Der Bürgermeister für Sicherheit, Ordnung und Sport, Dr. Clemens Maier, sagt dazu: „Die in der Befragung geäußerte Wahrnehmung der Bürgerinnen und Bürger nehmen wir sehr ernst. In Anbetracht des Fachkräftemangels und der damit verbundenen Herausforderung sind die Befunde wenig überraschend. In vielen Bereichen arbeitet die Stadtverwaltung mit Hochdruck an einer Verbesserung der Situation. Gleichzeitig lässt sich bundesweit der Trend einer zunehmend negativen Beurteilung staatlicher Institutionen beobachten.“ Jüngst hatte eine vom Deutschen Beamtenbund beauftragte Studie ergeben, dass deutschlandweit 69 Prozent der Befragten den Staat derzeit als überfordert ansehen. 2020 sagten nur 40 Prozent, der Staat sei überfordert. Dr. Maier weiter: „Die Bewertung der Situation in Stuttgart ist daher keine Sondersituation, sondern entspricht einer bedenklichen deutschlandweiten Tendenz, deren Ursachen über rein lokale Problemstellungen hinausgehen.“
Der Leiter des Statistischen Amts, Dr. Matthias Fatke, nennt die Umfrage ein „Instrument zur Dauerbeobachtung der Stadtgesellschaft. Sie beinhaltet neben einem variierenden Fragebereich einen festen Frageteil, der alle zwei Jahre ganz ähnlich abgefragt wird und damit einen Zeitvergleich ermöglicht. Der über die Jahre stabile Fragebereich befasst sich mit der Lebensqualität in Stuttgart, der Zufriedenheit mit verschiedenen Lebensbereichen, den größten Problemen, der Beurteilung der Stadtverwaltung und dem städtischen Ausgabeverhalten.“ Der Rücklauf in diesem Jahr sei mit 41 Prozent erneut sehr hoch. Der Amtsleiter dankte allen für die Auseinandersetzung mit den Themen und das Ausfüllen des Fragebogens.
Die große Mehrheit lebt gerne in Stuttgart – die wahrgenommene Lebensqualität geht leicht zurück
Mit insgesamt 76 % gibt die große Mehrheit der Stuttgarterinnen und Stuttgarter auch im Jahr 2023 an, gerne in Stuttgart zu leben. In 2021 hatten dies noch 79 % der Befragten bejaht (Anlage 1.1). Einen leichten Rückgang verzeichnet auch die wahrgenommene Lebensqualität. Zwar ist auch diese weiterhin hoch, doch der aktuelle Kommunalbarometerwert von 69 erreicht nicht mehr den Wert aus dem Jahr 2021 (72) und liegt deutlich unterhalb der noch 2007 und 2009 erhobenen Höchstwerte von 77 aus 100 möglichen Punkten (Anlage 1.2).
Die Zufriedenheit mit vielen Lebensbereichen ist weiterhin hoch, lässt mitunter nach
Mit vielen Lebensbereichen sind die Stuttgarterinnen und Stuttgartern weiterhin sehr zufrieden: So werden Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten, Einkaufsmöglichkeiten, Abfallbeseitigung und Müllabfuhr und das kulturelle Angebot nach wie vor ausgesprochen positiv gesehen. Hinzu kommt die 2023 erstmal erfragte Zufriedenheit mit den Hochschulen in der Stadt. Weniger zufrieden sind die Befragten mit den Parkmöglichkeiten im Wohngebiet und in der Innenstadt, der Situation für Fahrradfahrende, der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge und dem Wohnungsangebot in der Stadt. Im Vergleich zu den Ergebnissen aus dem Jahr 2021 hat sich auch hier wenig geändert. Die Erlebbarkeit des Neckars, im Jahr 2023 neu in die Befragung aufgenommen, lässt nach Einschätzung der Befragten zu wünschen übrig (Anlage 2).
Während sich die Lebensbereiche mit hoher und diejenigen mit niedriger Zufriedenheit in der Gesamtschau als relativ konstant über die Zeit erweisen, zeigt sich bei einer näheren Betrachtung einzelner Bereiche, dass die Zufriedenheit in einigen Fällen zuletzt merklich gelitten hat. Dies trifft namentlich auf die Bereiche der ärztlichen Versorgung, der öffentlichen Sicherheit, der Versorgung mit Alten- und Pflegeheimen, der Arbeit der Stadtverwaltung insgesamt, der Arbeit der Bürgerbüros sowie auf das Angebot an Kindergärten und Kindertageseinrichtungen zu. Im Vergleich zu den Befragungsergebnissen aus dem Jahr 2021 muss hier ein signifikanter Rückgang der Zufriedenheitswerte unter den Stuttgarterinnen und Stuttgartern verzeichnet werden.
