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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

OB Kuhn: Hohe Feinstaubwerte am Neckartorzeigen die Richtigkeit und Notwendigkeit des Feinstaub-Alarm - Ende am Freitag, 22. Januar, 24 Uhr

In der Landeshauptstadt Stuttgart (Umweltzone) gilt nach wie vor Feinstaub-Alarm. Der Feinstaub-Alarm endet am Freitag, 22.Januar, 24.00 Uhr.

Beginn:
seit Montag, 18. Januar, 00.00 Uhr für den Autoverkehr
seit Sonntag, 17. Januar, 18.00 Uhr für Komfort-Kamine

Ende:
Der Feinstaub-Alarm endet am Freitag, 22. Januar, 24 Uhr.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für Samstag und Sonntag eine deutliche Verbesserung des Austauschvermögens der Atmosphäre in Stuttgart prognostiziert. An beiden Tagen werden die schadstoffrelevanten Kriterien, die zu einer Auslösung des Feinstaub-Alarms führen, nicht erfüllt. Die Voraussetzungen für eine Aufhebung des Alarms sind gegeben: Der Feinstaub-Alarm endet am Freitag, 24.00 Uhr.

Die Landeshauptstadt Stuttgart hatte am Samstag, 16. Januar, zum ersten Mal Feinstaub-Alarm ausgelöst. Der Alarm gilt seit Sonntag, 17. Januar, 18.00 Uhr für sogenannte Komfort-Kamine und seit Montag, 18. Januar, 0.00 Uhr für den Kraftfahrzeugverkehr. Er dauert aufgrund der anhaltenden Inversionswetterlage noch bis einschließlich Freitag, 22. Januar, 24.00 Uhr an.

Ziel des Feinstaub-Alarms ist es, bei stark austauscharmen Wetterlagen in Stuttgart die erwartbare Belastung mit Feinstaub und Stickstoffdioxiden zu reduzieren. Die Landeshauptstadt Stuttgart appelliert gemeinsam mit dem Ministerium für Verkehr und Infrastruktur und dem Regierungspräsidium Stuttgart daher an die Bevölkerung in Stuttgart und in der Metropolregion, das Auto in der Umweltzone Stuttgart möglichst nicht zu nutzen und auf den Betrieb von sogenannten Komfort-Kaminen, die nur als zusätzliche Wärmequelle dienen, zu verzichten. Grundsätzlich ausgenommen sind Wohnungen, die ausschließlich mit solchen Einzelraumfeuerungen beheizt werden.

Spitzenwerte am Neckartor
Die Feinstaub-Werte an der Messstelle Am Neckartor haben in den vergangenen Tagen Spitzenwerte erreicht. Nach Mitteilung der Landesanstalt für Umwelt und Messungen (LUBW) lag der Tagesmittelwert für Feinstaub an dieser hoch belasteten Kreuzung am ersten Tag des Feinstaub-Alarms bei knapp 90 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Am Dienstag wurden durchschnittlich etwa 140 Mikrogramm, am Mittwoch etwa 120 Mikrogramm je Kubikmeter Luft gemessen. Der EU-Grenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft wurde überschritten. Die EU schreibt aus Gründen des Gesundheitsschutzes vor, dass der Grenzwert nicht öfter als an 35 Tagen pro Jahr überschritten werden darf. Die aktuellen Werte werden auf der Seite der LUBW veröffentlicht.

Dr. Ulrich Reuter, Stadtklimatologe beim Amt für Umweltschutz der Landeshauptstadt Stuttgart, sagte zu den Messwerten: "Aktuell ist es im Stuttgarter Kessel praktisch windstill und die inversionsbedingte Einschränkung des Austauschvermögens der Atmosphäre hat sich verschärft. Die ausgestoßenen Schadstoffe verharren momentan im Stadtraum und führen letztlich zu diesen Spitzenkonzentrationen." Zudem sei ein gewisser "Aufsummierungseffekt" bei dieser anhaltenden stabilen Wetterlage festzustellen. "Vermutlich wurde aufgrund der Kälte in den vergangenen Tagen auch mehr geheizt", so Reuter weiter, wodurch die Schadstoffbelastungen weiter gestiegen sein könnte.

Für das Wochenende wird vom DWD eine Verbesserung des Austauschvermögens der Atmosphäre vorhergesagt. "Das führt zu einer Verdünnung und Verteilung der Luftschadstoffe. Die Belastung geht voraussichtlich wieder zurück", so Reuter. Eine Prognose, wann der nächste Feinstaub-Alarm in Stuttgart ausgelöst wird, kann der Stadtklimatologe nicht geben: "Wir müssen die nächsten Wettermeldungen des Deutschen Wetterdiensts abwarten. Momentan können wir keine verlässlichen Aussagen dazu machen."

