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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Ergebnisse des Projekts zur Einbruchsprävention in Stuttgart Nord vorgestellt

Stuttgart ist eine der sichersten deutschen Großstädte. Dennoch verunsichern Wohnungseinbrüche die Bürger. Um Erkenntnisse zu gewinnen, wie sich Einbrüche verhindern lassen könnten, hat die Stadt im Rahmen eines europäischen Projekts des Städtenetzwerks EFUS (europäisches Forum für urbane Sicherheit) eine Studie in sechs Stadtteilen des Stadtbezirks Nord durchgeführt.

Stadt und Polizei haben die Studie am 4. März 2016 vorgestellt. Ein zentrales Ergebnis: Drei von vier Befragten fühlen sich in ihrem Bezirk sicher. Im Vergleich zum Vorjahr ist das Sicherheitsgefühl der Bewohner sogar angestiegen.

Umfragen und Präventionsmaßnahmen in 2014/15

Die Studie bestand aus drei Abschnitten. Im September 2014 wurden 2.500 Haushalte angeschrieben und zum Thema Wohnungseinbruch befragt. Zwischen Oktober 2014 und März 2015 wurde anschließend eine Reihe von Präventionsmaßnahmen umgesetzt. Eine abschließende Nachbefragung vom 3. März bis 10. April 2015 ermittelte die Auswirkungen dieser Maßnahmen.  

Bereits im Frühjahr 2015 hat Bürgermeister Dr. Martin Schairer die Ergebnisse der ersten Befragung zur Einbruchsprävention in Stuttgart-Nord vorgestellt. Er sagte bei der Vorstellung der abschließenden Befragung: "Wir haben zunächst einmal wichtige Erkenntnisse zur Einbruchsbedrohung, zur Einbruchsprävention, zu den Möglichkeiten des technischen Einbruchschutzes und zur Informationsgewinnung der Bürger zum Einbruchschutz gewonnen.

Wichtige Hinweise für alltägliche polizeiliche Beratung

Die Analyse lieferte auch wertvolle Erkenntnisse darüber, welche Einbruchschutzmaßnahmen die Bürger im Untersuchungsgebiet schon ergriffen haben und mit welchem finanziellen Aufwand. Schließlich wurde deutlich, aus welchen Gründen etliche Befragte bisher keine Maßnahmen zum Einbruchschutz ergriffen haben."

Auch für die Präventionsarbeit des Polizeipräsidiums Stuttgart lieferten die Auswertungen zu dieser Befragung wichtige Hinweise für die alltägliche polizeiliche Beratungspraxis, wie der Referatsleiter Prävention beim Polizeipräsidium Stuttgart, Ludwig Haupt, berichtete.

Die zweite Befragung zur Einbruchsprävention hatte das Ziel, Erkenntnisse zu liefern, ob die im Vorfeld der Befragung verstärkten Präventionsmaßnahmen des Polizeipräsidiums wahrgenommen wurden, wie sie bewertet werden und ob sie die Bürger bewegt haben, Präventionsmaßnahmen erstmals oder erneut zu ergreifen.

Die Befragungen

Beide Befragungen waren zentraler Bestandteil eines EU-Forschungsvorhabens des "Europäischen Forums für Urbane Sicherheit (EFUS)". Das Ziel war die Gewinnung von Erkenntnissen zum Präventionsverhalten der Bevölkerung. Dadurch sollen Optimierungsmöglichkeiten der laufenden Präventionsarbeit der Sicherheitsbehörden abgeleitet werden.

Die Studie wurde unter der Federführung der Stabsstelle Kommunale Kriminalprävention beim Referat Recht, Sicherheit und Ordnung (RSO/KKP) und dem Statistischen Amt der Landeshauptstadt Stuttgart durchgeführt. Dies erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Referat Prävention des Polizeipräsidiums Stuttgart.

Die Studie setzte sich methodisch zusammen aus einer ersten allgemeinen Repräsentativbefragung der Bevölkerung zur Kriminalprävention im Wohngebiet, die vom 24. September bis 6. November 2014 stattfand. Ausgewählt wurden die Stadtteile Weißenhof, Mönchshalde, Relenberg, Lenzhalde, Bismarckturm und Killesberg im Stadtbezirk Stuttgart-Nord mit insgesamt etwa 15 000 Einwohnern, weil hier im Winterhalbjahr 2013/2014 eine im Verhältnis zur Einwohnerzahl vermehrte Anzahl von Wohnungseinbrüchen durch die Polizei registriert wurde.

Die zweite, nun vorgestellte Befragung wurde im Zeitraum vom 3. März bis 10. April 2015 im selben Untersuchungsgebiet gleichfalls als schriftliche Befragung durchgeführt. Befragt wurden wieder rund 2.500 volljährige Einwohner mit Hauptwohnung, die per Zufallsverfahren aus dem Einwohnerregister gewonnen wurden. Beide Befragungen waren freiwillig. An der ersten Befragung beteiligten sich 57 Prozent der angeschriebenen Personen, an der zweiten Befragung 64 Prozent.

