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Landeshauptstadt Stuttgart

Wirtschaft

Sommertour 2024: OB Nopper besuchte 17 Stuttgarter Unternehmen

Vom High-Tech-Start-up bis zum Milchviehbetrieb: Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper und Wirtschaftsförderer Bernhard Grieb haben die Ferienzeit genutzt und wie im letzten Jahr im Rahmen einer Sommertour Stuttgarter Unternehmen verschiedener Branchen besucht.

Oberbürgermeister Frank Nopper zu Besuch im Autohaus: Auch in KfZ-Werkstätten herrscht Fachkräftemangel. Das Autohaus Krautter in Untertürkheim hat deshalb kürzlich eine KfZ-Mechatronikerin aus Kamerun eingestellt.

In persönlichen Gesprächen wollte Nopper vor Ort einen Eindruck von deren Standorten, Produkten und Dienstleistungen gewinnen und sich über aktuelle Herausforderungen informieren. „Der regelmäßige Austausch mit unseren Stuttgarter Unternehmen ist mir gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig. Eine funktionierende Wirtschaft ist Voraussetzung für eine funktionierende Stadtgesellschaft“, so der Oberbürgermeister. Begleitet wurde er bei den 17 Unternehmensbesuchen vom Leiter der städtischen Wirtschaftsförderung Bernhard Grieb sowie von Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorstehern.

Nopper besuchte alteingesessene Stuttgarter Unternehmen wie das Mode- und Livestyleunternehmen E. Breuninger GmbH & Co (gegründet 1881), den Stuttgarter Traditionsbetrieb oelheld GmbH (gegründet 1887) und die Ernst Klett AG (gegründet 1897). Auf dem Programm stand aber auch der Austausch mit ganz jungen Firmen wie der Q.ANT GmbH und der asvin GmbH (beide gegründet 2018). Das Start-up asvin hat sich auf Cybersicherheit spezialisiert und kooperiert unter anderem mit der Cyberagentur des Bundes und der Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg. Die Q.ANT GmbH ist aus den F&E-Laboren der Firma Trumpf hervorgegangen. Sie entwickelt photonische Computerchips und neuartige Sensoren, etwa einen Magnetfeldsensor zur Messung menschlicher Biosignale. Geschäftsführer Dr. Michael Förtsch erklärte dem Oberbürgermeister sein ehrgeiziges Ziel: Weltmarktführer im Bereich Photonisches Computing zu werden. „Was Daimler und TRUMPF vor über 100 Jahren geschafft haben, wollen wir nun mit Q.ANT schaffen: Eine Technologierevolution von Stuttgart aus in die Welt zu tragen.“

Bei der Q.ANT GmbH in Möhringen informierte sich Oberbürgermeister Nopper über die Messung menschlicher Biosignale wie den Herzschlag oder Muskelkontraktionen mittels Magnetfeldsensoren. Damit eröffnen sich neue Ansätze für medizinische Anwendungen und industrielle Sensorik.

Fachkräftemangel war ein Thema

Die Exyte GmbH, die Nopper am Löwentor besuchte, ist schon lange weltweit führend: in der Planung, Entwicklung und Konstruktion von High-Tech Fabriken und Anlagen. Gegründet wurde sie in Stuttgart im Jahr 1912 von Karl Meissner und Paul Wurst, die ihr erstes Patent für eine Hackschnitzelabsaugung anmeldeten. Seit 2018 heißt das Unternehmen Exyte. CEO Dr. Wolfgang Büchele berichtete seinen Gästen, dass Exyte eine einzigartige Expertise für kontrollierte und regulierte Fertigungsumgebungen entwickelt habe. „Von Stuttgart aus wird die globale Halbleiterindustrie maßgeblich mitgestaltet.“ Zu den Kunden gehören namhafte Chiphersteller, Pharmakonzerne sowie Software- und Datenunternehmen. Im Gespräch mit OB Nopper ging es unter anderem darum, den Standort Stuttgart für Fachkräfte attraktiver zu machen.

