Die Jury würdigt die drei Werke:
„Lust und Begehren stehen im Zentrum von ‚I wonder if I should start accessing pleasure a whole lot‘ von Georgia Koumará. Gekonnt werden Texte über weibliche Sexualität in einen komplexen und energetischen Gesamtklang eingebettet, der durch seine Unmittelbarkeit Begehren akustisch begreifbar werden lässt. In ihrer von popmusikalischen Referenzen durchzogenen Raumkomposition erzeugt Georgia Koumará somit eine ganz eigene, intensive Klangsprache, die gleichzeitig von großer politischer wie ästhetischer Dringlichkeit ist.“
„Ungewöhnlich ist schon die Triobesetzung, die Elnaz Seyedi in ‚absolute snow‘ vorsieht. Bassklarinette, Horn und Cello entfalten auf der Basis einer schlichten, geradezu kargen Partitur eine unbedingte Farbkraft und Energie. Mit wenigen Noten und minimalen Veränderungen führt Elnaz Seyedi in eine Welt, die sich langsam vor den Hörenden ausbreitet, die den Raum ebenso eindrucksvoll einnimmt, wie sie ihn wieder leert. Vor allem aber zeigt Elnaz Seyedi mit ‚absolute snow‘, dass Askese und Reichtum ein und dasselbe sein können.“
„‚SCHMUTZ‘ von Ying Wang ist ein Werk der Extreme, der Eruptionen und Zusammenbrüche, des Jubels wie auch der Stille. Die Solovioline wälzt Materialberge vor sich her, verliert sich in der allgegenwärtigen Masse an Klang, Geräusch und Informationen ebenso wie in Momenten der Einsamkeit. ‚SCHMUTZ‘ ist zwar ein Kammerkonzert, aber oft von orchestraler Weite, manchmal auch ein heimliches Doppelkonzert mit E-Gitarre. Sehr überzeugend vermitteln sich in dieser Musik die Sehnsucht nach Befreiung und zugleich die Notwendigkeit einer Reinigung.“