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Landeshauptstadt Stuttgart

Stadtgeschichte

Dunkles Kapitel der Stadtgeschichte

Welche Aufgabe kam dem Stuttgarter Gesundheitsamt bei der Umsetzung der NS-Rassenideologie zu? Dieser Frage geht eine Ausstellung und Veranstaltungsreihe nach, mit der eines der dunkelsten Kapitel des Gesundheitswesens in Stuttgart beleuchtet werden soll. 

Das Gesundheitsamt blickt in der Veranstaltungsreihe auf seine Vergangenheit zurück.

Das 1934 so benannte „Städtische Gesundheitsamt – Amt für Rassenpflege und Bevölkerungspolitik“ war ab 1935 einziges kommunales Gesundheitsamt in Baden-Württemberg. Es war damit eines von 740 Gesundheitsämtern im Deutschen Reich. 
Nach der Neuordung der Gesundheitsämter kamen diesen zentrale Aufgaben bei der Durchführung der rassenideologischen Ziele des NS-Staates zu. Sie wurden zur Schaltstelle der „Erb-und Rassenpflege“ ausgebaut und entschieden damit über menschliche Schicksale.

Im Zusammenspiel mit den kommunalen Krankenhäusern waren sie an der Umsetzung des 1933 verabschiedeten Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses beteiligt, wozu vor allem das Mittel der Zwangssterilisation gehörte. Etwa 400000 Frauen und Männer wurden in Deutschland während der NS-Diktatur zwangssterilisiert. 

Ein Geheimerlass von 1939 leitete die Ermordung von Babies und Kindern mit Behinderungen ein. Der Erlass sah vor, diese Kinder bis zum dritten Lebensjahr beim örtlichen Gesundheitsamt zu melden. Zu den Opfern dieses Erlasses gehörte auch die fünfjährige Gerda Metzger aus Flacht. Sie starb kurz nach ihrer Einlieferung ins städtische Kinderkrankenhaus in Stuttgart.

„Es ist wichtig und notwendig, dass wir der Opfer gedenken und uns den grausamen, menschenverachtenden Taten von damals, dem unfassbaren Leid und dem unglaublichen Unrecht bewusst werden sowie uns damit auseinanderzusetzen, um nachdenkliches und wachsames Handeln immer wieder in den Fokus zu rücken."

Dr. Alexandra Sußmann, Bürgermeisterin für Soziales, Gesundheit und Integration
Gedenktafel am heutigen Gesundheitsamt der Stadt Stuttgart

Den Auftakt der Veranstaltungsreihe bildet die Eröffnung der Wanderausstellung „Volk, Gesundheit, Staat. Gesundheitsämter im Nationalsozialismus“ am Montag, 23. September, von 18.30 Uhr an im Gesundheitsamt Stuttgart. Die an der Berliner Charité entwickelte Wanderausstellung zeigt Tätigkeitsbereiche der Gesundheitsämter während des Nationalsozialismus unter anderem am Beispiel des Landes Württemberg. 
Begleitend zur Wanderausstellung, die bis zum 29. November im Gesundheitsamt zu sehen ist, finden vier Veranstaltungen im Gesundheitsamt, im Stadtarchiv sowie im Rathaus statt. 

Zu den Vortragenden gehört auch Stuttgarts ehemaliger Stadtarchivar Roland Müller. Er wird in seinem Beitrag das unheilvolle Zusammenspiel von Gesundheitsamt und Klinikum Stuttgart zur Zeit des Nationalsozialismus aufzeigen. 
Sabine Schleiermacher, Professorin an der Charité Berlin, nimmt die Funktion und Aufgabenbereiche von Gesundheitsämtern während der NS-Zeit und den dortigen Akteuren in den Blick.

Der Eintritt zur Ausstellung und zu allen Veranstaltungen ist kostenlos. Weitere Informationen und den Flyer zum Download finden Sie  hier online.

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Bildnachweise

  • Stadt Stuttgart/Max Kovalenko
  • Stadt Stuttgart/Jaqueline Weiler
  • Stadtarchiv Stuttgart
  • GettyImages/AshleyWiley
  • Thomas Niedermüller