Fachkräftemangel war auch ein Thema beim Besuch der Leadec Holding, die weltweit Produktionsanlagen plant, installiert und betreut. Zu den Hauptkunden im Raum Stuttgart zählen Mercedes, Bosch und Porsche. „Ohne Fachkräfte aus dem Ausland können wir unsere Stellen nicht besetzen – nicht nur in der IT“, berichtete CEO Markus Glaser-Gallion dem Oberbürgermeister. „Am Standort Stuttgart-Vaihingen arbeiten Menschen aus 51 Nationen. Englisch ist dort neben Deutsch inzwischen die gängige Sprache.“

Im Autohaus Krautter traf Nopper eine Kfz-Mechatronikerin aus Kamerun. Sie hatte sich – vermittelt über die Agentur für Arbeit – von Afrika aus beworben und fing ein halbes Jahr nach dem Erstkontakt mit Krautter in Untertürkheim an. Geschäftsführer Markus Krautter begleitete, wie er dem OB berichtete, alle Formalitäten. Er betreibt ein klassisches inhabergeführtes Autohaus mit Verkauf und Werkstatt-Service, in das er neue Mobilitätsformen integrierte. So hat er mittlerweile eine Carsharing-Flotte und bietet einen Rundum-Fahrradservice an. Mit dem Oberbürgermeister sprach er auch darüber, wie die Stadt die lokalen Rahmenbedingungen für sein Unternehmen vor Ort verbessern könne, etwa die Parksituation.

Oberbürgermeister Nopper im Entwicklungszentrum der Trelleborg Sealing Solutions Germany GmbH: Das Unternehmen in Vaihingen produziert Dichtungslösungen für Industrien wie Lebensmittel, Halbleiter, Luft- und Raumfahrt.

Weltmarktführer und Hidden Champions

Auf seiner Sommertour erfuhr Frank Nopper, dass viele Unternehmen weiter expandieren. Zu den Global Playern, denen er einen Besuch abstattete, zählt die Firma GFT Technologies SE. Ihr Hauptstandort befindet sich im Businesspark Schelmenwasen im Gewerbegebiet Fasanenhof. GFT entwickelt individuelle Softwarelösungen vor allem für den Banken- und Versicherungssektor. In den vergangenen fünf Jahren hat das börsennotierte Unternehmen sein Personal verdoppelt und beschäftigt nun weltweit 12.000 Menschen, die meisten in Brasilien, gefolgt von Spanien und Kolumbien. Der größte Kunde ist die Deutsche Bank, zu den Industriekunden zählt unter anderem die Firma Trumpf. Der geschäftsführende Direktor Dr. Jochen Ruetz erklärte dem Oberbürgermeister: „Man braucht eine Story, die man am Markt erzählt. Wir sind Technologie-Führer. Wir reiten immer schon die nächste ‚große Welle‘ und bauen früh Expertise in neuen Technologien auf, so dass wir direkt durchstarten können, wenn unsere Kunden diese tatsächlich nachfragen.“ Ruetz präsentierte abschließend die KI-Plattform, die GFT für die Landesbank Baden-Württemberg entwickelt hat. Nopper zeigte sich sehr interessiert, nicht nur als Aufsichtsrat der Landesbank, sondern insbesondere, weil sich die Stadtverwaltung im Rahmen ihrer Digitalisierungsoffensive mit dem Einsatz von KI befasst.

Wirtschaftsförderer Grieb führte den Stuttgarter Oberbürgermeister auch zur Zentrale von Trelleborg Sealing Solutions in Vaihingen. Das Unternehmen ist Teil der Trelleborg Gruppe und einer der weltweit führenden Anbieter von innovativen Lösungen in der Kunststoff- und Gummitechnologie. Es produziert Dichtungslösungen für Industrien wie Lebensmittel- und Getränke, Halbleiter sowie die Luft- und Raumfahrt. Vor Ort besichtigte Nopper auch das Forschungs- und Entwicklungszentrum. Carsten Stehle, Vorsitzender der Geschäftsführung von Trelleborg Sealing Solutions Germany, berichtete ihm: „Stuttgart ist ein hervorragender Standort, da viele unserer Kunden aus verschiedenen Branchen direkt vor unserer Haustür ansässig sind. Wir sind stolz darauf, dass Trelleborg in den letzten Jahren in zwei modernste Gebäude, das europäische Logistikzentrum und das Headquarter, in der Region Stuttgart investierte.“

Auch das Stuttgarter Traditionsunternehmen oelheld GmbH wächst. Es zählt zu den Hidden Champions der Landeshauptstadt Stuttgart, die Nopper kennenlernte. Die geschäftsführenden Gesellschafter Philipp und Martin Storr und ihr Vater Manfred Storr führten den Oberbürgermeister durch den Betrieb mit verschiedenen Rührwerken, Ölfässern, Tankanlagen, modernen Werkzeugmaschinen mit Mess-Systemen zur Erprobung neuer Schmierstoffe und durch das große Labor. Sie berichteten, dass ihr Unternehmen auch in internationalen Märkten erfolgreich sei und eigene Niederlassungen in den USA, in Großbritannien und China unterhalte. Auch in der Region Stuttgart stünden die Zeichen auf Wachstum.