OB Kuhn: "Der Feinstaub-Alarm ist richtig und notwendig"
Oberbürgermeister Fritz Kuhn erklärte zu den aktuellen Messergebnissen: "Der Feinstaub-Alarm ist richtig und notwendig. Der Anstieg im Vergleich zu den Vortagen zeigt, welchen Einfluss die Wetterlage auf die Feinstaubbelastung hat und wie hoch die Belastung durch Feinstaub ist. Deshalb lösen wir den Alarm aus, wenn das Austauschvermögen der Luft stark eingeschränkt ist." Außerdem werde deutlich, wie notwendig der Verzicht auf das Auto bei erwartbar schadstoffträchtiger Wetterlage sei.

Kuhn sagte: "Diese ersten Messergebnisse sind eine Botschaft an alle Autofahrer, insbesondere aber an die, die dem Feinstaub-Alarm kritisch oder ablehnend gegenüber stehen: Leisten Sie Ihren Beitrag, damit die Luft in Stuttgart besser wird, überdenken Sie, ob Sie wirklich immer das Auto brauchen, suchen Sie nach umweltfreundlichen Mobilitätsalternativen. Nur gegen den Feinstaub-Alarm zu wettern, senkt die Werte nicht."

Der OB bekräftigte zugleich, wenn die Freiwilligkeit nicht zur nachhaltigen Verringerung der Schadstoffwerte führe, werde es ordnungspolitische Maßnahmen wie zum Beispiel Fahrverbote geben müssen. Kuhn: "Wir müssen in Stuttgart die EU-Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid einhalten, besser noch: deutlich unterschreiten - am besten freiwillig, notfalls unter Zwang."

Kuhn sagte weiter: "Das Thema bewegt die Menschen enorm. Die Konsequenzen der hohen Schadstoffbelastung im Stuttgarter Kessel sind noch nie so intensiv diskutiert worden. Das ist wichtig, denn wir wollen mit dem freiwilligen Feinstaub-Alarm die Menschen ja zum Umdenken bewegen. Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Wir werden weiter dafür werben, den Feinstaub-Alarm ernst zu nehmen und darüber nachzudenken, ob es denn immer das Auto sein muss."

Die Auswertung des Feinstaub-Alarms anhand von Verkehrsdaten erweist sich erwartungsgemäß als komplex. Erste Daten anhand von Verkehrszählungen der Integrierten Verkehrsleitzentrale an ausgewählten Zählstellen deuten auf einen geringen Rückgang des Autoverkehrs am Montag, dem ersten Tag mit Feinstaub-Alarm, von etwa 3 Prozent bezogen auf den ganzen Tag in der Landeshauptstadt hin. Dabei wurde der ein- und ausfahrende Autoverkehr mit einem Vergleichszeitraum im Vorjahr verglichen.

Stark eingeschränkter Luftaustausch

Bei Feinstaub-Alarm besteht eine austauscharme Wetterlage: Warmluft in den höher liegenden Luftschichten verhindert, dass kalte Luft im Stadtkessel entweichen kann. Die Luft kann dadurch nicht mehr zirkulieren, Schadstoffe "stauen" sich in tieferen Lagen. An diesen Tagen steigt die Schadstoff-Konzentration stark an, es besteht die Gefahr von Überschreitungen der Grenzwerte. Vor allem im Winter kann es zu erhöhten Luftschadstoffwerten kommen, da in dieser Jahreszeit häufiger Wetterbedingungen herrschen, die eine Anreicherung von Feinstaub und Stickstoffdioxid begünstigen und eine Verdünnung und Verteilung in der Atmosphäre behindern.

Feinstaub-Alarm wird ausgelöst, sobald der Deutsche Wetterdienst (DWD) an mindestens zwei aufeinanderfolgenden Tagen ein stark eingeschränktes Austauschvermögen der Atmosphäre prognostiziert. Der Feinstaub-Alarm kann mehrere Tage lang andauern. Zur Aufhebung des Feinstaub-Alarms muss der DWD eine nachhaltige und deutliche Verbesserung des Austauschvermögens prognostizieren, eine eintägige Unterbrechung der starken Einschränkung des Austauschvermögens reicht hierbei nicht aus.

An der Stuttgarter Messstation Am Neckartor wurde der EU-Feinstaub-Wert 2015 an insgesamt 72 Tagen überschritten. Auch in den Jahren davor lag die Zahl der Überschreitungstage jeweils über 35. Deshalb hat die Europäische Kommission gegen die Bundesrepublik Deutschland ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, in dessen Folge dem Land unter Umständen Strafzahlungen in sechsstelliger Höhe je Überschreitungstag drohen.

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