Bei kaltem Herbstwetter erinnert Stuttgart kaum jemanden an die Tropen. Doch es gibt auch in der Landeshauptstadt eine lästige Erinnerung an warme Regionen: Die Asiatische Tigermücke ist gekommen, um zu bleiben. Außer in Weilimdorf, wo sie schon einige Zeit heimisch ist, hat sich die invasive Insektenart dieses Jahr erstmals ebenfalls nachweislich in den Bezirken Vaihingen und Mühlhausen vermehrt. Das zeigt das Monitoring der Eiablage, das die Stadt durch die Fachfirma ICYBAC vornehmen lässt. Umso wichtiger ist es, auch in der kalten Jahreszeit systematisch und konsequent gegen die Tigermücke vorzugehen, denn sie legt winterfeste Eier.
Darüber informiert das Gesundheitsamt die Stuttgarter Bevölkerung bei einem Bürgerabend in Weilimdorf mit Experten der Mückenbekämpfung am Dienstag, 4. November, von 17.00 bis 18.30 Uhr. Sie erläutern den aktuellen Stand der Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke im Stadtgebiet, die zu erwartende Entwicklung und das beste Vorgehen dagegen. Weil im Kampf gegen die Ausbreitung die Mitarbeit der gesamten Stadtgesellschaft entscheidend ist, rufen die Behörden die Stuttgarterinnen und Stuttgarter dazu auf, die anschauliche Präsentation zu verfolgen.
Bürgerabend auch online zu verfolgen
Die Anwohnerschaft des Stadtbezirks Weilimdorf kann direkt vor Ort im Bezirksrathaus teilnehmen. Allen anderen Stuttgarterinnen und Stuttgartern wird empfohlen, dem Bürgerabend online zuzuschauen, um von den Expertentipps zu profitieren. Zu dem Einwahl-Link kommt wer, unter www.stuttgart.de nach dem Stichwort „Tigermücke“ sucht. Am Fuß der Themenseite ist der Veranstaltungshinweis zu finden.
Der direkte Link lautet: https://www.stuttgart.de/veranstaltungskalender/veranstaltungen/buergerabend-zur-asiatischen-tigermuecke-497588
Wer meint, der Bestand der Tigermücke breite sich nur langsam und kontinuierlich auf Nachbarbezirke aus, täuscht sich, betont der Leiter der Abteilung Infektionsschutz und Umwelthygiene des Gesundheitsamts: „So wie die ersten Tigermücken aus Asien über weite Strecken durch Flugzeuge oder Schiffe eingeschleppt worden sind, können sie auch in Stuttgart als blinder Passagier zum Beispiel in einem Auto unbemerkt in andere Bereiche der Stadt mitreisen und sich dort vermehren“, sagt Dr. Florian Hölzl. So sei zu verstehen, warum sie nach Weilimdorf nun im einige Kilometer entfernten Vaihingen anzutreffen sein kann, auch ohne in den dazwischen liegenden Bezirken gesichtet zu werden. Und das Insekt mache natürlich nicht an kommunalen Grenzen Halt, sodass die jetzt in Mühlhausen entdeckten Exemplare auch aus dem ebenfalls von Tigermücken betroffenen Umland stammen könnten. Er mahnt zu Achtsamkeit auch in der vermeintlich mückenfreien kalten Jahreszeit: „Die im Herbst gelegten Überwinterungseier der Tigermücke sind besonders widerstandfähig und überdauern auch Minustemperaturen und Trockenperioden“, erläutert Hölzl. „Aus diesen können im nächsten Frühjahr wieder Larven für die nächste Mückensaison schlüpfen.“
Engagierte Vorsorge zeigt Wirkung
Zugleich macht er Mut, dass sich eine engagierte Vorsorge der Bürgerinnen und Bürger lohnt. „Der gemeinsame Einsatz gegen die Asiatische Tigermücke kann das eingewanderte Stechinsekt in Stuttgart zurückdrängen“, sagt Hölzl. „Das haben auch 2025 wieder die Aktionen vor Ort in der Zusammenarbeit zwischen den Menschen in Weilimdorf, der Stadtverwaltung und der Fachfirma ICYBAC gezeigt. Sie hat nachweislich die Populationsdichte dieses Störenfrieds reduziert.“
Wie man am besten gegen das unliebsame Insekt vorgehen sollte, erläutert bei dem Bürgerabend als Referent der Biologe Prof. Norbert Becker von ICYBAC. Diese Fachfirma ist eine Tochter der KABS, der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage, welche mit dem Land Baden-Württemberg zusammenarbeitet.
