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Landeshauptstadt Stuttgart

Stuttgarter Armutskonferenz

Neue Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und Ausgrenzung erarbeitet

Um die Armut in der Landeshauptstadt zu reduzieren, hat die vierte Stuttgarter Armutskonferenz am 9. Mai neue Wege gesucht. Die erarbeiteten Strategien sollen Armut in der Stadt sichtbarer machen, Betroffenen passgenaue Angebote bieten und Ausgrenzung bekämpfen. Die Konferenz bildet den Auftakt für neue Kooperationen.

Installation im Rathaus zur Armutskonferenz: Menschen, die in Stuttgart am Existenzminimum leben, kommentieren ihren Alltag.

Rund 400 Teilnehmende aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft diskutierten auf Einladung der Stadt und der Liga der Wohlfahrtspflege in sechs Foren. Das Leitmotiv war: „Armut erkennen, lindern und Chancen eröffnen“.

Die aktuellen Krisen, wie die Pandemie oder die Inflation verschärfen Armut und Ausgrenzung. In allen Impulsen und Foren wurde deutlich, dass sich Armut nur gemeinsam und abgestimmt bekämpfen lässt. Die Stadtverwaltung, die Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart, Stiftungen, Selbstvertretungen und bürgerschaftliches Engagement können sich in ihren Aufgaben und Handlungsweisen ergänzen. Dazu sind verlässliche Abstimmungen und offene Kooperationen notwendig. Diese Armutskonferenz, die vom Stuttgarter Gemeinderat unterstützt wurde, war ein wichtiger Impuls und Meilenstein dazu.

Die Verfestigung von Armut und Armutsfolgen führen für die Betroffenen und die Stadtgesellschaft zu negativen Auswirkungen. „Armut hat auch Auswirkungen auf das Demokratieverständnis und führt zu einem Vertrauensdefizit“, machte Dorothee Spannagel vom Wirtschafts‐ und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans‐Böckler‐Stiftung deutlich.

Starke Beteiligung an Armutskonferenz: Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich Gedanken gemacht, wie die Lage von Bedürftigen verbessert werden kann.

Wissen über Angebote bei Bedürftigen verbessern

Es gibt in Stuttgart bereits zahlreiche Angebote zur Linderung von Armutsfolgen. Das Wissen, wo diese Angebote zu finden sind und welche Inhalte sie haben, ist in allen Altersgruppen und bei allen Zielgruppen zu verbessern, dies wurde zurückgemeldet.

Auch das Sozialreferat weiß um diese Not. Ein Ansatz ist eine niedrigschwellige Informationsstelle für Sozialleistungen, um armutsbedrohten oder armutsbetroffene Einwohnerinnen und Einwohner zu unterstützen, die Sozialleistungen, die Ihnen zustehen in Anspruch zu nehmen. Menschen können so einfach und unbürokratisch unterstützt und auch weiterverwiesen werden.

Die Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, Dr. Alexandra Sußmann, sagte: „Stuttgart ist eine wohlhabende Stadt – aber auch eine Stadt, in der Armut ihren Platz hat. Damit müssen wir besser umgehen, denn Armut hat das Potenzial, unsere Gesellschaft zu spalten. Jeder Elfte ist hier auf staatliche Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen. In den Großstädten ist der Anteil deutlich höher als auf dem Land. Wie wir damit umgehen, stand im Mittelpunkt der heutigen Gespräche.“ Und weiter: „Armut ist neben materieller Not immer auch ein Mangel an Teilhabechancen. Deshalb entwickeln wir neue Programme, die sich an den Erfahrungen der von Armut Betroffenen orientieren. Unser Ziel ist es, Menschen zu befähigen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.“

Neue Strategien gegen Armut: Die Teilnehmenden debattieren in sechs Foren zu den Themen Wohnen, Teilhabe, Kinderarmut, Arbeit, Gesundheit und Ernährung.

Bekämpfung der Armut geht nur gemeinsam

Die Konferenz sollte die Stadtgesellschaft vernetzen, tragfähige Strukturen zur Armutsbekämpfung schaffen, die laufenden Veränderungen in der Stadt begleiten und letztlich die Gesellschaft zusammenhalten.

Pfarrer Klaus Käpplinger, Vorstandssprecher der Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart, betonte: „Die Armutskonferenz hat deutlich gemacht, dass alle gemeinsam und damit meine ich Betroffene, Ehrenamtliche, Kommunalpolitik, Verwaltung und hauptamtliche Fachkräfte der Träger die bestehende Armut in Stuttgart bekämpfen und wo immer möglich Ansätzen von neu entstehender Armut vorbeugend begegnen wollen. Mich stimmt darüber hinaus optimistisch, dass wo ein Wille erkennbar ist auch kreative Lösungen entstehen und wir so auch einen Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft leisten.“

Bundesminister Cem Özdemir sagte in seiner Videobotschaft: „Wir wollen doch aber gerade nicht, dass die Lebenschancen nur vom Glück oder Zufall abhängen. Wir sind als Bundesregierung gefordert, deshalb alles Erdenkliche zu tun, dass Lebenschancen nicht Teil einer Lotterie sind. Die bekannten Hilfspakete wie die Erhöhung des Mindestlohns, des Bürgergeldes; all dies soll unterstützen und tut es auch!“

Ergebnisse werden zeitnah veröffentlicht

Neben den bundespolitischen Maßnahmen ist die Kommune der Ort, an dem Armut sichtbar wird und wo mit kommunalen Angeboten, Armutsfolgen vermieden und Teilhabe ermöglicht werden. Die Ergebnisse der Konferenz werden aktuell aufbereitet und bis Ende Mai unter  www.stuttgart.de/armutskonferenz veröffentlicht. Sie sind die Basis für die Umsetzung neuer Handlungsmaßnahmen und neuer Kooperationen.

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Bildnachweise

  • Leif Piechowskie/Stadt Stuttgart
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  • Leif Piechowski/Stadt Stuttgart