Die Hälfte der Welt ist weiblich. Auch in Stuttgart beträgt der Einwohneranteil von Frauen rund 50 Prozent. Doch nach wie vor gibt es Ungleichheit im Hinblick auf soziale, berufliche und finanzielle Gleichstellung. Dem gesetzlichen Auftrag folgend, setzt sich die Landeshauptstadt für Chancengleichheit für Frauen ein.
Frauen machen die Hälfte der Stuttgarter Bevölkerung aus. Dabei erfahren sie tagtäglich Chancenungerechtigkeit aufgrund ihres Geschlechts – ob im Beruf, bei der Kindererziehung oder im sozialen Umfeld.
Gleicher Anteil, gleiche Chancen?
Im Jahr 2019 betrug der Anteil von Frauen an der Weltbevölkerung etwa 50 Prozent (Quelle: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung) (Öffnet in einem neuen Tab). Das entspricht ungefähr dem Geschlechterverhältnis in Stuttgart: Von den rund 612.500 Einwohnern der Landeshauptstadt sind etwa 306.000 Frauen, davon rund 74.500 ausländische Mitbürgerinnen (Stand: Mai 2020, Quelle: Einwohnerstatistik, Statistisches Amt, LHS).
Ein Schwerpunkt der Gleichstellungspolitik der Stadt Stuttgart ist die Förderung, Unterstützung und Vernetzung von Frauen in zentralen Lebensbereichen. Dazu zählen unter anderem Ausbildung, Weiterbildung und Beruf, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Alter und geschlechtliche Vielfalt (Öffnet in einem neuen Tab) sowie ethnischer und sozialer Hintergrund. Die Abteilung für Chancengleichheit widmet sich diesem Handlungsfeld im Rahmen von Beratungsangeboten, Kooperationen und Projekten. Einige Beispiele werden hier vorgestellt.
Auswahl an Projekten, Aktionen und Kooperationen
Rentenkampagne: Keine Zeit verschenken – jetzt schon an die Rente denken!
mach dich schlau! Aufruf zur Klärung des Rentenanspruchs
Ziel der Social Media- und Postkartenkampagne ist es, insbesondere Frauen aufzuklären und zu inspirieren, sich mit ihrer Rente auseinanderzusetzen.
Das nachtsam.-Plakat macht auf die Sicherheit im Nachtleben aufmerksam.
Die Abteilung für Chancengleichheit unterstützt das Landesprojekt „nachtsam. Mit Sicherheit besser feiern“ (Öffnet in einem neuen Tab). Im Rahmen des Projekts wurde ein Schulungsprogramm entwickelt, das sich an Club- und Discobetreibende wendet, um für mehr Sicherheit im Nachtleben zu sensibilisieren. Gemeinsam mit der Stabsstelle Sicherheitspartnerschaft in der Kommunalen Kriminalprävention und den Stuttgarter Nachtmanagern, die in der Abteilung Wirtschaftsförderung und beim Pop Büro Region Stuttgart angesiedelt sind, ist die Kooperation verwaltungsintern zustande gekommen. Stadtweit wird nachtsam. von diversen Kooperatiospartner*innen wie dem Club Kollektiv Stuttgart e.V., der Clubkultur Baden-Württemberg sowie der Hochschule der Technik Stuttgart und der Universität Stuttgart getragen. Bei Fetz e.V., dem Frauenberatungs- und Therapiezentrum, ist die nachtsame Beratungsstelle angesiedelt.
Equal Pay Day
Equal Pay Day ist der Tag der gleichen Bezahlung von Frauen und Männern. Er findet an dem Tag statt, bis zu welchem Frauen länger arbeiten müssten, um das durchschnittliche Vorjahresgehalt von Männern zu erreichen. Als Zeichen des Protests werden an diesem Tag rote Handtaschen und Schuhe getragen.
Stadtteilprojekte für Frauen (SES)
Berufliche Frauenförderung für chancenbenachteiligte Frauen ist ein wichtiges Thema bei der Stadt Stuttgart. Als erfolgreiches Programm für das Themenfeld startete 2015 das „Stuttgarter Integrations- und Arbeitsmarktprogramm“, kurz „SINA“ genannt, welches sich an Frauen richtete, die langzeitarbeitslos oder nicht im Leistungsbezug waren und/oder sich in Eltern- oder Familienzeit befanden. Ziel war es, Frauen unabhängig von ihren Leistungsbezügen zu fördern und zum Beispiel gerade arbeitsmarktferne Frauen bei der sozialen Integration und Teilhabe zu unterstützen.
Die Erfahrungen aus den bisherigen SINA-Projektverläufen haben jedoch gezeigt, dass sich die Zielgruppen von den Förderangeboten wenig angesprochen fühlen. Die Gründe dafür könnten in der fehlenden Identifikation der Zielgruppen mit den Kategorien liegen: fehlendes Wissen über Prekarität, Stigmatisierung von prekären Lebenslagen, fehlendes Bewusstsein über Konsequenzen finanzieller und sozialer Art, unzureichendes Einkommen, Zeitmangel und Angst vor Diskriminierung beispielsweise bei Frauen mit Migrationshintergrund.
