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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Bürgerumfrage 2021: Trotz Belastung durch Corona-Pandemie bleibt Lebensqualität in Stuttgart hoch

Die Bürgerumfrage gilt als wichtiger Stimmungsmesser zum Leben und zur Lebensqualität der Stuttgarterinnen und Stuttgarter in ihrer Stadt. Die diesjährige Befragung des Statistischen Amts fand von April bis Juni statt.

Dr. Matthias Fatke, Leiter des Statistischen Amts, sagt: „Die Durchführung der Bürgerumfrage 2021 war eine besondere Herausforderung, bietet aber nun die Chance, das von der Coronavirus-Pandemie geprägte Stimmungsbild zu erfassen.“ 42 Prozent der Befragten gaben an, durch die Corona-Pandemie weniger stark belastet zu sein. Mehr als jeder Zweite (54 Prozent) berichtete dagegen von sehr starken beziehungsweise starken Belastungen (vgl. Tabelle 1).

9241 Personen ab 18 Jahren und mit Hauptwohnung in Stuttgart waren eingeladen, an der Befragung teilzunehmen, die seit 1995 alle zwei Jahre stattfindet. Mit 3906 Teilnehmern (42 Prozent) blieb die Beteiligung im Vergleich zu 2019 weiterhin auf hohem Niveau und verbesserte sich sogar leicht (vgl. Tabelle 2). Die Altersklasse von 18 bis unter 30 Jahren und Personen mit nicht deutscher Staatsangehörigkeit zeigten dabei die geringste Bereitschaft, an der Befragung teilzunehmen (vgl. Tabelle 3).

Lebensqualität in Stuttgart

Die Lebensqualität in Stuttgart bezeichnen 15 Prozent der Befragten im Jahr 2021 als sehr gut, 62 Prozent als gut (vgl. Tabelle 5). Damit liegt der „Kommunalbarometerwert“ mit 72 Punkten um einen Punkt unter dem Wert von 2019. Die Frage, inwieweit die Bürgerinnen und Bürger gerne in Stuttgart oder lieber woanders leben möchten, kann ein wichtiger Indikator für die langfristige Integration in die Stadtgesellschaft sein. Er reflektiert die emotionale Verbundenheit mit Stuttgart als Wohnstandort. 79 Prozent der Befragten sagten: „Ich lebe gern in Stuttgart“ (vgl. Tabelle 6). Gegenüber 2017 ist dies ein Rückgang von 4 Prozentpunkten.

Zufriedenheit mit einzelnen Lebensbereichen

Neben einer allgemeinen Einschätzung der Lebensqualität in der Stadt wurden die Teilnehmer gebeten, bei insgesamt 29 einzuordnenden Lebensbereichen konkret ihre Zufriedenheit zum Ausdruck zu bringen (vgl. Tabelle 7).

Am zufriedensten zeigten sich die Befragten mit den „Einkaufsmöglichkeiten“ (80 Punkte) sowie „Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten“ (79 Punkte). Unzufrieden beziehungsweise sehr unzufrieden sind die Teilnehmenden in den Lebensbereichen „Parkmöglichkeiten in der Innenstadt“ und „Wohnungsangebot/Wohnungsmarkt“.

Im Vergleich mit den Werten von 2019 zeigen sich Änderungen in folgenden Bereichen: Ein Zugewinn mit zwei und mehr Punkten findet sich bei „ärztliche Versorgung/Krankenhäuser“ (+4 Punkte), „öffentliche Verkehrsmitteln“ (+4 Punkte), „Versorgung mit Alten- und Pflegeheimen“ (+4 Punkte), „Regelung des Autoverkehrs“ (+4 Punkte), „Situation für Fahrradfahrende“ (+3 Punkte), „Wohnungsangebot/Wohnungsmarkt“ (+3 Punkte), „Spielmöglichkeiten für Kinder/Spielplätze“ (+2 Punkte), „Angebot an Kindergärten/Kindertageseinrichtungen“ (+2 Punkte) und „Parkmöglichkeiten in der Innenstadt“ (+2 Punkte).

