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Landeshauptstadt Stuttgart

Corona

Stadt untersucht Corona-Viruslast im Abwasser

Die Landeshauptstadt Stuttgart sieht große Chancen in der Auswertung des Abwassers auf Corona-Viren. Diesen Schluss ziehen Gesundheitsamt, Statistisches Amt und Stadtentwässerung Stuttgart (SES) nach einer Datenanalyse.

Im Labor wird das Abwasser auf die Corona-Virenlast untersucht.

Das SES-Betriebslabor hatte seit November 2021 täglich Proben aus dem Zulauf im Hauptklärwerk Stuttgart-Mühlhausen entnommen. Statistiker haben die Daten jetzt ausgewertet und dabei Zusammenhänge zwischen der Viruslast und der 7-Tage-Inzidenz festgestellt.

Dr. Till Heinsohn, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Befragungen im Statistischen Amt, sagte am Donnerstag, 14. Juli: „Wir sehen, dass die Viruslast im Abwasser der 7-Tage-Inzidenz um etwa acht Tage voraus ist. Wir haben hier also ein ergänzendes Frühwarnsystem. Zur Beschreibung der tatsächlichen Lage braucht es aber weitere Anhaltspunkte wie beispielsweise die Belegung der Krankenhausbetten, die Belastung der Notaufnahmen sowie der Arztpraxen oder auch repräsentative Stichprobenerhebungen.“ Und weiter: „Die Messungen lassen Rückschlüsse auf Entwicklungen zu. Eine fortlaufende Beobachtung und Einordnung sind dabei wichtig.“

Orientierung unabhängig vom Testverhalten

Der Aufbereitung des Statischen Amts zufolge haben sich die einzelnen Wellen bereits frühzeitig im Abwasser abgezeichnet, und zwar noch bevor sie durch PCR Testungen sichtbar wurden.

Prof. Stefan Ehehalt, Leiter des Gesundheitsamts, sagt zur Studie: „Wir sehen, dass die durch PCR-Testungen ermittelte Inzidenz immer weniger das Infektionsgeschehen erfasst. Es gibt ein großes Interesse in der Öffentlichkeit und auch im Gesundheitswesen, zu wissen, wie stark sich Krankheitserreger ausbreiten. Die Abwasseruntersuchung liefert Orientierung und zwar unabhängig vom Testverhalten beziehungsweise von der Art des verwendeten Tests. Amtsärzte empfehlen daher ausdrücklich ein solches Abwassermonitoring zu Corona.“

Analyse mit vereinfachtem PCR-Verfahren

Peter Schilling, Leiter des Zentrallabors der Stadtentwässerung: „Bei unseren Untersuchungen zur Corona-Belastung greifen wir auf ein etwas vereinfachtes PCR-Verfahren zurück. Das Equipment hierfür hat uns ein namhafter Hersteller von Labor- und Online-Messgeräten exklusiv bereitgestellt. Jeden Tag wird die 24-Stunden-Mischprobe des Hauptklärwerk-Zulaufs analysiert. Neben dem obligatorischen Ct-Wert ergibt die Messung auch einen Konzentrationswert in GU/ml. Dieser wird dann mit der Abwasser-Tagesmenge in eine Tagesfracht hochgerechnet, auf 100.000 Einwohner normiert und der 7-Tage-Inzidenz-Kurve gegenübergestellt.“

Darüber hinaus untersucht das Landesgesundheitsamt seit Anfang März 2022 zweimal wöchentlich das Abwasser in den Zuläufen der Klärwerke Stuttgart-Mühlhausen und Tübingen. Es beteiligt sich mit 18 weiteren Standorten beim bundesweiten Projekts ESI-CorA (Emergency Support Instrument).

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Bildnachweise

  • Max Kovalenko/Stadt Stuttgart
  • Zwei Mitarbeiter der Stadtentwässerung inszipieren die Kanalisation | www.michaelfuchs-fotografie.de / SES