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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Professor Robert Jütte erhält Otto-Hirsch-Auszeichnung 2020

Mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung wird in diesem Jahr Prof. Dr. Dr. h. c. Robert Jütte geehrt. Das Kuratorium hat Prof. Jütte für "seine national wie international außerordentlich geschätzten journalistischen und wissenschaftlichen Leistungen in Hinblick auf das Judentum und für sein herausragendes Eintreten für die christlich-jüdische Zusammenarbeit sowie für ein gegenseitiges Verständnis der Kulturen und Religionen im Geiste gesellschaftlicher wie religiöser Toleranz" ausgezeichnet. Aufgrund der aktuellen Situation wird Prof. Jütte die Otto-Hirsch-Auszeichnung im Rahmen eines feierlichen Festakts am 30. März 2021 überreicht.

Die Otto-Hirsch-Auszeichnung wird jährlich gemeinsam von der Stadt Stuttgart, der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) Stuttgart verliehen.

Über den Preisträger

Geboren 1954 in Warstein/Westfalen, absolvierte Prof. Jütte ein Studium der Geschichte und Germanistik an den Universitäten Marburg/Lahn, London und in Münster/Westfalen, wo er auch promovierte. 1989 habilitierte sich Prof. Jütte in Bielefeld. Von 1983 bis 1989 war er Dozent und später Professor für deutsche Geschichte an der Universität Haifa. Seit 1990 ist er Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung und Professor für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Juden in der Medizin, Jiddisch und Rotwelsch, die Geschichte der Emigration sowie jüdische Historiker.


Prof. Jütte war von 1981 bis 1983 Auslandskorrespondent der israelischen Tageszeitung Ma'ariv in Bonn sowie von 1984 bis 1990 Korrespondent der Allgemeinen Jüdischen Wochenzeitung in Israel. Im Rahmen dieser Tätigkeit hat sich Prof. Jütte bleibende Verdienste um die Völkerverständigung erworben. Seit 2001 ist er Mitherausgeber von "Aschkenas. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden" (Tübingen).

Über viele Jahre war Jütte aktiv in der Vereinigung für Jüdische Studien e.V. (Potsdam), deren Vorsitzender er in den Jahren 2001 bis 2006. Von 2006 bis 2010 war er deren Vize-Präsident. Der Gesellschaft zur Erforschung der Geschichte der Juden gehört er seit 1992 an und war von 2007 bis 2011 auch deren Vorsitzender.

Für seine herausragenden Leistungen wurde Prof. Jütte 2010 mit dem "Louis and Bessie Stein Fellowship at the Katz Center for Advanced Judaic Studies Philadelphia" gewürdigt und erhielt 2018 die Ehrendoktorwürde "Doctor of Hebrew Letters" des "Spertus Institute for Jewish Learning and Leadership" in Chicago.

Prof. Jütte gilt als einer der fundiertesten und verdientesten Exponenten im christlich-jüdischen Dialog der Landeshauptstadt, dessen Wirken national und international höchstes Ansehen genießt.

Otto-Hirsch-Auszeichnung

Mit der Otto-Hirsch-Auszeichnung werden Persönlichkeiten, Gruppen oder Initiativen geehrt, die sich in besonderer Weise um die interreligiöse Zusammenarbeit vor allem zwischen Christen und Juden verdient gemacht haben. Stadt Stuttgart, Israelitische Religionsgemeinschaft Württembergs (IRGW) und Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) verliehen die Auszeichnung von 1985 bis 2012 in Form einer Medaille. Seit 2013 erhalten die Geehrten eine von der Künstlerin Christine Braun gestaltete Skulptur aus transluzentem Beton, durchzogen von optischen Fasern. Sie nehmen bestehende Lichtquellen auf und leiten sie durch den Beton. Die Form ist offen gehalten, kann als Grundstein oder Mauerelement gesehen werden, als Schrifttafel, Buch, Rosetta-Stein oder Teilstück eines gemeinsamen Hauses.

Über Otto Hirsch

Otto Hirsch kam am 9. Januar 1885 in Stuttgart zur Welt. Er besuchte das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium und studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, Leipzig, Berlin und Tübingen. Nach seiner Promotion 1912 begann er seine Tätigkeit bei der Stadt Stuttgart. Als Ministerialrat im württembergischen Innenministerium war er 1921 Mitbegründer der Neckar-Aktiengesellschaft, wurde jedoch 1933 von den Nationalsozialisten aufgrund seines jüdischen Glaubens entlassen. Bereits 1926 gründete er mit seinem Freund Leopold Marx das Jüdische Lehrhaus Stuttgart und wurde 1930 Präsident des Oberrats der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs. Als Geschäftsführender Vorsitzender der Reichsvertretung der Deutschen Juden (1933-1941) setzte er sich unter schwierigsten Bedingungen für die verfolgten Juden ein. Mit seiner Hilfe konnten zehntausende Juden nach 1933 durch Auswanderung gerettet werden. Otto Hirsch wurde im Februar 1941 zum dritten Mal verhaftet und am 19. Juni 1941 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.

Weitere Informationen unter www.stuttgart.de/otto-hirsch-auszeichnung.

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