Konkrete Tipps für den Alltag
Die Maxime ist, mögliche Brutstätten trockenzulegen. Dafür sind kleinste Ansammlungen von Wasser, die mehr als fünf Tage stehen bleiben, zu vermeiden. Typische Brutstätten der Tigermücke sind Gefäße und Gegenstände, in denen Wasser länger steht, nach der Benutzung zurückbleibt oder sich Niederschläge sammeln können, wie Putzeimer, Gießkannen, Topfuntersetzer, aber auch Vogeltränken, Trinknäpfe, Autoreifen oder Kinderspielzeuge sowie verstopfte Regenrinnen.
Das Gesundheitsamt rät deshalb dringend allen dazu, die für den Winter geleerten Behältnisse mit einer Bürste kräftig abzuschrubben, den Innenrand und die Bürste abzuspülen sowie das Wasser mitsamt Abrieb zum Versickern auf Erdreich oder eine Wiese zu schütten (aber nicht in einen Abfluss oder Gully zu gießen). Damit sind die Eier zerstört. Heißes Wasser tötet die Eier besonders gut ab.
Die Maßnahmen gegen die aggressive, tagaktive Mücke helfen, den eigenen Garten oder Balkon auch künftig in Ruhe nutzen zu können, sind jedoch ebenso wichtiger Bestandteil des Gesundheitsschutzes, unterstreicht Hölzl: „Die Asiatische Tigermücke ist nicht nur sehr lästig, sondern kann unter Umständen gefährliche tropische Krankheitserreger übertragen“, sagt der Leiter der Abteilung Infektionsschutz und Umwelthygiene. „Noch ist das Risiko einer Übertragung durch die Stechmücke in Deutschland als sehr gering einzustufen. Denn sie kann hierzulande nur dann eine Krankheit übertragen, wenn sie zuvor einen erkrankten Menschen gestochen hat, zum Beispiel einen Reiserückkehrer aus einem Infektionsgebiet. Dieses Risiko steigt jedoch mit einer zunehmenden Ausbreitung des Insekts.“ Das zeigte erst im Juli 2025 ein Fall in Frankreich, als eine Person, die selbst zuvor nicht verreist war, sich bei Straßburg mit dem Chikungunya-Virus angesteckt hat. Deshalb sind auch in Stuttgart Gegenmaßnahmen unerlässlich, um die Tigermücke einzudämmen – und das nicht nur in Weilimdorf.
Weitergehende Informationen sind zu finden unter:
Themenseite Stadt Stuttgart: https://www.stuttgart.de/tigermuecke/ (Öffnet in einem neuen Tab)
Themenseite Landesgesundheitsamt: https://www.gesundheitsamt-bw.de/informationen-fuer-fachpersonal-und-institutionen/klimawandel-und-gesundheit/asiatische-tigermuecke/ (Öffnet in einem neuen Tab)
Mediendownload
- Tigermücke mit charakteristischen Streifen auf einem Arm, Foto: Norbert Becker, Rechte: Stadt StuttgartJPEG-Datei1,22 MB
Asiatische Tigermücken sind durch ihre charakteristischen Streifen zu erkennen. Foto: Norbert Becker, Rechte: LHS.
- Dr. Florian Hölzl zeigt Larven von Tigermücken, Foto: Fabrice Weichelt, Rechte: Stadt StuttgartJPEG-Datei1,12 MB
Bei einem Praxistag in Weilimdorf zeigte Dr. Florian Hölzl, Leiter der Abteilung Infektionsschutz und Umwelthygiene des Gesundheitsamts der Stadt Stuttgart, einige Larven von Tigermücken.
- Larve einer Tigermücke in einem Glas, Foto: Fabrice Weichelt, Rechte: Stadt StuttgartJPEG-Datei961,42 kB
Larven von Asiatischen Tigermücken können sich in kleinsten Wassermengen entwickeln.
- Beispiele für Untensilien, in denen sich Wasser ansammeln kann, Foto: Fabrice Weichelt, Rechte: Stadt StuttgartJPEG-Datei1,02 MB
An vielen Stellen auf dem Balkon und im Garten kann sich genug Regenwasser ansammeln, dass die Tigermücke dort brüten kann: etwa auch in Spielzug. Ein Praxistag in Weilimdorf zeigte Beispiele dafür.
- Spielzeug, in dem sich Wasser sammelt, dient als Brutstätte, Foto: Fabrice Weichelt, Rechte: Stadt StuttgartJPEG-Datei1,12 MB
Wasser kann sich bei Niederschlägen zum Beispiel auch in Spielzeug ansammeln, das im Garten liegen geblieben ist: Ein anschauliches Beispiel vom Praxistag in Weilimdorf.
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