Die Konferenz "Energy Cities" bringt Fachleute aus 28 Ländern zusammen, zumeist aus Europa aber auch aus Algerien, Aserbaidschan oder der Türkei. Sie stellen lokale Lösungen für den Klimaschutz vor. Der Austausch an Ideen und Expertise soll helfen, kluge Ansätze zu verbreiten. Veranstalter sind das Amt für Umweltschutz gemeinsam mit dem Städtenetzwerk.
Urbanisierung der Energiewende
Oberbürgermeister Fritz Kuhn sagte am Donnerstag, 27. April, in seiner Begrüßung im Rathaus: "Stuttgart soll bis 2050 ohne Atom- und Kohlestrom auskommen. Dafür haben wir rechtzeitig die Weichen gestellt. Denn so ein Fernziel erreichen wir nur, wenn wir uns jetzt auf den Weg machen und uns an klaren Vorgaben orientieren." Stuttgart arbeite anhand des Konzepts zur "Urbanisierung der Energiewende", wonach bereits 2020 20 Prozent weniger Energie verbraucht werden soll als im Vergleichsjahr 1990. Außerdem soll in drei Jahren 20 % der Energie aus Erneuerbaren Quellen stammen. "Die Zwischenbilanz ist vielversprechend: 2015 haben wir bereits 23 % Primärenergie einsparen können und 14,5% stammen aus Erneuerbaren Quellen." Nach Angaben des Amts für Umweltschutz spielt bei diesen Zahlen auch die bundesweit positive Entwicklung der Erneuerbaren Energien eine Rolle. Noch vor der Sommerpause will das Amt dem Gemeinderat hierzu berichten.
Kuhn unterstrich, dass in Stuttgart bis 2050 soll die Energieeinsparung gar auf 50 % steigen und die Energie nur noch aus Erneuerbaren Quellen stammen. Der OB wörtlich: "Dies erreichen wir mit drei Schritten: den Verbrauch senken, die Effizienz steigern und konsequent umsteigen auf Erneuerbare Energien." Für eine Industriestadt wie Stuttgart sei dies herausfordernd. "Unternehmen, Handel, Dienstleistungen und Gewerbe verbrauchen die Hälfte der Energie. Um nachhaltig erfolgreich zu sein, gilt es, mit grünen Ideen schwarze Zahlen zu schreiben. Die Stadt spricht regelmäßig mit Vertretern der Unternehmen, um für die Energiewende zu werben." Zudem brauche es ein Bewusstsein in der Stadtgesellschaft, dass für den Klimaschutz nicht nur Experten im Rathaus oder bei den Stadtwerken, sondern jeder einzelne Bürger verantwortlich sei. "Wir brauchen eine Beteiligung Aller. Daher gehen wir in die Quartiere, fragen die Bürger nach ihren Ideen und unterstützen bei aufwändigen Sanierungsmaßnahmen." Kuhn hat die Überzeugung, der "Klimaschutz von unten ist nicht mehr aufzuhalten. Die Konferenz macht deutlich: Überall gibt es Städte, die den Klimaschutz vor Augen haben und an der Erreichung der Ziele arbeiten. Es ist gut, dass wir unser Know-How bündeln. Stuttgart zeigt gern seine Projekte und wir lernen ebenso gern von anderen, wie es vielleicht noch besser gehen kann", so der OB abschließend.
"Die letzte Generation, die was gegen den Klimawandel tun kann"
"Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel zu spüren bekommt. Wir sind die letzte Generation, die etwas dagegen tun kann", mit diesem Worten zitierte der Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, Andre Baumann, den ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Er betonte den Stellenwert von Städten und Gemeinden im Kampf gegen den Klimawandel. Baumann weiter: "Wir brauchen internationale Abkommen mit verbindlichen Zielen, um die globale Erderwärmung nachhaltig zu begrenzen. Diese Ziele wirksam umsetzen können wir aber nur mit den treibenden Kräften von Städten und Gemeinden. Sie sind es, die den Klimaschutz mit konkreten Maßnahmen und Projekten voranbringen, die Energiewende mit Leben füllen und damit die Menschen in diesem zuweilen steinigen Prozess mitnehmen."
Der Vorsitzende des Verbands "Energy cities", Eckart Würzner, sprach in seiner Begrüßung davon, dass 2050 heute beginne. "Es braucht ein klares Bekenntnis der Kommunen, dass sie nicht nur technische Berater der Energiewende sind, sondern eine politische Bewegung bilden, die sich für den Klimaschutz einsetzt", so Würzner, der zugleich Heidelberger Oberbürgermeister ist.
"Energy Cities" repräsentiert als Städtenetzwerk europäische Gemeinden im Energiebereich. Die Mitglieder erarbeiten gemeinsam verschiedene Projekte zum Klimaschutz, entwickeln entsprechende Handlungsstrategien, tauschen Erfahrungen und Know-how im Energiebereich aus und nehmen gezielt Einfluss auf die Politik der Europäischen Union in den Bereichen Energie-, Umwelt- und Stadtpolitik. Insgesamt sind über 1.000 Städte aus 30 Ländern Mitglied bei "Energy Cities".