Ein Rückgang in der Zufriedenheitsbewertung zeigt sich bei der „Arbeit der Bürgerbüros“ (-4 Punkte), „Gestaltung und Attraktivität der Innenstadt“ (-4 Punkte), „Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge“ (-4 Punkte), „kulturelle Einrichtungen/Veranstaltungen“ (-3 Punkte), „Arbeit der Polizei“ (-3 Punkte), „Möglichkeiten, sich zu engagieren und zu beteiligen“ (-3 Punkte), „öffentliche Sicherheit/Schutz vor Kriminalität“ (-3 Punkte), „Integrationsangebote für ausländische Mitbürger“ (-3 Punkte) und der „Arbeit der Stadtverwaltung“ (-2 Punkte).

Elf (2019: 16) der 29 Lebensbereiche zeigen im Bewertungsniveau keine (0 Punkte) bis geringe Veränderungen (+/-1 Punkt) gegenüber 2019 auf. Hierzu zählen die „Einkaufsmöglichkeiten“, „Arbeits-/Verdienstmöglichkeiten“, „Sportanlagen“, „Jugendeinrichtungen“, „Abfallbeseitigung/Müllabfuhr“, „Angebot an Parks/Grünanlagen“, „allgemeinbildende Schulen und Berufsschulen“, „Schwimmbäder“, „Lärmpegel“, „Parkmöglichkeiten im Wohngebiet“ und die „Luftqualität“.

Die Streuung der Barometerwerte zwischen 26 Punkten (Wohnungsangebot/Wohnungsmarkt) bis 80 Punkten (Einkaufsmöglichkeiten) in den verschiedenen Bereichen verweist insgesamt auf unterschiedlich stark vorhandene Verbesserungspotenziale in den Bereichen.

Größte Probleme

Die Befragten wurden in der Umfrage aufgefordert, aus einer Auswahl von 32 Lebensbereichen die für sie größten Probleme in Stuttgart zu benennen und zu bewerten (vgl. Tabelle 8). Im Vergleich zu 2019 ändern sich die am häufigsten genannten Problemfelder kaum: Mit 86 Punkten stellen „zu hohe Mieten“ erneut den ersten Platz. Auf Platz zwei folgt ein „mangelhaftes Wohnungsangebot“ (82 Punkten), auf Platz drei „zu viel Straßenverkehr“ (71 Punkte). Darauf folgen „zu viele Baustellen“ (68 Punkte) und „zu wenig Parkmöglichkeiten“ (67 Punkte). Am Ende der Problemnennungen findet sich der Punkt „zu wenig wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten“ (31 Punkte).

Deutlich häufiger genannt wird der „zunehmende Rechtsextremismus“ (65 Punkte, +10 Punkte gegenüber 2019). Auch die beiden anderen Indikatoren für Extremismus, der „zunehmende Linksextremismus“ (+6 Rangplätze, +7 Punkte) und die „zunehmende Fremdenfeindlichkeit“ (+5 Rangplätze, +3 Punkte) werden im Vergleich zu 2019 häufiger genannt.
Der Bereich Verkehr mit „schlechter öffentlicher Nahverkehr“ (-10 Rangplätze, -7 Punkte) und „zu wenig Verbindungen im öffentlichen Nahverkehr“ (-8 Rangplätze, -5 Punkte) wird als weniger problemgeladen angesehen.

