Über diese Fragen sprach Oberbürgermeister Fritz Kuhn mit dem Municipal Commissioner Sitaram Kunte und Bürgermeisterin Snehal Ambekar in Mumbai. Dabei stellte Kuhn, der als Oberbürgermeister die Aufgaben der indischen Amtskollegen in sich vereint, den Innovationsstandort Stuttgart vor.
Lebensqualität stärken und gute Bedingungen schaffen
Kuhn warb für die Verantwortung von Politik und Wirtschaft, gute Lebensbedingungen zu schaffen: "Städte können vom internationalen Austausch profitieren, müssen jedoch, egal ob Großstadt oder Megacity, den für sich richtigen Weg finden. Eine Blaupause für Städte gibt es nicht", betonte Kuhn, der am Montag, 26. Januar, nach Stuttgart zurückkehrte. Sicherheit spiele eine zentrale Rolle.
Kuhn: Bürger sind Experten des Alltags
Auf einem Kongress zur lebenswerten Stadt hob Kuhn hervor, wie wichtig es für eine nachhaltige, soziale Entwicklung ist, die Einwohner mit einzubeziehen. "Die Bürger sind die Experten des Alltags - auch in einer Megacity wie Mumbai." Der kulturelle Reichtum großer Städte müsse geschickt genutzt werden.
Selbstorganisierte Projekte fördern
Ein Besuch der Organisation BUILD im Stadtteil Appapada zeigte, wie dies aussehen kann. Rund 140.000 Menschen leben in diesem Slum. Gemeinsam mit den Bewohnerinnen entwickelt BUILD Ideen für ein menschenwürdiges und zukunftsfähiges Leben. Mit Erfolg: Durch selbstorganisierte Mikrofinanzierungs- und Ausbildungsprojekte sind die Frauen finanziell unabhängiger und gestalten die Gemeinschafts-strukturen aktiv mit.
Kuhn ermutigte sie, diesen Weg weiterzugehen und pflanzte eine Kokospalme. Diese Pflanze hatten die Bewohnerinnen ausgewählt, da ihre Frucht als Symbol für das Leben und die Freundschaft steht.
Unternehmen aus Baden-Württemberg vor Ort
Oberbürgermeister Kuhn besuchte mit dem Minister für Bundesrat, Europa und internationale Angelegenheiten Baden-Württembergs, Peter Friedrich, der zeitgleich vor Ort war, das Ausbildungszentrum der Deutsch-Indischen Handelskammer in Mumbai. Dort werden seit vielen Jahren Hochschulabsolventen nach dem Prinzip des Dualen Systems ausgebildet - in Zusammenarbeit mit Unternehmen in Stuttgart und Baden-Württemberg wie etwa Bosch, Mercedes-Benz, BASF und Lapp.
Das anspruchsvolle Ausbildungsprogramm gilt für junge Menschen als ein begehrtes Sprungbrett für die berufliche Karriere. Etwa 30 Prozent der Bevölkerung in Mumbai ist jünger als 15 Jahre, was für die Zukunft der Stadt große Chancen bietet.
Indische Unternehmen nach Stuttgart holen
Um Stadt und Land als Wirtschaftsstandort ging es auch beim Wirtschaftstag, den die städtische Wirtschaftsförderung zusammen mit Baden-Württemberg International ausrichtete. Der Wirtschaftstag bot 150 indischen Mittelständlern eine Plattform zur Information über die Marktchancen in Stuttgart.
Kuhn warb mit der Offenheit seiner Stadt und ermutigte indische Unternehmer, den Schritt nach Stuttgart zu wagen. Aus der Veranstaltung resultierten zahlreiche Anfragen, vor allem von Unternehmen aus den Bereichen Film, Engineering, IT, Biotechnologie und Maschinenbau. Das Interesse bezog sich sowohl auf die Eröffnung von Niederlassungen in Stuttgart, als auch auf die Suche nach Kooperationspartnern.
Energiewende ist Herausforderung für Großstädte
Im anschließenden Workshop zum Thema Umwelttechnologien vertiefte der Oberbürgermeister das Thema Urbanisierung der Energiewende als Herausforderung für Großstädte. Teilnehmer waren Unternehmer aus dem Bereich erneuerbare Energien und Abwassertechnik - Themen, die die politischen Akteure Mumbais auf ihrer Agenda haben. Baden-Württembergische Unternehmen stellten ihre innovativen Technologien vor, mit denen der Umweltverschmutzung begegnet werden kann.
Mumbai seit 1968 Partnerstadt von Stuttgart
Stuttgart und Mumbai sind seit 1968 Partnerstädte. Das Verhältnis ist vielfältig und lebt vom gegenseitigen Austausch besonders im Bildungs- und Hochschulbereich. Dieser wurde vertieft durch das zeitgleiche Treffen Stuttgarter Studierender mit ihren sonst virtuellen Partnern aus Mumbai, St. Louis und Stellenbosch im gemeinsamen Online-Seminar zu Menschenrechtsfragen.