Inhalt anspringen

Landeshauptstadt Stuttgart

Landwirtschaft

Landwirtschaft in Stuttgart: Von Stuttgarts Feldern auf die Teller

Gerade momentan zur Erntezeit sieht man wieder, dass die Landwirtschaft in Stuttgart weiterhin eine große Bedeutung hat. Wie steht es um die landwirtschaftlichen Betriebe in Stuttgart und wie unterstützt die Stadtverwaltung die Landwirte?

Landwirtschaftlich genutzte Flächen befinden sich in Stuttgart vor allem in den Außenbezirken, wie hier auf den Fildern.

Womöglich überrascht es manche. Aber die natürlichen Voraussetzungen für die Landwirtschaft sind in Stuttgart außergewöhnlich gut. Teile des Stadtgebiets, etwa in Mühlhausen oder auf den Fildern, gehören mit zu den besten Böden in Mitteleuropa, sind für Ackerbau perfekt, sagt Uta Dickertmann. Sie ist bei der Wirtschaftsförderung der Stadt für die Landwirte zuständig.

Weniger überraschend: im Vergleich zum Umland ist in einer Großstadt wie Stuttgart die heute noch landwirtschaftlich genutzte Fläche gering. Rund 2500 Hektar sind es, das entspricht etwa zwölf Prozent der Gemarkungsfläche. Zum Vergleich: Der nördliche Nachbar-Landkreis Ludwigsburg kommt auf 32 000 Hektar Landwirtschaft, rund 54 Prozent der Gemarkungsfläche.

Teilweise ist das Landratsamt Ludwigsburg als untere Landwirtschaftsbehörde auch für Stuttgart mit zuständig. Um andere hoheitliche Aufgaben, wie das Thema Landwirtschaft bei Bebauungsverfahren kümmert sich Ulrike Greifenhagen-Kauffmann vom städtischen Liegenschaftsamt. Auch gesetzliche Vorgaben, etwa wenn es um Hofübergaben und Verkäufe von landwirtschaftlichen Flächen geht, fallen in ihren Bereich.

Landwirtschaftliche Betriebe werden weniger und größer

Probleme mit der Nachfolge auf Höfen gebe es weniger als auf dem Land, erzählt sie. Aber auch in Stuttgart gelte: „Betriebe werden tendenziell weniger und größer.“ Zählte das Statistische Landesamt Anfang der 1990er-Jahre noch rund 400 Betriebe, sind es aktuell noch 183. Im Weinbau in Steillagen werden Flächen manchmal auch nicht weiter bewirtschaftet. „Da haben wir schon eine Tendenz dahin, dass Flächen aufgegeben werden“, sagt Ulrike Greifenhagen-Kauffmann.

Der Anbau von Obst spielt weiterhin eine zentrale Rolle in der Stuttgarter Landwirtschaft.

Manche Jüngere, die einen Hof übernehmen, entscheiden sich dafür, die Landwirtschaft nicht mehr im Haupterwerb, sondern im Nebenerwerb zu betreiben. Rund 53 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe werden im Haupterwerb, 47 Prozent im Nebenerwerb betrieben. Dazu kommen Klein- und Kleinstbetriebe, die jeweils weniger als fünf Hektar bewirtschaften.

Beim Anbau zeigen sich Stuttgarts Landwirte experimentierfreudig. Da gibt es auch Felder mit Soja und Linsen. Stuttgarter „Klassiker“ sind weiterhin der Getreideanbau und Sonderkulturen wie Obst- und Weinbau. Aber auch Gemüse und Kartoffeln werden reichlich angebaut. Landwirtschaftliche Tierhaltung ist weniger verbreitet. Rund 25 Betriebe haben Tiere, vor ­allem Pferde, aber auch Rinder und Hühner.