In Stuttgart arbeiten derzeit über 2.100 Beschäftigte für die Allianz-Lebensversicherungs-AG. Oberbürgermeister Nopper informierte sich über die Entwicklung des neuen Gebäudekomplex am Standort in Vaihingen.

Abhängigkeit von der Weltwirtschaft

Immer wieder vernahm OB Nopper bei seiner Sommertour eine klare Botschaft: Die Umsätze und die künftige Entwicklung der mittleren und größeren Unternehmen, aber auch einiger Start-ups sind stark abhängig vom Erfolg außerhalb des deutschen Markts. „Viele Arbeitsplätze und Steuereinnahmen in Stuttgart sind nach wie vor oder wahrscheinlich sogar mehr denn je durch Export und weitere globale wirtschaftliche Aktivitäten gesichert“, so Wirtschaftsförderer Bernhard Grieb.

Die Gewerbeflächen in Stuttgart sind begrenzt. Unter dem Eindruck der diesjährigen Unternehmensbesuche zeigt sich aber, es gibt noch Möglichkeiten zu Expansion und Investitionen. So konnte die Allianz Lebensversicherungs-AG in Vaihingen ein Grundstück für ihren Neubau finden, in den ab 2025 rund 4.500 Beschäftigte verschiedener Allianz-Gesellschaften einziehen werden. CFO Dr. Martin Riesner dankte dem Oberbürgermeister ausdrücklich „für die konstruktive und sehr gute Zusammenarbeit mit Gewerbeaufsicht und Baubehörde im Rahmen des Neubaus trotz Unterbesetzung“ in den entsprechenden Ämtern.

Zu Besuch beim Fashion- und Lifestyle-Unternehmen Breuninger: Oberbürgermeister Nopper sprach mit Geschäftsführer Holger Beck darüber, wie Einzelhandel und Gastronomie in der Stuttgarter Innenstadt gestärkt werden können.

Bekenntnis zu Stuttgart

Ein klares Bekenntnis zur Landeshauptstadt gab im Stuttgarter Westen der Vorstandssprecher der Ernst Klett AG Philipp Haußmann ab: „Stuttgart ist unser Herz und unsere Seele. Deshalb investieren wir massiv in den Umbau unseres Firmensitzes am Stuttgarter Feuersee.“ Im April wurde die Transformation des Klett-Areals in die Liste der Projekte der Internationalen Bauausstellung 2027 (IBA’27) aufgenommen. Neben Flächenentsiegelungen soll unter anderem auch der Baumbestand auf dem Firmenareal erhöht werden. Allein die geplante Bepflanzung des Areals, so erläuterte Haußmann seinen Gästen, werde die Temperatur in den Gebäuden um zehn Grad senken.

Am Marktplatz tauschte sich OB Nopper mit Breuninger CEO Holger Blecker aus. Dieser gab ihm einen Überblick über die Struktur des Unternehmens mit seinen 13 stationären Häusern und einem der erfolgreichsten Onlineshops für Fashion und Lifestyle in Europa. Er verwies auf die Qualitäten der Stadt als Kultur- und Shopping-Metropole und versicherte dem Oberbürgermeister: „Als aktiver Teil der Stadtgesellschaft setzen wir uns dafür ein, das positive Image Stuttgarts zu fördern, und unterstützen die Stadt, die Attraktivität des Standorts auch in Zukunft zu sichern.“

Da große Warenhäuser die Attraktivität einer Stadt mitbestimmen, besuchte OB Nopper auch das ehemalige Galeria Kaufhof-Warenhaus an der Königstraße. Nach dem Ende des Insolvenzverfahrens ging es am 1. August unter dem neuen Namen GALERIA an den Start. Von der Umsatzgröße her ist Stuttgart das zehntgrößte GALERIA-Warenhaus der Republik. Nopper ließ sich von Filialgeschäftsführer Mathias Sulz über geplante Umbaumaßnahmen und Neueröffnungen einzelner Bereiche informieren und erfuhr, dass zukünftig auch wieder Lebensmittel angeboten werden sollen. Er äußerte sich zuversichtlich, dass die Untere Königstraße in den nächsten Jahren auch mit der Entwicklung des Schlossgartenquartiers wieder deutlich an Attraktivität gewinnen werde.

Bei seinen Unternehmensbesuchen hatte Oberbürgermeister Nopper auch die regionale Landwirtschaft im Blick. Das Apfelparadies Bauer in Bad Cannstatt ist einer der wenigen Haupterwerbsbetriebe für Obst in Stuttgart.