Nachdem der Bereich Kinder und Jugendliche im Jahr 2019 eine deutliche Zunahme in der Problemwahrnehmung gegenüber 2017 zeigte, ist für 2019 auf 2021 eine überwiegend geringere Problemrelevanz festzustellen: „zu wenig Ganztagsbetreuung für Kinder“ (-1 Rangplatz, -2 Punkte), „zu wenig Kindergärten/Kindertageseinrichtungen“ (-4 Rangplätze, -2 Punkte) und „zu wenig Spielmöglichkeiten für Kinder/Spielplätze (-4 Rangplätze, 0 Punkte). Nur das „mangelnde Angebot an Jugendeinrichtungen“ gewinnt an Bedeutung (+4 Rangplätze, +5 Punkte). Des Weiteren zählt die „zu wenig Ganztagsbetreuung für Kinder“ weiterhin zu den zehn größten Problemen (Platz 8).

Während 2017 und 2019 der Bereich Kriminalität und Sicherheit weniger als Problem betrachtet wurde, zeigt sich 2021 eine leichte Verschiebung in der Rangfolge nach oben bei „Unsicherheit auf den Straßen“ (+ 2 Rangplätze, +4 Punkte), „Sicherheit und Ordnung“ (-1 Rangplätze, +2 Punkte) und „Unsicherheit in öffentlichen Verkehrsmitteln“ (+1 Rangplatz, +4 Punkte). Insgesamt bewegen sich die Indikatoren im mittleren Rangbereich (Rang 21, 23 und 25).

Der Komplex Umwelt bleibt gegenüber 2019 weitgehend stabil: „mangelhafte Sauberkeit von Straßen und Grünanlagen“ verändert sich um einen Rangplatz und bleibt im Niveau gleich (+1 Rangplatz, 0 Punkte), „schlechte Luftqualität“ (-1 Rangplatz, -3 Punkte), „zu wenig Grün- und Parkanlagen“ (-1 Rangplatz, 0 Punkte) und „zu hohe Lärmbelästigung“ (-4 Rangplätze, -1 Punkt).

Sensibel zeigen sich die Befragten bei der „angespannten Finanz- und Haushaltslage der Stadt“ (+6 Rangplätze, +7 Punkte), der „Arbeitslosigkeit“ (+3 Rangplätze, +7 Punkte) und der „mangelnden Chancengleichheit von Frauen und Männern“ (+3 Punkte, +5 Punkte).

Ansehen der Stadtverwaltung

Das Ansehen der Verwaltung der Stadt Stuttgart ist unter den Befragten um weitere zwei Kommunalbarometerpunkte auf 60 Punkte zurückgegangen, nachdem bei den Bürgerumfragen 2013 und 2015 die besten Ergebnisse seit 1995 gemessen wurden. Der größte Anteil an Befragten (46 Prozent) beurteilt 2021 die Verwaltung als „gut“ (vgl. Tabelle 9).

Nach dem Ansehen der Stadtverwaltung in der Öffentlichkeit gefragt, wurde am häufigsten „teils/teils“ (48 Prozent) angekreuzt. Auch hier geht der Kommunalbarometerwert in der Gesamtbetrachtung (53 Punkte; 2019: 55) auf den niedrigsten Stand seit 1999 zurück (vgl. Tabelle 9).

Ausgabeprioritäten für den städtischen Haushalt

Bis Jahresende verabschiedet der Gemeinderat den Doppelhaushalt 2022/23 der Landeshauptstadt Stuttgart. Neben der persönlichen Beteiligung am Bürgerhaushalt können die Bürger, die für die Bürgerumfrage ausgewählt wurden, stellvertretend ihre Haushaltsprioritäten aus Bürgersicht darlegen. Damit ermöglicht die Bürgerumfrage eine repräsentative Bürgerbeteiligung an den zentralen kommunalpolitischen Entscheidungsprozessen. Insgesamt 32 einzelne Aufgabenbereiche waren in der Befragung dahingehend zu bewerten, ob die Befragten hier Einsparmöglichkeiten sehen, die Ausgaben unverändert bleiben sollen oder mehr Geld ausgegeben werden soll.