Die Befragten benennen allerlei Probleme, aber es gibt auch Positives zu vermelden
Seit 1995 werden die Bürgerinnen und Bürger in der Stuttgart-Umfrage nach den ihrer Meinung nach größten Problemen befragt. Bei dieser Frage steht die individuelle Wahrnehmung gesamtstädtischer Probleme im Vordergrund. Auch in diesem Jahr stellen die als „zu hoch“ empfundenen „Mieten“ das aus Sicht der Stuttgarter Bevölkerung größte Problem dar (Anlage 3): Insgesamt 71 Prozent der Befragten nennen dies als gesamtstädtisches Problem. Auf dem zweiten Platz folgen „zu viele Baustellen“ mit 69 Prozent und ein „mangelhaftes Wohnungsangebot“ mit 61 Prozent. Da in den Jahren 2021 und 2019 die Problemwahrnehmung methodisch anders erfragt wurde, ist ein direkter Zeitvergleich der einzelnen Problemnennungen nicht möglich. Jedoch bleiben die wohnungsmarktbezogenen Themen (zu hohe Mieten, mangelhaftes Wohnungsangebot) und verkehrsbezogenen Themen (zu viele Baustellen, zu viel Straßenverkehr, zu wenig Parkmöglichkeiten) auch im Zeitvergleich auf den vordersten Plätzen. Dabei hat die Nennung von „zu viel Straßenverkehr“ im Vergleich zu 2017 deutlich verloren: Während im Jahr 2017 immerhin 75 von 100 Befragten dies als Problem benannten, sind es im Jahr 2023 nur noch 54 von 100. Ähnlich verhält es sich bei der Nennung von „schlechter Luftqualität“. Diese zählen inzwischen nicht mehr 59 Prozent, sondern nur noch 35 Prozent der Befragten zu den größten Problemen in der Stadt.
Das Ansehen der Stadtverwaltung hat gelitten
Ein weiteres wichtiges Element der Stuttgart-Umfrage stellen die Fragen zum Ansehen der Stadtverwaltung nach der persönlichen Einschätzung der Befragten und ihrer Einschätzung nach in der Öffentlichkeit dar. Die Rückgänge bei der Zufriedenheit mit der Arbeit der Stadtverwaltung insgesamt und der Arbeit der Bürgerbüros lassen bereits erahnen, dass auch das Ansehen gelitten hat. Und tatsächlich sinkt das persönliche Ansehen der Stadtverwaltung gegenüber 2021 um 7 Kommunalbarometerpunkte auf einen Kommunalbarometerwert von 53 – den geringsten je für Stuttgart gemessen Wert. Gleiches zeigt sich auch bei der Einschätzung der Bewertung in der Öffentlichkeit. Hier sinkt der Kommunalbarometerwert gegenüber 2021 um 8 Punkte auf 45 (Anlage 4). Diese Befunde decken sich mit jüngsten Studien, die deutschlandweit einen Rückgang an Vertrauen in staatliche Institutionen diagnostizieren.
Mehrausgaben werden von den Befragten in vielen Bereichen gewünscht
Neben der Möglichkeit der Teilnahme am städtischen Bürgerhaushalt werden die Befragten in der Stuttgart-Umfrage dazu aufgefordert, mehrere Haushaltsbereiche nach Einsparungen und Mehrausgaben abzuwägen. Insgesamt konnten so 34 Bereiche bewertet werden (Anlage 5). Bei 19 Bereichen spricht sich eine Mehrheit für Mehrausgaben aus. Hierbei stechen besonders die Bereiche Kindergärten/Kindertageseinrichtungen (76%), allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen (72%) sowie der Wohnungsbau (72%) hervor. Bei 14 Bereichen dominiert der Wunsch, die Ausgaben unverändert zu lassen. Dies zeigt sich bei der Stadtbibliothek (74%), den kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen (66%) sowie den Sportanlagen (61%). Der einzige Bereich, bei dem die Anzahl der Befragten überwiegend Geld einsparen möchte, ist der Straßenneubau (41 %).
Das Statistische Amt wird die weiteren Antworten der facettenreichen Stuttgart-Umfrage nun vertiefend auswerten und in den kommenden Ausgaben der Reihe Statistik und Informationsmanagement veröffentlichen. Hierzu gehört zum Beispiel auch die Frage nach der Verwendung gendergerechter Sprache in der Stadtverwaltung: 44 Prozent der Befragten halten dies für eine schlechte Entscheidung, 31 Prozent für eine gute. Die restlichen 25 Prozent geben diesbezüglich kein Urteil ab. Das Stimmungsbild ist ebenfalls relativ durchmischt, wenn man danach fragt, mit welcher Form die öffentliche Verwaltung alle Geschlechter ansprechen sollte: 43 Prozent sprechen sich für die Paarform (Schülerinnen und Schüler), 24 Prozent für die männliche Form (Schüler) und 21 Prozent für den Genderstern aus (Schüler*innen). Die übrigen 13 Prozent antworten mit „Weiß nicht“.
Die Stuttgart-Umfrage liefert näherungsweise repräsentative Einblicke
An der jüngsten Befragung nahmen von Mitte April bis Ende Juni mehr als 4200 Befragte teil, insgesamt wurden rund 10.300 Bürgerinnen und Bürgern angeschrieben. Immer mehr Menschen antworten online. Diesmal waren es 70 Prozent, fast eine Verdopplung im Vergleich zu 2021. Dieser Zuwachs lässt sich auf ein geändertes Verfahren zurückführen, das das digitale Ausfüllen des Fragebogens in den Vordergrund stellt. In diesem Erhebungsjahr wurde die Befragung zudem um den Kreis der 16- und 17-Jährigen erweitert.
Die Stuttgart-Umfrage ist als repräsentative Befragung angelegt. Durch eine zufällige Ziehung der Personen aus dem Einwohnermelderegister hat jede über 15-jährige Person mit Erstwohnsitz in Stuttgart die gleiche Chance zur Teilnahme. Diese ist freiwillig. Daher sind Personen mit formal niedrigeren Bildungsabschlüssen und ohne deutsche Staatsangehörigkeit in der Umfrage unterrepräsentiert. Die Umfrage ist allerdings repräsentativ für die verschiedenen Altersgruppen und Geschlechter.