Spannend und vielfältig, aber auch spannungsgeladen – der Bezirk Mitte, das „pulsierende und lebendige Herz der Stadt“, wie ihn Oberbürgermeister Frank Nopper in seiner Eingangsrede beschrieb, muss gegenüber vielen Ansprüchen bestehen. „Die Stadt versucht, alle Interessen auszugleichen, aber allein schafft sie es nicht. Sie braucht auch den Geist des guten Miteinanders“, so der OB.
Dafür schaffen Einwohnerversammlungen ein Forum. Wie geht es den Menschen, die dort wohnen? Was bewegt sie? Für ihre Anliegen nahmen sich am Montagabend Frank Nopper, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle Zeit.
Themen und Wünsche der Anwohnenden
Rund drei Stunden lang wurde im Großen Sitzungssaal des Rathauses das Mikrofon durchs Plenum gereicht. Immer wieder kamen die Anwesenden auf Lärmschutz zu sprechen, Stichwort Leonhardsviertel: „Das Nachtleben ufert derart aus!“, machte ein Einwohner seinem Unmut über Schlafmangel Luft. „Wir werden konkret tätig werden und mit der Landespolizei in die Kontrollen gehen“, sagte Ordnungsbürgermeister Clemens Maier zu. Ohnehin ist die Polizei wegen Gewalt- und Drogendelikten „sehr intensiv vor Ort“. Ebenso werde die Änderung des Bebauungsplans zur Befriedung beitragen.
Auch das benachbarte Bohnenviertel „haben wir nicht vergessen“, sagte Baubürgermeister Peter Pätzold. „Der Umsatz fehlt!“, hatte eine Cafébetreiberin moniert, die Baustelle am Breuningerparkhaus halte die Kundschaft fern. „Das ist nachvollziehbar, wir werden gegebenenfalls nochmal mit der Wirtschaftsförderung reden“, so Pätzold.
Der direkte Draht zur Verwaltung ist die Stärke des Formats: Einer Anwohnerin wurde zum Thema Baumpflanzungen ein Vor-Ort Termin in der Sophienstraße zugesagt, für eine Bürgerin, die auch wochenends unter den Klängen von Kesselpauken leidet, wird die Stadt vermittelnd auf die Alte Musikhochschule zugehen; möglicher Wasserschäden an Häusern am Schützenplatz nimmt Technikbürgermeister Dirk Thürnau sich direkt an: „Thema angekommen.“ Anders bei der Klett-Passage, wo ohne Verstöße keine Aufenthaltsverbote ausgesprochen werden könnten, auch nicht gegen einschüchternde Männergruppen spätabends. „Aber wir tun was wir können“, sagte Ordnungsbürgermeister Maier. So richte die SSB einen ständigen Sicherheitsdienst ein.
Auch auf dem Plan standen sichere Schulwege
Eine Rednerin zeigte sich aufgrund der Nähe zur Jakobschule besorgt über den geplanten Drogenkonsumraum im Kontaktcafé High Noon des DRK. Dies sei eine Übergangslösung, sagte Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann. „Wir sind in Abstimmung mit Polizei und Staatsanwaltschaft.“ Für die Fortsetzung des Treffpunkts 50 Plus sagte Sußmann zu, einen neuen Träger zu suchen. Die evangelische Kirche, die den Treffpunkt bisher gemeinsam mit der Stadt betreibt, wird sich überraschend zurückziehen.
Auch sichere Schulwege rund ums Königin-Katharina-Stift kamen zur Sprache, wozu eine nicht abgestimmte Ampelschaltung beim Gebhard-Müller- Platz und die Radroute im Schlossgarten zählten. Im Rahmen der Planungen für die B14 sei die Verlegung der Hauptradroute 1 Ziel, erklärte Bürgermeister Pätzold. Zum nicht nutzbaren Schulhof sagte Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer, die Bahn sei verpflichtet, diesen wiederherzustellen. „Die Ausführungsplanung ist freigegeben.“
Den Vorschlag, in der Verwaltung Ehrenamtliche einzusetzen, musste Erster Bürgermeister Fabian Mayer zurückweisen. Rechtlich sei dies keine Option, er versicherte aber: „Wir schätzen das Ehrenamt über alle Maßen!“ Dazu passt das Lob, das Veronika Kienzle zu Beginn ausgesprochen hatte: „Der Bezirksbeirat hat unermüdlich oft bis in die Nacht debattiert. Danke für Ihren fünfjährigen Dienst an der Allgemeinheit!“
Weitere Einwohnerversammlungen in diesem Jahr
Zwei weitere Einwohnerversammlungen stehen in diesem Jahr noch an: Am Montag, 14. Oktober, sind OB Frank Nopper und die Bürgermeisterriege in Degerloch, am Montag, 2. Dezember, in Untertürkheim. Einwohnerinnen und Einwohner können jeweils vorab Themen auswählen und konkrete Anliegen einreichen. Alle Infos hierzu gibt es auf dem städtischen Beteiligungsportal (Öffnet in einem neuen Tab).