Landwirtschaft: Landschaftspflege, Klimaschutz und mehr

Die Landwirtschaft hat in der hochverdichteten Stadt Stuttgart eine große Bedeutung. „Wenn die Landwirte die Felder und Weinberge nicht bestellen würden, hätten wir die Kulturlandschaft hier so nicht mehr“, sagt Uta Dickertmann von der Wirtschaftsförderung. Wohl niemand möchte sich Stuttgart ohne Weinberge und Streuobstwiesen vorstellen.

Dann ist da der Wert für das Stadtklima. Landwirtschaftliche Flächen wirken auch als „Kaltluftentstehungsgebiete“, die sich weniger aufheizen als bebaute Gebiete. Die kalte Luft ist wichtig für die nächtliche Abkühlung der Stadt. Außerdem können die Böden bei Starkregen Wasser aufnehmen und so Überschwemmungen entgegenwirken.

Obst und Gemüse direkt vom Hof bieten auch die Wochenmärkte in Stuttgart an.

Zudem leisten die Stuttgarter Landwirte einen Beitrag zur Versorgung. Zwar wäre es nicht möglich, die gesamte Stuttgarter Bevölkerung allein mit Lebensmitteln aus Stuttgart zu versorgen, aber gerade in den Außenbezirken sind Hofläden, Wochenmärkte und Lebensmittel-Automaten für die Nahversorgung mit regionalen und saisonalen Produkten bedeutend. Letztere oft sogar 24 Stunden am Tag. Im Stadtgebiet gibt es über 60 Hofläden und zirka 20 Automaten.

Und schließlich ist – gerade in einer Großstadt – der Bauernhof als Lernort wichtig. Hier können Kinder sehen, dass die Milch aus der Kuh und nicht nur aus dem Supermarkt kommt. Und auch vielen Erwachsenen ist nicht klar, welcher Aufwand für die Produktion von Lebensmitteln mitunter betrieben werden muss.

Die Herausforderungen gemeinsam bewältigen

Die Stadt Stuttgart möchte die Landwirtschaft im Stadtgebiet erhalten und fördern. Dazu gehört regelmäßiger Austausch. Wichtige Formate sind der jährliche Hofbesuch des Oberbürgermeisters sowie der „Runde Tisch Landwirtschaft“, ebenfalls unter Leitung des Oberbürgermeisters. Dabei kommt zur Sprache, was Landwirte aktuell umtreibt.

Zum Beispiel das Thema Feldwege. Im Frühjahr und Sommer zieht es viele Stuttgarter in die Natur. Die Folge: Feldwege sind zugeparkt und Radfahrer dort unterwegs. Für die großen Maschinen der Landwirte ist dann kein Durchkommen oder es besteht erhöhte Unfallgefahr. Im Herbst gilt das Gleiche in den Weinbergen.

Auch den Klimawandel spüren die Landwirte. Frühes Blühen, dann noch einmal Frost, im Sommer lange Dürrezeiten – all das wirkt sich aus. Um das Risiko von Ertragseinbußen zu verringern, reagieren Landwirte mit dem Anbau von neuen, ­resistenten Sorten und einem diversifizierten Anbau.

Uta Dickertmann und Ulrike Greifenhagen-Kauffmann plädieren für mehr Bewusstsein und Wertschätzung für die Stuttgarter Landwirte, die alles dafür tun, ihren guten Boden zu erhalten. Damit das auch in Zukunft so bleiben kann, beschäftigt sich die Wirtschaftsförderung mit innovativen Themen wie Bioökonomie und neuen Trends in der Lebensmittelbranche. Dafür forciert die Stadt unter anderem die Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim und regionalen Start-ups.

Das könnte Sie auch interessieren

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • ms-grafixx/Stadt Stuttgart
  • GettyImages/Duncan_Andison
  • Leif Piechowski/Stadt Stuttgart
  • Foto: Ferdinando Iannone/LHS
  • GettyImages/narvikk
  • 36- 2.2 Naturschutzbehörde, fachliche Grundlagen