Sicherheitsgefühl und Einbruchsbedrohung im Untersuchungsgebiet

Im Rahmen beider Befragungen wurde das allgemeine Sicherheitsgefühl in der Wohngegend erfragt, das insgesamt als sehr hoch einzustufen ist. Bei beiden Erhebungen stimmten genau 76 Prozent der Befragten der Aussage "Meine Wohngegend ist ein Wohnort, an dem ich mich sicher fühle" "voll und ganz" oder "eher zu" (vgl. Tabelle 1).

Während sich das generelle Sicherheitsgefühl also nicht verändert hatte, hat sich das Bedrohungsgefühl durch Wohnungseinbrüche verbessert. Von einem "Wohnungseinbruch in Abwesenheit" fühlten sich bei der ersten Befragung 35 Prozent der Befragten "sehr stark" beziehungsweise "stark" bedroht, bei der zweiten Befragung sind es 30 Prozent.

Noch deutlicher zurückgegangen ist das Bedrohungsgefühl bei einem "Wohnungseinbruch bei Anwesenheit". Hier sehen sich aktuell 9 Prozent "sehr stark" beziehungsweise "stark" in einer Bedrohungssituation; bei der ersten Befragung lag der Anteil der Befragten bei 15 Prozent (vgl. Tabelle 2).

Präventionsverhalten

Schon bei der ersten Befragung hatte sich ein erfreulich hoher Kenntnisstand zum Thema Einbruchsprävention bei den Einwohnern des Stadtbezirks herauskristallisiert, als 56 Prozent angegeben haben, dass sie "etwas darüber wissen" und 22 Prozent, dass sie "viel darüber wissen". Nun sind diese Prozentanteile mit 57 Prozent beziehungsweise 25 Prozent weiter angestiegen (vgl. Tabelle 3).

Ergriffene Einbruchschutzmaßnahmen

Über die Hälfte der Befragten (54 %) gaben bei der ersten Befragung an, konkrete Maßnahmen gegen einen Einbruch in der Wohnung oder dem Haus ergriffen zu haben. Bei der zweiten Befragung ist dieser Anteil auf 60 Prozent angestiegen (vgl. Tabelle 4).

Konkret geben die Befragten an, dass die Schutzmaßnahmen im Wesentlichen aus technischen Einbruchschutzmaßnahmen an "Haustür/Wohnungstür" und "Fenster/Fenstertüren/Rollläden" bestehen. "Elektronische Sicherungen (z. B. Alarmanlagen, Videoüberwachung)" spielen nur eine untergeordnete Rolle (vgl. Tabelle 5).

Bereitschaft zukünftig in Sicherheitstechnik zum Einbruchschutz zu investieren

Die Bereitschaft, zukünftig in (weitere) Sicherheitstechnik zu investieren, ist überwiegend groß. Gut die Hälfte (51 %) antworten bei dieser Frage mit "eher bereit" und 26 Prozent mit "auf jeden Fall bereit" (vgl. Tabelle 6). Gegenüber der ersten Befragung ist der Anteil der Befragten, die mit "eher bereit" antworten (51 %), gleich geblieben, aber der Befragtenanteil, der "auf jeden Fall bereit" dazu ist, ist um 6 Prozentpunkte gestiegen.

Warum wurden die Maßnahmen ergriffen?

Ein Drittel der Befragten berichten, dass sie persönliche Maßnahmen zum Einbruchschutz "aufgrund von Erfahrungen von Nachbarn, Verwandten, Bekannten" ergriffen haben, 21 Prozent "aufgrund eigener Erfahrungen". Fast die Hälfte der Befragten (49 %) hat solche Schutzvorkehrungen freilich ohne konkreten Anlass getroffen (vgl. Tabelle 7).

Anlass für die Beschäftigung mit dem Thema Einbruchschutz

Warum beschäftigen sich die Einwohner des Untersuchungsgebietes mit dem Thema Einbruchschutz? Eine unmittelbare "eigene Einbruchserfahrung" ist nur bei 22 Prozent der Befragten der Auslöser; vielmehr sind es vor allem mittelbare "Einbruchserfahrungen von Nachbarn, Verwandten, Bekannten", die dieses Thema in das Bewusstsein bringen (58 %).

Eine wichtige Rolle spielen auch Presseberichte (48 %). Rund ein Viertel der Befragten (23 %) indessen geben an, dass sie durch "Polizeiliche Informationen (wie Infostände/Internet)" und 16 Prozent durch gezielte "Polizeiliche Beratung" mit der Thematik Einbruchschutz in Berührung gekommen sind (vgl. Tabelle 8).

Wahrnehmung der polizeilichen Vorbeugungsmaßnahmen

Das Polizeipräsidium Stuttgart hat im Rahmen des Forschungsprojekts in den ausgewählten Teilen des Stadtbezirks Nord von Oktober 2014 bis März 2015 verschiedene zusätzliche Präventionsmaßnahmen zur Vorbeugung von Einbrüchen ergriffen, die nun mittels der Befragung auf ihre Wahrnehmung hin überprüft wurden.

