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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Joseph Rothschild, Träger der Otto-Hirsch-Medaille 2010, gestorben

Der Tübinger Religions- und Politikwissenschaftler Joseph Rothschild ist am Freitag, 14. Februar, im Alter von 79 Jahren gestorben.

Rothschild hat für seine Verdienste um die Verständigung zwischen Christen und Juden 2010 von der Landeshauptstadt Stuttgart, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württemberg die Otto-Hirsch-Medaille, die seit 2013 Otto-Hirsch-Auszeichnung heißt, verliehen bekommen. Mit der Otto-Hirsch-Medaille werden jährlich Persönlichkeiten geehrt, die sich mit großem Engagement um die Verständigung zwischen Juden und Christen verdient gemacht haben.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn: "Joseph Rothschild war ein Brückenbauer zwischen den Religionen, der konsequent für ein Verständnis des Judentums und gegenseitige Mitmenschlichkeit geworben hat. In der Tradition von Otto Hirsch, der 1926 das Jüdische Lehrhaus in Stuttgart gegründet hat, war es ihm eine besondere Berufung, sich durch sein Leben, sein Wirken und seine Lehrtätigkeit fortwährend für ein fundiertes Verständnis des jüdischen Glaubens, für interreligiöse Akzeptanz und einen wertschätzenden Umgang miteinander einzusetzen."

Joseph Rothschild, 1940 in Haifa geboren, studierte jüdische Philosophie und Islamwissenschaft an der Hebräischen Universität von Jerusalem unter anderem bei den Professoren Schlomoh (Salomon) Pines und Meir (Martin) Plessner. Nach seinem Abschluss und wissenschaftlichen Tätigkeiten an den Universitäten Jerusalem und Tel Aviv nahm er seine Forschungsarbeiten an der Universität Tübingen auf, wo er sich außerdem mit weiteren Studien auf den Fachgebieten der Politik- und Islamwissenschaft befasste.

Der Wissenschaftler und Dozent widmete sich mehr als drei Jahrzehnte der Verbreitung und Erläuterung der Kenntnisse über das Judentum, die hebräische Sprache (Ivrit) und die hebräische Bibel. Außerdem setzt er sich mit der Geschichte und Gegenwart Israels und dem Nahostkonflikt auseinander. Das zentrale Anliegen seines Engagements war, Schönheit, Tiefe und Sinn des Judentums darzulegen. Dabei hat sich Rothschild sowohl für den Abbau von Vorurteilen gegenüber Juden und dem Judentum als auch für das interreligiöse Verständnis zwischen Judentum, Christentum und Islam eingesetzt. Er plädierte stets für einen respektvollen Umgang miteinander in gegenseitiger Achtung und würdiger Anerkennung der jeweiligen religiösen Sichtweise, Integrität und Identität.

Gleichzeitig wollte er zur Aufarbeitung der deutschen nationalsozialistischen Vergangenheit und zu einem erweiterten Verständnis des Volkes und Staates Israel und des Nahostkonflikts beitragen. Auch als Gründungsmitglied des Tübinger Arbeitskreises "Begegnungen mit dem Judentum" förderte er den interreligiösen Dialog.

Joseph Rothschilds Mutter, Susanna Rothschild, stammte aus Mannheim, sein Vater Herbert (Jizchak) Rothschild aus Bad Cannstatt. Dort war die Familie seines Großvaters Josef Rothschild am Aufbau der Synagogen beteiligt. Joseph Rothschilds Eltern mussten 1933 wegen der nationalsozialistischen Verfolgungen nach Israel fliehen.

Joseph Rothschild wird auf eigenen Wunsch in Israel beigesetzt.

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