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Landeshauptstadt Stuttgart

„Aus Politik und Zeitgeschichte“

Bequem machen geht jetzt gar nicht

Bundesweiter Blick auf die Stadt: Acht Autoren haben sich mit Stuttgart und den hiesigen Herausforderungen beschäftigt.

Stuttgart gilt als Musterstadt der Integration. - Sascha Kneip "Aus Politik und Zeitgeschichte"

„Es scheint, als würde in Stuttgart derzeit stellvertretend für den Rest der Republik gerungen und gestritten“, schreibt Sascha Kneip als verantwortlicher Redakteur im Editorial der Ausgabe „Stuttgart“.

Das Heft ist in der Reihe „Aus Politik und Zeitgeschichte“ der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen. Acht Autoren beleuchten auf knapp 50 Seiten aus ihren speziellen Blickwinkeln unterschiedliche Themen – von den Protestbewegungen 2010 und 2020 bis zur Internationalität und Innovationskraft der Stadt. Der Leiter des Stadtarchivs, Roland Müller, lädt in seinem Beitrag zu einem „Gang durch die Stadtgeschichte“ ein.

Krawallnächten und Protestbewegungen zum Trotz hat ­Kodimey Awokou eine sehr persönliche Liebeserklärung an seine Geburtsstadt verfasst. Der Schwabe mit afrikanischen Wurzeln, Rapper und Produzent schwärmt vom weltoffenen und warmherzigen, bisweilen liebenswert provinziell anmutenden und sturen Stuttgart, das „aber stets den Blick auf die Welt und nach vorne wagt“.

„Zur Chillereiche. Kleiner Versuch über Stuttgart“

Mit diesem Wortspiel hat die bekannte Stuttgarter Schriftstellerin Anna Katharina Hahn ihren Beitrag betitelt. Weder superlässig noch romantisch klingt dagegen ihr Schlussappell: „Längst ist der Strukturwandel in vollem Gange. Stuttgart spürt seine Auswirkungen bereits: Arbeitsplätze, die Infrastruktur, die Sicherheit, gut aufgestellt zu sein – das alles fühlt sich wackelig an. Der legen­däre schwäbische Erfindergeist muss dringend aus der Flasche kommen. Bequem darf man es sich im Kessel nicht machen.“

Der politische Soziologe vom Berliner Institut für Protest- und Bewegungsforschung, ­Simon Teune, hat sich mit den Stuttgarter Protesten 2010 und 2020 als unterschiedliche Herausforderungen der Demokratie befasst. Beide haben Stuttgart zum bundesweiten Gesprächsthema gemacht. Dabei wird durch die weitere Entwicklung der Corona-Demos in diesem Jahr deutlich, dass diese Analyse noch längst nicht abgeschlossen ist.

Ist Stuttgart die „Hauptstadt der Freidenker und Anthroposophen?“

fragt sich der Düsseldorfer Erziehungswissenschaftler Heiner Barz und wirft einen Blick auf die Anfänge der Waldorfpädagogik und der Anthroposophie sowie ihrer Verbindungen zu heutigen Protest­bewegungen.

„Integration durch Erwerbsarbeit“ schreiben die Profes­sorin für Mikrosoziologie an der Universität Konstanz, Claudia Diehl, und ihr Mitarbeiter Bentley Schieckoff. Bei der erfolgreichen Arbeitsmarktintegration komme der kommunalen Ebene eine besondere Bedeutung zu. „Stuttgart hat als Stadt diese Herausforderung in vielerlei Hinsicht vorbildlich angenommen, und in zahlreichen Projekten wird respektvoll und auf Augenhöhe zusammengearbeitet“, stellen sie in ihrem Fazit fest.

Region Stuttgart im Umbruch

Der Wirtschaftsgeograf Jürgen Dispan beschäftigt sich mit dem Thema „Die Region Stuttgart im Umbruch. Transformation der Schlüsselindustrien als Herausforderung für die Regionalwirtschaft“. Für ihn stellt sich die Frage, ob Stuttgart in den 2020er-Jahren eine „Problemlöserregion“ wird oder eine „Problemregion“. Damit – wie mancherorts orakelt wird – „Stuttgart nicht Detroit wird“ (…), muss sich die Region dem Strukturwandel stellen und Strategien zur proaktiven Gestaltung auf den Weg bringen.“

Die Hefte der Reihe „Aus Politik und Zeitgeschichte“ (APuZ) liegen der Zeitung des Bundestags „Das Parlament“ bei. Die Stuttgart-Ausgabe kann kostenfrei unter  www.bpb.de (Öffnet in einem neuen Tab) bestellt werden und steht dort auch als EPUB für E-Reader zur Verfügung. Als PDF kann die Ausgabe hier heruntergeladen werden.

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