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Landeshauptstadt Stuttgart

Mobilität

Wasserstoff-Forschung für die Mobilität der Zukunft: Lastenräder und City-Logistik

Die Entwicklungen im Online-Handel führen zu einem erheblichen Zuwachs des Logistikverkehrs in Innenstädten. Immer mehr Pakete werden zu den Konsumenten und Betrieben geliefert. Dadurch hat der Lieferverkehr in Wohngebieten stark zugenommen. Das Wasserstoff-Fahrrad bietet nun eine neue Lösung für die „letzte Meile“.

Die Landeshauptstadt Stuttgart unterstützt das Pilotprojekt für Lastenräder mit Brennstoffzellen-Antrieb. Geforscht wird dazu am Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt.

Mehr Lieferverkehr in Wohngebieten, zunehmende Luftverschmutzung, Staus und Verspätungen – die Logistik in der City steht dank des Wachstums im Online-Handel vor neuen Herausforderungen. Die Landeshauptstadt unterstützt deshalb die Suche nach emissionsarmen und praktischen Alternativen in mehreren Pilotprojekten, zum Beispiel durch die Einrichtung von Mikro-Hubs (Verteilzentren für das Umladen vom Lkw auf Fahrräder und Handkarren), die Nutzung von Parkhäusern für Logistik und die Schaffung von „Digitalen Ladezonen“. Alle diese Projekte hängen davon ab, dass emissionsfreie und winterfeste Lastenräder mit ausreichender Transportkapazität zur Verfügung stehen.

Feldversuch: Lastenräder mit Wasserstoffantrieb

Die mit Wasserstoff betriebenen Lastenräder bieten viele Vorteile gegenüber Lastenrädern mit elektrischen Batterien.

In Stuttgart werden mit Wasserstoff angetriebene Lastenräder getestet. Im Rathaus der Landeshauptstadt ist am 9. März 2023 ein entsprechender Feldversuch vorgestellt worden, der den Namen „Fuel Cell Cargo Pedelecs“ (FCCP) trägt. Koordiniert wird das Projekt vom Deutsche Zentrum für Luft‐ und Raumfahrt (DLR).

Finanziert wird es von der Europäischen Union aus Interreg‐Mitteln, beteiligt sind dreizehn Partner aus fünf Ländern. Im Stuttgarter Rathaus informierten die Vertreter von Stadt und DLR die Öffentlichkeit und Fachpublikum über das Projekt und den Start der Tests in Stuttgart. Beide Räder wurden auf dem Stuttgarter Marktplatz präsentiert. Die Umwandlung der Energie aus dem Wasserstoff leisten an den Fahrrädern montierte Brennstoffzellen.

Zwei der neu entwickelten Lastenräder werden von März bis August 2023 in Stuttgart im Killesberg‐Park und im Hauptklärwerk Mühlhausen erprobt. Im Feldversuch soll untersucht werden, ob sie sich für Transport und Logistik der Technischen Betriebe der Stadt Stuttgart sowie für die Innenstadt‐Logistik auf der letzten Meile eignen. Das Pilotprojekt soll zudem aufzeigen, welche Möglichkeiten es für einen größeren Einsatz von durch mit Wasserstoff angetriebenen Lastenrädern gibt.

Stuttgart als Testfeld für innovative Mobilitätslösungen

Die Landeshauptstadt Stuttgart fördert aktiv den fachlichen Austausch mit Kommunen und Organisationen in Europa. Stuttgart hat zudem eine lange Tradition von EU‐Projekten in vielen verschiedenen Bereichen der nachhaltigen Stadtentwicklung. Martin Körner, Leiter des Grundsatzreferates Klimaschutz, Mobilität und Wohnen bei der Landeshauptstadt Stuttgart, betonte in seinem Grußwort: „Stuttgart ist ein sehr gutes Testfeld für innovative Mobilitätslösungen und geht mit gutem Beispiel voran. Wir möchten gemeinsam mit anderen Kommunen, Organisationen und Unternehmen neue Fahrzeuge und Angebote testen und dort, wo es sinnvoll und effizient erscheint, dauerhaft einsetzen.“

In Europa leiden die Stadtbewohner unter Luft‐ und Lärmverschmutzung. Die Hälfte der Emissionen in europäischen Städten wird durch den Verkehr verursacht. Verschärft worden ist die Situation durch den expandierenden Online‐Handel, da die bestellten Waren zu immer mehr dezentralen Zielen transportiert werden. Emissionsfreie Lastenräder können eine Lösung für die immer höheren Anforderungen der Zustellung auf der letzten Meile sein, sagte Prof. Dr. Kaspar Andreas Friedrich vom Deutschen Zentrum für Luft‐ und Raumfahrt: „Lastenräder mit Brennstoffzellen verbessern den innerstätischen Transport auf der letzten Meile und ermöglichen gegenüber batteriebetriebenen Rädern deutlich längere tägliche Einsätze. Das Interreg‐Projekt wird diese Vorteile auch in Stuttgart als Teil eines europäischen Feldtests nachweisen.“

