Stuttgart wird älter – und darin liegt eine Chance. Ältere Menschen sind weit mehr als nur eine demografische Herausforderung: Sie sind wertvoll für Familien, die Wirtschaft und die Stadtgesellschaft. Mit ihrer Lebenserfahrung, ihrem Wissen und ihrem Engagement bereichern sie das Leben in der Landeshauptstadt.
Wissensschatz mit großem Potenzial
Die Zahlen des Statistischen Amtes Stuttgart aus dem Jahr 2023 sind eindeutig: Fast jeder dritte Haushalt in Stuttgart wird von Menschen ab 60 Jahren bewohnt. Diese demografische Entwicklung offenbart eine oft übersehene Ressource – das große Potenzial erfahrener und engagierter Menschen. Besonders aktiv sind die „jungen Alten": 30 Prozent der 54- bis 74-Jährigen engagieren sich ehrenamtlich – keine andere Altersgruppe ist aktiver. Sie leiten Vereine, helfen Nachbarn, sind Lesepaten in Schulen oder bringen ihre Expertise in vielfältige Projekte ein.
Deshalb will die Stadt Stuttgart gezielt Strukturen schaffen, die diese Lebensphase stärken und wertschätzen. Altersfreundliche Angebote in den Bereichen Gesundheit, Sicherheit und gesellschaftliche Teilhabe erleichtern nicht nur das Leben älterer Menschen, sondern kommen oft auch anderen Altersgruppen zugute. So entsteht eine Stadt, in der Menschen jeden Alters gerne leben und sich wohlfühlen.
Neue Altersbilder statt alter Klischees
Eine zentrale Voraussetzung für diese positive Entwicklung sind zeitgemäße Altersbilder. Während das 65. Lebensjahr früher oft als das Ende des aktiven Lebens und als Beginn des Rückzugs ins Private galt, stehen heute viele Menschen in diesem Alter noch mitten im Berufsleben, gründen Unternehmen oder starten völlig neue Lebensprojekte. Diese Erkenntnis setzt sich als gesellschaftliches Leitbild jedoch nur allmählich durch.
Dies betont auch der Neunte Altersbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2025 und fordert einen grundlegenden Wandel: weg von überholten Vorstellungen, die Alter mit Passivität und Gebrechlichkeit gleichsetzen, hin zu einem differenzierten Bild, das Alter als Phase der Aktivität und des Potenzials versteht. Dabei blendet der Altersbericht die bestehenden Herausforderungen keineswegs aus: Altersarmut, Pflegebedürftigkeit und gesundheitliche Einschränkungen bleiben weiterhin im Fokus. Eine moderne Alterspolitik muss folglich sowohl die Potenziale als auch die Risiken des Alters in den Blick nehmen.
Diese ganzheitliche Perspektive spiegelt sich auch in der internationalen Debatte wider. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versteht Altern als lebenslangen Prozess, der sämtliche Lebensbereiche durchdringt – von Arbeit und Mobilität bis hin zu Ehrenamt und gesellschaftlicher Teilhabe. Eine altersfreundliche Gesellschaft stärkt laut WHO nicht nur das Leben älterer Menschen, sondern auch das Miteinander aller Generationen.
Programm "Unser Stuttgart – in jedem Alter!"
Vor diesem Hintergrund ist Stuttgart im Jahr 2022 nach einem Gemeinderatsbeschluss dem internationalen WHO-Netzwerk „Age-friendly Cities and Communities" (Öffnet in einem neuen Tab) beigetreten. Mit diesem Schritt reagiert die Stadt auf den demografischen Wandel und möchte eine noch altersfreundlichere Stadt werden.
Die Umsetzung des WHO-Programms erfolgt unter dem Titel „Unser Stuttgart – in jedem Alter!“. Dazu wird ein breiter Beteiligungsprozess angestoßen. Dabei werden sowohl die Altersfreundlichkeit der Stadt bewertet als auch die Bedürfnisse älterer Menschen systematisch erfasst. Auf dieser Grundlage entsteht ein Handlungskonzept.
Für die erfolgreiche Gestaltung einer altersfreundlichen Stadt braucht es viele Partner: zivilgesellschaftliche Initiativen und Interessenvertretungen, Sozialverbände, privatwirtschaftliche Unternehmen sowie alle städtischen Ämter, die zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.