Inhalt anspringen

Landeshauptstadt Stuttgart

Kultur

Bilanz: Neues Literaturfestival Stuttgart überzeugt

Besondere Vielfalt und starke Resonanz in der Kulturszene

Das Erstlingswerk ist gelungen. Das neu ins Leben gerufene Literaturfestival Stuttgart ist nicht nur durch den Schlussakt im Literaturhaus mit einem „Abend voller Hoffnung“ zu Ende gegangen, sondern lässt auf eine Fortsetzung hoffen.

Chimamanda Ngozi Adichie (rechts) gilt als eine der wichtigsten Stimmen der Weltliteratur der Gegenwart. Bei der Eröffnung des Literaturfestivals im vollbesetzten Mozart‐Saal in der Stuttgarter Liederhalle hielt sie einen Vortrag. Im anschließenden Talk mit Kuratorin Lena Gorelik sprach sie über ihr Verhältnis zum Schreiben und zur Literatur.

Über elf Tage haben vom 11. bis 21. Mai 55 Veranstaltungen und literarische Aktionen an gut 30 Orten im ganzen Stadtgebiet auf Anhieb mehr als 3500 Gäste angezogen. Die Premiere schuf unter dem Titel „Schreiben, während die Welt geschieht“ ein für die deutsche Kulturlandschaft neuartiges Event, ausgerichtet vom städtischen Kulturamt mit dem Literaturhaus Stuttgart. Die Organisatoren ziehen eine ermutigende Bilanz.

Eine besondere Vielfalt an Darstellungsformen und unterschiedlichsten Aufführungsorten holte die Literatur mitten ins Leben. Als Kuratorin spannte Lena Gorelik den Bogen von Lesungen, Filmvorführungen und Performances über Workshops für Jugendliche, Diskussionspanels bis zu einem queeren Voguing Ball sowie einer Buchmesse der unabhängigen Verlage. Zu Hause war die Literatur zum Beispiel im Theater Rampe, dem Linden-Museum und dem Künstlerhaus Stuttgart gleichermaßen wie auch in der ifa Galerie Stuttgart, der Zahnradbahn „Zacke“ oder im „Studio Amore“, einer Zwischennutzung im ehemaligen Hotel am Schlossgarten.

Orte abseits der klassischen Literaturszene, mehrsprachige Stimmen auf der Bühne, aktuelles Zeitgeschehen und politisches Bewusstsein prägten die facettenreiche Auswahl. „Das Programm traf einfach uns als Gesellschaft an dem Punkt, an dem wir stehen“, sagt die Kuratorin. „Als würden die Veranstaltungen alles, was in der Welt geschieht, einkreisen und es ins Zentrum stellen. Die einzelnen Veranstaltungen waren immer bewegend, ungeheuer ehrlich und stellten Fragen, die das Publikum mitnehmen konnte.“

„Bereicherung der Kulturlandschaft“

Ein Höhepunkt stand gleich zu Beginn der ersten Festivalausgabe, zu der Gorelik, die selbst Autorin ist, literarische Newcomer und international bedeutende Autorinnen und Autoren nach Stuttgart eingeladen hatte. Zum Auftakt füllte die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie den mit 750 Gästen ausverkauften Mozartsaal der Liederhalle und unterstrich damit eindrucksvoll die enorme Anziehungskraft der Gegenwartsliteratur.

Durchweg positiv zieht der Leiter des Kulturamts, Marc Gegenfurtner, sein Fazit des Debüts: „Das Stuttgarter Literaturfestival hat sich durch die ebenso wirkungsvolle wie sensible Kuration von Lena Gorelik und der Beteiligung eines weitverzweigten Netzwerks von Kooperationspartnerinnen und -partnern bereits in seinem ersten Jahr zu einer nicht mehr wegzudenkenden Bereicherung der Stuttgarter Kulturlandschaft entwickelt. Es schließt eine Lücke im ansonsten breitgefächerten Festivalkalender unserer Stadt."

Dafür, dass elf Tage lang in Stuttgart gelesen und gelauscht, performt, diskutiert und die Liebe zur Literatur wie der Spaß an der Sprache gefeiert wurden, sorgten neben internationalen Namen auch zahlreiche Akteurinnen und Akteure der örtlichen Kulturszene. Mit mehr als 30 Angeboten bereicherten das Programm Stuttgarter Verlage, Vereine, Literaturveranstaltende sowie Initiativen aus Bildung, Sozialem und Kunst – ausgewählt von Kuratorin Gorelik und gefördert durch die Stadt Stuttgart. Ihnen gelang es, den Begriff Literatur weit aufzuspannen mit Veranstaltungen wie einem Theaterspaziergang im Schlossgarten, Live-Hörspiel in einem Sonderzug der Stadtbahn, Graffiti-Workshop im öffentlichen Raum, mehreren Schreibwerkstätten wie auch einer literarischen Radtour zum Garnisonsschützenhaus. Mit eigenen Programmen führte der Festival zudem Kinder altersgerecht an die Literatur heran.

„Literaturfestival der Zukunft“

Nach den positiven Erfahrungen sieht das Literaturhaus Stuttgart als Mitausrichter in dem Stuttgarter Zuschnitt das Format für ein „Literaturfestival der Zukunft“ und blickt bereits nach vorne. „Dieses Festival versteht sich als ein atmender und lernender Organismus mit wechselnder Kuration, professionellem Rahmen und der Beteiligung der literarischen Aktiven der Stadt“, erklärt die Literaturhaus-Leiterin Stefanie Stegmann. „Durch die Reduktion von Barrieren hat es zugleich dazu beigetragen, neue Formen der Teilhabe anzubieten. Das Bekenntnis der Stadt Stuttgart, das Vertrauen des Gemeinderats für dieses sich in seiner Programmatik, Konzeption und Kuration so weit öffnende Festival ist unglaublich wertvoll – nach diesem Aufschlag gibt es aus meiner Sicht keine andere Möglichkeit, als diesen Weg weiterzugehen.“
Möglich gemacht hat das Festival in dieser Form auch die Unterstützung durch die Wüstenrot Stiftung, das Berliner Künstlerprogramm des DAAD und die Chaja Stiftung.

Nachzulesen ist das Festivalprogramm unter  https://www.stuttgart.de/literaturfestival.

Das könnte Sie auch interessieren

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Franziska Kraufmann/Stadt Stuttgart
  • Peter Palec, Discodöner/Stadtbibliothek Stuttgart
  • martinlorenz.net/Stadtbibliothek Stuttgart yi architects
  • LHS Stuttgart/Props e. V.