Mit diesem Projekt wird ein jahrzehntelang verschlossener Teil der Stadtgeschichte erstmals sichtbar gemacht: die Schicksale der während des Nationalsozialismus aus politischen, antisemitischen und rassistischen Gründen vertriebenen und ermordeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stuttgarter Stadtverwaltung.
Die Rauminstallation und Medienstation „Die doppelte Lücke“ der Gestalterinnen Christin Erdmann-Goldoni und Franziska Götz vom Design-Studio Goldmannart ist ein Ort, der die vergessenen Biografien zurückholt und die systematische Entrechtung und Verfolgung von Mitarbeitenden sichtbar macht. Die Installation vereint den bewegenden Film von StolperKunst mit einer Lichtinstallation, die die Namen der Verfolgten leuchten lässt, und einem Medientisch mit vertiefenden Informationen.
Die Entstehung dieses Erinnerungsprojekts reicht zurück bis ins Jahr 2021, als der Film „Die doppelte Lücke“ erstmals im Gemeinderat präsentiert wurde. Die damals gezeigte Dokumentation legte offen, dass die Jahre der NS-Herrschaft unter Oberbürgermeister Karl Strölin im Rathaus Stuttgart lange Zeit ausgeblendet und vergessen waren. Eine „doppelte Lücke“ im städtischen Gedächtnis: die fehlende Erinnerung an die zahlreichen Opfer und der aus dem Stadtgedächtnis gelöschte nationalsozialistische Oberbürgermeister Karl Strölin, unter dem deren Vertreibung stattfand.
Geschichte angemessen aufarbeiten
Die daraufhin gebildete Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern des Gemeinderats, des Jugendrats und der Stadtverwaltung, setzte sich intensiv mit der Frage auseinander, wie diese Geschichte angemessen aufgearbeitet und öffentlich zugänglich gemacht werden kann. Die Impulse der Arbeitsgruppe wurden von der Koordinierungsstelle Erinnerungskultur aufgenommen und nun in Form einer dauerhaften Installation umgesetzt, die nicht nur an die Betroffenen erinnert, sondern auch die Geschichte im Herzen der Stadt erlebbar macht.
Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer würdigte in seinem Grußwort besonders das Engagement der Projektgruppe und betonte die historische Verantwortung, die das Rathaus als Ort der Demokratie trägt: „Denn Erinnern bleibt wichtig. Die Geschichte der Verfolgung und Entrechtung im Nationalsozialismus ist nicht nur eine historische Tatsache, sondern ein lebendiger Appell. Unsere Demokratie ist kein selbstverständliches Gut. Sie bedarf der stetigen Pflege, der kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und einer klaren Haltung gegen Rassismus, Antisemitismus und Ausgrenzung.“
Neben Dr. Mayer sprachen Prof. Barbara Traub, Vorsitzende der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg, Tomas Brause, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats der Landeshauptstadt Stuttgart, und Harald Stingele, Mitinitiator des Projekts. Mit musikalischen und poetischen Beiträgen begleiteten der Gitarrist Jonas Khalil und die Schauspielerin Julianna Herzberg die Veranstaltung.
Die Rauminstallation und Medienstation „Die doppelte Lücke“ ist ab sofort im Erdgeschoss des Stuttgarter Rathauses zugänglich.
Kontakt: Koordinierungsstelle Erinnerungskultur, E-Mail erinnerungskulturstuttgartde, Telefon 216-25858
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- Bild 1: Der Erste Bürgermeister Dr. Fabian Mayer hat am 14. Juli gemeinsam mit der Prof. Barbara Traub, Tomas Brause und Harald Stingele die Rauminstallation und Medienstation „Die doppelte Lücke“ eröffnet. V.l.n.r.: Harald Stingele (Initiator StolperKunst), Prof. Barbara Traub (Vorstandsvorsitzende IRGW), Tomas Brause (Vorsitzender Gesamtpersonalrat) und BM Dr. Fabian Mayer mit Angehörigen von Rudolf Sperandio und Heinrich Baumann.JPEG-Datei608,43 kB
- Bild 2: Das Team des Films „Die doppelte Lücke“ präsentiert das Projekt (Harald Stingele (Recherche), Christian Werner (Regie), Sonja Hoyler (Ausstattung), Adrian Schmidt (Video), Julianna Herzberg (Schauspiel).JPEG-Datei591,58 kB
- Bild 3: Kulturamtsleiter Marc Gegenfurtner am neu installierten Medientisch.JPEG-Datei462,31 kB
- Bild 4: Erste Besucherinnen und Besucher der Ausstellung. Fotos: Julian Rettig, Rechte: LHS.JPEG-Datei549,11 kB
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