kinder vor. Inzwischen findet man auch Mitschnitte der Konzerte in der Philithek.