Der Gemeinderat stellte in seiner Sitzung am 27. Juli förmlich fest, dass ein wichtiger Grund für sein Ausscheiden vorliegt: Boy ist aus Stuttgart weggezogen und hat sich an diesem Tag beim Einwohnermeldeamt abgemeldet. Damit hat er automatisch das Bürgerrecht in Stuttgart und damit die Wählbarkeit zum Gemeinderat verloren. Für Boy rückt mit einstimmigem Votum des Gremiums Andrea Münch in den Gemeinderat nach. Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper verpflichtete sie in der Sitzung.
OB Nopper würdigte Boy: „Realisierungsmanager für erneuerbare Energien ist er beruflich, und Realisierungsmanager für erneuerbare Energien war er gerade auch als Mitglied des Gemeinderats der Landeshauptstadt Stuttgart. Er trieb als Mitglied des Ausschusses für Klima und Umwelt mit großer Energie erneuerbare Energien voran – oder auf schwäbisch formuliert: ‚Er war unser energiegeladenes Energiekäpsele‘.“ Oberbürgermeister Nopper überreichte dem frischgebackenen Alt-Stadtrat die Erinnerungsmedaille der Stadt in Bronze für seine Mitgliedschaft im Gemeinderat.
Benjamin Boy bekannte: „Es schmerzt ein wenig, ausgerechnet heute bei der Debatte um die Klimaneutralität 2035 nicht dabei zu sein.“ Familiäre Gründe hatten ihn dazu bewogen, die Landeshauptstadt Richtung Bad Boll zu verlassen. Er bedankte sich beim Gemeinderat und seiner Fraktion sowie bei den Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung und den Eigenbetrieben für die gute Zusammenarbeit.
Benjamin Boy wurde bei der Kommunalwahl 2019 in den Gemeinderat gewählt. Er belegte damals Platz 7 auf der Liste von Bündnis 90/Die Grünen mit 94.466 Stimmen. Er gehörte unter anderem dem Ausschuss für Klima und Umwelt sowie dem Sportausschuss an. Zudem vertrat er die Stadt unter anderem im Aufsichtsrat der Stadtwerke Stuttgart und im Aufsichtsrat der Stuttgart Netze GmbH. Energie und Mobilität sind die bevorzugten Themen des 1981 geborenen Boy, der von Beruf Projektleiter Erneuerbare Energien ist. Der studierte Politik- und Religionswissenschaftler hat zusätzlich einen Master in „Friedensforschung und Internationale Politik“. Nach einer beruflichen Station in Paris beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen arbeitete er für ein Unternehmen in der Projektentwicklung im Windenergie-Bereich in Nord- und Ostdeutschland. Seit 2013 ist er bei der gleichen Firma in Bietigheim-Bissingen als Realisierungsmanager für nationale und internationale Windenergieprojekte tätig.
Andrea Münch gehörte dem Gemeinderat bereits drei Wahlperioden lang an. Bei der Kommunalwahl 2004 zog sie zum ersten Mal in den Gemeinderat ein und wurde bei den Wahlen 2009 und 2014 wiedergewählt. Sie arbeitete unter anderem im Ausschuss für Wirtschaft und Wohnen, im Sozial- sowie im Verwaltungsausschuss. 2019 belegte sie auf der Liste Bündnis 90/Die Grünen Platz 18 mit 68.296 Stimmen. Bei ihrem Ausscheiden aus dem Gemeinderat 2019 erhielt sie die Erinnerungsmedaille der Stadt in Gold für 15 Jahre Zugehörigkeit zum Gemeinderat. Beruflich ist Münch Fachanwältin für Familienrecht in Stuttgart. Geboren wurde sie 1966 in Karlsruhe, aufgewachsen ist sie in Ettlingen. Nach dem Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen, Basel und Freiburg arbeitete sie als Rechtsanwältin in den damals neuen und alten Bundesländern, unterbrochen durch Arbeit in der Privatwirtschaft.