Stadtteilorientierung und Lebenslagen
Mit Stand Dezember 2018 gab es in Stuttgart 57.076 Haushalte mit Kindern unter 18 Jahren, davon waren circa 20 Prozent (11.765) alleinerziehende Haushalte in Stuttgart (Quelle: Einwohnerstatistik, Statistisches Amt, LHS). Alleinerziehende Bedarfsgemeinschaften gab es 3.829, das macht einen Anteil von etwa 33 Prozent aus (Quelle: Statistik Bundesagentur für Arbeit, Dezember 2018).
Die Lebenslagen und Lebenssituationen von Alleinerziehenden, von Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen sowie Frauen mit Kindern unter drei Jahren sind vielfältig und sehr komplex. Immer stärker rücken daher Überlegungen zur Stadtteilorientierung in den Fokus, um diesen Frauen durch ein Präventions- und Interventionsnetzwerk im Stadtteil die Teilhabe an Beratungs- und Weiterbildungsangeboten zur beruflichen Frauenförderung zu ermöglichen, unabhängig von ihrer familiären Situation.
Stadtteilorientiertes Entwicklungsprojekt
In einem öffentlichen Ausschreibungsverfahren (VOL/A) der Landeshauptstadt Stuttgart wurde das Projekt „Stadtteilorientiertes Entwicklungsprojekt“ für Alleinerziehende, Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen sowie Frauen mit Kindern unter drei Jahren, kurz (SES), vergeben, das im August 2019 startete. Im Kern geht es bei dem Projekt um die Weiterentwicklung vorhandener Strukturen und darum, ein langfristig tragfähiges Netz aus Unterstützung und Beratung zu entwickeln.
Auf Basis einer breit angelegten Analyse der Bedürfnislagen und des öffentlichen Raums in Stuttgart soll ein qualitativer und quantitativer Abgleich mit der Bestandsaufnahme der Angebote und Maßnahmen erfolgen. Das Ergebnis des Abgleichs soll ein genaues Bild über blinde Flecken, Bedürfnisse und Wünsche aufzeigen, um konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Geplant ist zudem die Einbeziehung aller relevanter Akteurinnen und Akteure sowie die Beteiligung der Zielgruppen in Form von Netzwerktreffen und Beteiligungsforen.
Mädchen und Frauen mit Migrationsgeschichte oder Fluchterfahrung
Alle Menschen sollen dieselben Chancen und Rechte haben, unabhängig ihrer sozialen und ethnischen Herkunft. Die Abteilung für Chancengleichheit und Diversity setzt sich in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachabteilungen und Anlauf- und Beratungsstellen für die Verbesserung der Zugangs- und Teilhabechancen für Frauen und Mädchen mit Migrationshintergrund in Stuttgart ein. Eine wichtige Kooperation ist der Arbeitskreis Migrantinnen.
Aktiv gegen FGM/C - Weibliche Genitalverstümmelung
Unter weiblicher Genitalverstümmelung/Beschneidung (im internationalen Kontext auch als Female Genital Mutilation/Cutting, kurz: FGM/C, bezeichnet) wird eine circa 4000 Jahre alte Praktik verstanden, die auf kulturellen und sozialen Normen basierend, die weiblichen Genitalien beschneidet. Dadurch soll die Zugehörigkeit zur Gesellschaft erreicht werden. Frauen und Mädchen leiden ein Leben lang unter den schwerwiegenden und diversen Folgen einer Verstümmelung. Aus diesem Grund gilt diese Praxis als eine schwere Menschenrechtsverletzung und wird in Deutschland strafrechtlich verfolgt.
Runder Tisch - FGM/C
Die Stadt Stuttgart will einen Beitrag zur Verhinderung der Durchführung von FGM/C leisten und Betroffene unterstützen. Die Landeshauptstadt Stuttgart hat unter der Federführung des Gesundheitsamts (Öffnet in einem neuen Tab), des Sozialamts (Öffnet in einem neuen Tab)und des Jugendamts (Öffnet in einem neuen Tab)in Kooperation mit der Abteilung für Chancengleichheit 2019 den Runden Tisch FGM/C ins Leben gerufen. Gemeinsam mit weiteren Akteur*innen soll in Stuttgart mehr Aufmerksamkeit auf das Thema FGM/C gelegt werden.
Betroffene und Ratsuchenden können sich an folgende Beratungsstellen wenden:
Die Behördennummer 115 ist in der Regel zum Festnetztarif und damit kostenlos über Flatrates erreichbar. Viele Mobilfunkanbieter haben ihre Preise den Festnetztarifen angepasst.