Erwerbsarbeit ist oftmals wenig motivierend, allenfalls mäßig interessant und zudem zumeist nicht angemessen vergütet. Dennoch herrscht ein positives Arbeitsethos mit seinem Credo "fleißig zu arbeiten" ungebrochen vor und dringt in nahezu alle Facetten des gesellschaftlichen, kulturellen und individuellen Lebens ein. Selbstoptimierung lautet hierbei die Devise: "an sich selbst" soll gearbeitet, aber dabei ja die Beziehungs-, Bildungs- und Kreativarbeit nicht vernachlässigt werden. Zugleich bleibt die Hoffnung, dass sich harte Arbeit aufgrund von Technologieentwicklung, vom mechanisch-maschinellen Fortschritt bis hin zur datenbasierten sogenannten Künstlichen Intelligenz, bald erledigt habe und den Menschen dann endlich mehr freie Zeit zur Verfügung stehe.
Während die einen Fleiß und Arbeit predigen und die anderen ihre Hoffnung auf einen technologiegetriebenen Automatismus hin zur Utopie des Müßiggangs setzen, erinnert Claus Baumann in seinem Vortrag an die gesellschaftskritische Bildungstheorie von Karl Marx. Diese hat eine emanzipatorische, freie wie allseitige Bildung der gesellschaftlichen Individuen im Blick, und zwar auf der Grundlage einer Überwindung der kapital- und klassenförmig strukturierten Gesellschaft. Im Zentrum dieser Bildungstheorie stehen weder Arbeit als grundlegende menschliche Tätigkeitsweise noch fortschrittsoptimistische Technikutopien, sondern die mündige mußevolle Bildung gesellschaftlicher Individuen, wozu auch Genussbildung gehört.
Dr. Claus Baumann ist Gesellschaftstheoretiker und im wissenschaftlichen Dienst der Universität Stuttgart im Fachbereich Philosophie tätig.
Kursnr. 232-20012
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