Schwester Margret hat die Franziskusstube an der Paulinenbrücke über drei Jahrzehnte lang geprägt – durch ihren beherzten und unermüdlichen Einsatz entstand aus der 1993 gegründeten Teestube mit kostenlosem Frühstück ein umfangreiches Hilfsangebot für obdachlose und hilfsbedürftige Menschen. Schwester Margret wurde zu einer wichtigen Anlaufstelle und Ansprechpartnerin in der niederschwelligen Versorgung von Menschen in Armut und Obdachlosigkeit. Die Franziskusstube wurde Ende August geschlossen und Schwester Margret in den Ruhestand verabschiedet.
Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper: „Schwester Margret ist eine Stuttgarter Institution. Sie hat mit der Franziskusstube einen einzigartigen Ort der Begegnung und Unterstützung geschaffen. Manche haben sie wegen ihres sozial-karitativen Einsatzes ‚Mutter Theresa von Stuttgart‘ genannt. Dies trifft es meines Erachtens nicht. Schwester Margret ist nämlich in jeder Hinsicht eine einzigartige und einmalige Persönlichkeit. Sie ist die ‚Mutter Margret von Stuttgart‘.“
Anlaufstelle für obdachlose Menschen
Margret Ebe trat 1978 in die Gemeinschaft der Franziskanerinnen von Sießen ein. Vier Jahre lang wurde sie in Hauswirtschaft ausgebildet, danach war sie Pfortenschwester im Mutterhaus und kam dabei erstmalig in Kontakt mit Obdachlosen. 1987 startete sie in der Caritas-Tagesstätte Stuttgart ihre Arbeit mit Obdachlosen, noch bevor es die Franziskusstube gab. Sie gab Frühstück aus und war Anlaufstelle für Gespräche.
Als der Andrang in der Tagesstätte größer wurde, richtete Schwester Margret 1993 die Franziskusstube in der Paulinenstraße 18 als zusätzliche Teestube ein. Die Franziskusstube war eine Anlaufstelle für obdachlose Menschen und andere Hilfesuchende, getragen von Spenden und einem ehrenamtlichen Team unter der Leitung von Schwester Margret. Bedürftige erhielten neben einem Frühstück auch Kleidung, medizinische Notversorgung, Gespräche, Gottesdienste, Angebote für Wallfahrten und Ausflüge. Schülerinnen und Schülern bot sie im Rahmen von Sozialpraktika Gelegenheit, sich mit den Themen Obdachlosigkeit und Armut auseinanderzusetzen. Mit einem klaren Wertefundament schaffte sie einen geschützten Raum, in dem Menschen neue Hoffnung schöpfen konnten.
Soziales Hilfesystem in Stuttgart und im Ausland
In den 1990er-Jahren kamen die Straßenarbeit, Hilfstransporte ins Baltikum und Unterstützung von Roma in der Slowakei mit Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten hinzu. Die Unterstützung erfolgte im Ausland in Krankenhäusern, Schulen und durch Hilfen für Kinder aus Familien mit Suchtproblematik.
Später wurde in Stuttgart die Drogen- und Alkoholprävention ausgebaut und es gab Unterstützung beim Ausstieg und Vermittlung an Beratungsstellen. Auch die medizinische Notversorgung wurde in Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Ärztinnen und Ärzten verstärkt sowie die Kleiderausgabe erweitert. Während der Corona-Pandemie führte Schwester Margret die Angebote weiter fort, stets unter dem Motto „Respekt und Würde für alle Gäste“.
Innerhalb des sozialen Hilfesystems war Schwester Margret eine kompetente und gefragte Ansprechperson zum Thema Armut und Wohnungslosigkeit. 1995 erhielt sie den Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg, im Jahr 2016 folgte für ihren großen Einsatz für Benachteiligte das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Schwester Margret Ebe wurde vom Caritasverband für Stuttgart e.V. Ende September in den Ruhestand verabschiedet, den die Ordensschwester im Kloster in Sießen verbringen wird.