Etwas mehr als die Hälfte der Befragungsteilnehmer (51 %) haben allerdings keine Maßnahmen wahrgenommen (vgl. Tabelle 9). Von den wahrgenommenen Maßnahmen sind "Flyer im Briefkasten" (31 %), "Informationsstand der Polizei" (30 %) und "Fußstreife im Wohngebiet" (28 %) die am häufigsten genannten. 20 Prozent haben ferner das "Ansprechen durch Polizei auf Schwachstellen (wie gekippte Fenster, angelehnte Haustüren)" erlebt oder registriert. Eine nachgeordnete Wahrnehmungsbreite kommt dem Theaterstück "Der ungebetene Gast" zu (8 %).

Bewertung der wahrgenommenen Maßnahmen

Wie werden die durch die Stuttgarter Polizei ergriffenen Maßnahmen zur Einbruchsvorbeugung von der Bevölkerung im Untersuchungsgebiet bewertet? Abgesehen von der speziellen Präventionsmaßnahme des Theaterstücks - die den meisten Befragten möglicherweise nicht bekannt war - werden diese Maßnahmen alles in allem weit überdurchschnittlich gut bewertet (vgl. Tabelle 10).

Fast uneingeschränkt positiv bewerten die Antwortgebenden das direkte "Ansprechen der Polizei auf Schwachstellen (wie gekippte Fenster, angelehnte Haustüren)" (63 % mit "sehr gut" und "gut"), wenngleich bei dieser Maßnahme 27 Prozent keine Bewertung abgeben können ("weiß nicht").

Deutlich mehr Befragte können bei den übrigen polizeilichen Maßnahmen ein Votum abgeben. Dabei erhält die "Fußstreife der Polizei im Wohngebiet" die höchsten Bewertungsanteile bei "sehr gut" (39 %, "gut" : 24 %), aber auch höhere negative Bewertungen ("schlecht" und "sehr schlecht": 12 %).

Die Maßnahmen "Informationsstand der Polizei" und "Flyer im Briefkasten" werden zu 22 Prozent beziehungsweise 18 Prozent mit "sehr gut" bewertet, erhalten aber relativ hohe Prozentanteile mit dem Bewertungsurteil "gut" (45 bzw. 43 %).

Tabellen im PDF-Format

Ergebnisse des Projekts zur Einbruchsprävention in Stuttgart Nord (PDF)

Fazit

Bürgermeister Dr. Martin Schairer fasste die Ergebnisse der Präventionsanalyse zusammen: "Die ersten Auswertungsergebnisse der beiden Befragungen haben, auch dank einer sehr guten Teilnahmebereitschaft der Bevölkerung, bereits wichtige, neue und aufschlussreiche Erkenntnisse zu Tage gefördert. Diese werden dazu beitragen, das Verhalten der Bevölkerung mit Blick auf vorbeugende Schutzmaßnahmen vor Einbrüchen besser zu verstehen und zugleich die Arbeit der Sicherheitsbehörden hier zu verfeinern.

Weitere detaillierte Analysen werden folgen und in den nationalen und internationalen Fachgremien diskutiert werden. Auf jeden Fall hat sich für mich die enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit der Kriminalitätspräventionsstellen in meinem Referat und beim Polizeipräsidium Stuttgart sowie die fachlich profunde Arbeit des Statistischen Amtes ausgezahlt.

Aufschlussreich ist es auch, dass Postwurfsendungen zum Thema Einbruchschutz ein geeignetes Mittel zur Information und Sensibilisierung der Bürgerinnen und Bürger darstellen. Wir haben uns dazu entschlossen, auch dieses Medium verstärkt einzusetzen." 

Quote der technischen Sicherungen steigern

Der Referatsleiter des Referats Prävention des Polizeipräsidiums Stuttgart, Ludwig Haupt erklärte:

"Gemeinsame Präventionsarbeit zeichnet sich aus! Intensivierte Aufklärungs- und Sensibilisierungsmaßnahmen von Polizei und Stadt zum Thema Einbruchschutz steigern nicht nur die Bereitschaft zur Investition in Sicherungstechnik, sondern auch die tatsächlich ergriffenen technischen Schutzmaßnahmen. Diese Erkenntnis bekommt umso größere Bedeutung, da nach wie vor ca. 40 Prozent der Einbrüche wegen vorhandener funktionstüchtiger Sicherungsmaßnahmen im Versuchsstadium stecken bleiben. Somit ist es für uns ein wichtiges Ziel, die Quote der technischen Sicherungen sukzessiv zu steigern. Die Arbeit der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle ist hierbei ein wichtiger Baustein. Das aktive Zugehen auf die Bürgerinnen und Bürger und die polizeiliche Präsenz auf der Straße scheinen wichtige Aspekte in der Präventionsarbeit zu sein. In diesen Bereichen wurden die Präventionsmaßnahmen als solche vorwiegend als positiv bewertet. Dies zeigte sich nicht zuletzt auch anhand der unmittelbaren Resonanz gegenüber den eingesetzten Beamtinnen und Beamten."

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