Informationen über mögliche Anwendungsfelder

Inwiefern sich Mobilitätslösungen durchsetzen werden, hängt von vielen Faktoren ab. Nicht alle werden am Ende tatsächlich im großen Stil ausgerollt und umgesetzt. Dennoch geben sie für spätere Projekte wertvolle Informationen, auf denen aufgebaut und neue Lösungen entwickelt werden können: Patrick Daude, Projektleiter für Nachhaltige Mobilität bei der Landeshauptstadt Stuttgart, betonte: „Neue Mobilitätslösungen brauchen Anwendungsfelder in Kommunen und Betrieben. Es braucht auch die Offenheit zu sagen, wenn etwas nicht funktioniert hat wie erwartet. Auch das ist ein Teil des Forschungsprojekts. Es zählen nicht nur die guten, sondern auch die schlechten Erfahrungen. Aus diesen lernen wir oft genauso viel.“

Der Lieferverkehr muss stadtverträglich, emissionsfrei und klimaneutral sein

Der Einsatz von Lastenfahrrädern zum Transport von Gütern und Paketen wird von der Landeshauptstadt Stuttgart im Themenfeld „Wirtschaftsverkehr und Citylogistik“ bereits seit einigen Jahren unterstützt. „Ziel ist es, den Lieferverkehr in der Stadt möglichst stadtverträglich, emissionsfrei und klimaneutral zu gestalten: Wir helfen den Unternehmen mit verschiedenen Maßnahmen bei der Antriebswende“, erklärte Ines Aufrecht, die Leiterin der Abteilung Koordination Stuttgart 21/Rosenstein und Zukunftsprojekte. Ein Beispiel ist das Programm „flottes Gewerbe“, in dem ausgewählte Test‐Pioniere für einen sechswöchigen Zeitraum ein individuell ausgestattetes Lastenrad inklusive Beratung und Wartung zur Verfügung gestellt bekommen.

Dr. Manuela Wohlhüter, die Wirtschaftsverkehrsbeauftragte der Stadt Stuttgart, ergänzte: „Der Markt der Lastenräder entwickelt sich rasant und es gibt ganz unterschiedliche Modelle für die verschiedensten Anwendungsfelder. Die Erfahrungen aus der Testphase der mit Brennstoffzellen betriebenen Lastenräder im Projekt FCCP ist für die Citylogistik in Stuttgart besonders spannend, weil sich daraus neue Einsatzmöglichkeiten für Lastenräder ergeben können.“

Erfahrungen für zukunftsweisende Technologien

Bei der Veranstaltung im Stuttgarter Rathaus steuerten Vertreter des Paketdienstleisters UPS Erfahrungen zum professionellen Einsatz von Lastenrädern in Innenstädten bei. Das Unternehmen setzt in Deutschland bereits rund 110 größtenteils elektrisch unterstützte Lastenräder für die Paketzustellung im städtischen Bereich ein. Sebastian Friedl, zuständig für City‐Logistik bei UPS, betonte: „Wir sondieren kontinuierlich neue Technologien und testen sie in der Praxis, um nachhaltige Lösungen zu erproben. Die Brennstoffzellentechnologie bietet diverse Vorteile, etwa die Reduzierung von Abgasen und damit die Einsparung von CO2-Emissionen. Unsere Erfahrung in der Nutzung von Lastenrädern für eine nachhaltige Gestaltung der Letzten Meile wird sicherlich helfen, zukunftsweisende Technologien zu unterstützen.“

E-Cargo Lastenräder schneller und effektiver

Interreg, oder wie es offiziell heißt, die „Europäische territoriale Zusammenarbeit“, ist Teil der Struktur- und Investitionspolitik der Europäischen Union.

Elektrisch betriebene Cargo Pedelecs sind auf der so genannten „letzten Meile“ oft schneller und effizienter als konventionelle Lieferfahrzeuge. Pedelecs mit batterielektrischem Antrieb gibt es in unterschiedlichen Größen und Ausführungen.

Im EU-Projekt FCCP (Fuel Cell Cargo Pedelces, INTERREG-Programm der EU-Kommission) testen die Städte Stuttgart, Aberdeen, Den Haag, Groningen und Issy-les-Moulineaux ab 2020 Räder mit einem Brennstoffzellen-Antrieb. Die Pedelecs werden von einem Firmenkonsortium unter Leitung des  Deutschen Instituts für Luft- und Raumfahrt (Öffnet in einem neuen Tab) entwickelt und gebaut, ein Prototyp wurde in Stuttgart auf dem Autofreien Sonntag im September 2019 präsentiert.

Das Projekt fügt sich in die Strategie der Landeshauptstadt Stuttgart ein, mehrere Entwicklungspfade auf dem Gebiet der emissionsarmen Antrieb nicht nur zu beobachten, sondern aktiv zu begleiten, also sind nicht nur batterieelektrische Antriebe, Wasserstoff und reFuels (Synthetische Kraftstoffe aus regenerativen Quellen). Das Projekt ging bis Ende 2021.

Abteilung Mobilität

Patrick Daude

Projektmanagement und Internationales

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Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Björn Offermann, Deutsches Institut für Luft- und Raumfahrt
  • Max Kovalenko/Stadt Stuttgart
  • Interreg‐Programm der EU‐Kommission
  • Max Kovalenko/Stadt Stuttgart
  • Leif-Hendrik Piechowski
  • GettyImages/AleksandarNakic
  • Stadtwerke Stuttgart