Austausch mit Gastronomie und Landwirtschaft

In Begleitung von Wirtschaftsförderer Grieb und dem baden-württembergischen DEHOGA-Geschäftsführer Jochen Alber diskutierte Stuttgarts Oberbürgermeister im Restaurant Möhringer Hexle mit Evelyn und Konstantin Kraft über den Tourismus-Standort Stuttgart. Das angeschlossene Gloria-Hotel profitiert stark von der Messe. 80 Prozent der Kunden, so erfuhr Nopper, sind Geschäftskunden, dazu kommen Musicalbesucher. Evelyn Kraft berichtete von dem wachsenden Problem, Personal zu finden. Nopper traf auch den Gastronomen und Geschäftsführer der List-Gruppe Christian List. Dieser betreibt unter anderem das Restaurant Roter Hirsch in Bad Cannstatt, in dem er mit dem Oberbürgermeister über aktuelle Herausforderungen der Branche sprach.

Ein wichtiges Thema war für Oberbürgermeister Frank Nopper bei seinen Unternehmensbesuchen auch die regionale Landwirtschaft. Auf dem Stuttgarter Großmarkt besuchte er mit dem Gemüsering Stuttgart GmbH einen Produzenten und Vermarkter für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Geschäftsführer Jochen Schloemer überraschte den Oberbürgermeister mit der Information, dass vielleicht sogar der letzte Salat, den dieser gekauft habe, durch den Gemüsering vermarktet oder sogar produziert worden sei. Das Unternehmen baut in eigenen Betrieben Obst und Gemüse an, hat aber auch Produktionspartner in ganz Deutschland und Europa und beliefert den Lebensmitteleinzelhandel. Schloemer sprach mit Nopper über die großen Herausforderungen, vor denen der Obst- und Gemüsebau in Deutschland steht, insbesondere über Strategien, den niedrigen Selbstversorgungsgrad Deutschlands beim Gemüse zu steigern, was nicht zuletzt den Landwirten in der Region Stuttgart zu weiterem Wachstum verhelfen würde. Nopper besuchte auch einen der wenigen Haupterwerbsbetriebe für Obst in Stuttgart, das Apfelparadies Bauer. Mit Jens Bauer tauschte er sich unter anderem darüber aus, wie die Stadtverwaltung dazu beitragen könne, den Direktvertrieb der Hofläden zu stärken.

Milch vom Hof verkauft der Milchhof Hiller im Ramsbachtal. In Stuttgart gebe es gerade noch eine Handvoll Milchviehbetriebe, berichtete Thomas Hiller. Sein Hof hat 50 Kühe, die alle einen eigenen Namen haben und nach EU-Verordnung sogar einen eigenen Pass. Bis zu 700 Liter Milch liefern die Hillers täglich aus, unter anderem an Krankenhäuser, Altersheime und einen Bäcker. Thomas Hiller diskutierte mit Nopper auch übers Thema Umweltschutz und betonte, die Bauern täten sehr viel dafür. In einem Flugzeug hätte er noch nie gesessen. „Wir schaffen sieben Tage und dann fängt die nächste Woche an.“ Wann er das letzte Mal im Urlaub war? „2005 – mit den Kindern am Bodensee.“

Beim Besuch des Milchhofs Hiller im Ramsbachtal durfte Oberbürgermeister Nopper Traktor fahren. Über 50 Kühe produzieren hier täglich bis zu 700 Liter Milch, die auch an Krankenhäuser, Altenheime und Lebensmittelbetriebe geliefert wird.

Oberbürgermeister und Wirtschaftsförderer bilanzieren

Am Ende seiner Tour bilanzierte Oberbürgermeister Frank Nopper: „Es ist großartig, dass sich unsere Unternehmen den Herausforderungen mit so viel Kreativität, Leidenschaft und Herzblut stellen.“ Wirtschaftsförderer Bernhard Grieb war besonders beeindruckt davon, dass nahezu alle Unternehmen die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um ihre Arbeit effizienter zu gestalten, aber genauso darauf achten, durch die Schaffung von persönlichen Kundenerlebnissen ihre Qualität zu verbessern und das meist unabhängig von ihrer Betriebsgröße. „In den Gesprächen zeigte sich, dass wir als Wirtschaftsförderung zur Bewältigung der Herausforderungen noch stärker durch das lokale Vernetzen zwischen den Firmen sowie das individuelle Matching unterstützen können."

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