Hannsmann-Poethen-Literaturstipendium 2020 - Daphne Dragona und Sofia Dona
Das Hannsmann-Poethen-Literaturstipendium der Landeshauptstadt Stuttgart 2020 wurde an die Autorin Daphne Dragona und die Künstlerin Sofia Dona verliehen. Über die Vergabe des spartengreifenden Stipendiums an die beiden Künstlerinnen entschied eine Fachjury.
Das Projektvorhaben
© Sofia Dona
Wie klingt die Stadt von morgen? Was macht der Klang mit unserer Wahrnehmung? Und kann man den zukünftigen Sound beeinflussen? Diesen Fragen gehen die Autorin Daphne Dragona und die Künstlerin Sofia Dona nach.
Ausgangspunkt sind die von der Automobilindustrie entwickelten Sounds für Elektroautos der Gegenwart und der selbstfahrenden Autos der Zukunft - Akustik, die den Automotor nachahmt sowie künstliche Stimmen, die für GPS-Systeme oder KI-Software konstruiert werden.
Ausgehend von ihrer These, dass Sounddesignerinnen und -designer bei ihrer Arbeit einen männlichen Fahrer im Blick haben, fragen die Stipendiatinnen kritisch: Was bedeutet diese Annahme und die Produktion der damit verbundenen Fake-Sound für den Rhythmus und das Gefühl einer Stadt? Können längst etablierte Formen der Geschlechterverzerrung im Zeitalter der verstärkten Automatisierung in Frage gestellt und verändert werden? Was ändert sich, sobald autonome Elektroautos, lautlos, oder mit stilisierten Klang, als neue Akteure den sozialen Raum betreten?
Ihr Ziel ist eine Debatte über geschlechterspezifische Entwicklung von neuen Technologien, um die Reproduktion von Stereotypen und Vorurteilen zu vermeiden.
Daphne Dragona und Sofia Dona nähern sich dem Thema literarisch-künstlerisch. In einem begehbaren Raum mit Text-Videoinstallationen fließen menschliche Stimmen, maschinelle Klänge, fiktive und reale Geschichten zu einer neuen Erzählung zusammen - inspiriert von Stuttgarter Sounds der Gegenwart, Literaturrecherche, Archivmaterial, Studien und ausgiebiger Feldarbeit.
Die Stipendiatinnen
© Adam Berry
Daphne Dragona ist Autorin und Kuratorin. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit künstlerischen Praktiken und Methoden, die zeitgenössische Machtformen herausfordern. Ihr aktuelles Interesse gilt offenen, experimentellen und kollaborativen Formaten in Forschung, Texten und künstlerischer Produktion.
Weitere Informationen
© Sofia Dona
Sofia Dona ist Künstlerin und Architektin. Sie studierte Architektur an der Nationalen Technischen Universität in Athen und Kunst im Öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien an der Bauhaus-Universität Weimar. Ihre Installationen, Videoarbeiten, Interventionen und Performances beschäftigen sich mit sozialen, wirtschaftlichen und politischen Fragen. Dabei hinterfragt sie insbesondere etablierte Alltagsvorstellungen, die Phänomene der Vertreibung und die architektonischen Symbole der Macht.
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