Bei insgesamt 13 der 32 Lebensbereiche wünschen sich die Befragten Mehrausgaben, vorwiegend im Wohnungsbau (82 Prozent; 2019: 85 Prozent), für allgemeinbildende Schulen (71 Prozent; 2019: 73 Prozent) sowie für Kindergärten und Kindertageseinrichtungen (70 Prozent; 2019: 72 Prozent) (vgl. Tabelle 10).

Bei zwölf der insgesamt 32 gegeneinander abzuwägenden Bereiche befürwortet mehr als die Hälfte der Bürger, die Ausgaben unverändert zu lassen. Die Spanne liegt hier zwischen 77 Prozent (Stadtbibliothek) und 50 Prozent (Drogenbekämpfung). Bei lediglich zwei dieser zwölf Einzelbereiche („Stadtbibliothek“ und „Ausbau des Straßennetzes“) verteilen sich die übrigen Voten mehrheitlich auf „Geld einsparen“ gegenüber „mehr Geld ausgeben“.

Eine mehrheitliche Befürwortung von Geldeinsparungen findet sich in keinem der vorgegebenen Aufgabenbereiche. Der Anteil der Befragten, die Mittel einsparen möchten, hat eine Schwankungsbreite von 34 Prozentpunkten: am höchsten ist der Einsparwille beim Ausbau des Straßennetzes (35 Prozent), am niedrigsten bei den allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen und Krankenhäusern (1 Prozent).

Meinung zu städtischen Projekten

Das Projekt „Stadt am Fluss (Landschaftspark Neckar)“, das die Attraktivität des Landschaftsraums Neckar steigern und den Fluss erlebbarer machen soll, erreicht vor dem „Ausbau des Stadtbahnnetzes“ (73 Punkte) die höchste Zustimmung (77 Punkte). Danach folgt das „Wohnbauprojekt NeckarPark (Gelände gegenüber dem Cannstatter Wasen)“ mit 69 Punkten. Allerdings hat ein Viertel der Befragten keine Meinung („weiß nicht“) dazu. Dieser Wert ist am höchsten bei der Bewertung der „Internationalen Bauausstellung StadtRegion Stuttgart 2027“ mit 37 Prozent (vgl. Tabelle 12).

Im mittleren Zustimmungsbereich liegen die Werte für die drei neu aufgenommenen Projekte: „Stuttgarter Kulturmeile, Stadtraum B14“ erreicht 65 Punkte, die „Luftseilbahn (Vaihingen-Möhringen)“ folgt mit 57 Punkten und die „Autofreie Innenstadt“ mit 53 Punkten.

„Stuttgart 21“ ist das aktuell bedeutendste Verkehrsinfrastruktur- und Städtebauprojekt in der Landeshauptstadt Stuttgart. Das Meinungsbild zum Gesamtprojekt „Stuttgart 21“ in der Bevölkerung wird seit der ersten Bürgerumfrage 1995 erhoben. Seitdem ist ein stetiges Auf und Ab festzustellen: Zu Beginn des Projekts (1995) und im Jahr der Volksabstimmung über ein S21-Kündigungsgesetz (2011) waren die Zustimmungswerte bislang am höchsten (vgl. Tabelle 11). Die geringste Zustimmung wurde 2009 gemessen. Danach stieg die Zustimmung bei den folgenden Befragungsrunden bis 2015 deutlich an. 2017 schwächte sich die Zustimmung wieder ab. 2019 sind die Werte auf den zweitniedrigsten Stand seit 1995 zurückgefallen. In der aktuellen Befragung 2021 findet sich nun wieder eine leichte Zustimmung zu dem Projekt: 26 Prozent haben eine positive Meinung, 23 Prozent geben ein „teils/teils“ an und 19 Prozent haben eine sehr negative Meinung (vgl. Tabelle 12). Unter den Teilprojekten von Stuttgart 21 wird die „Erweiterung Rosensteinpark und Schlossgarten“ am positivsten bewertet (72 Punkte), das „Bahnprojekt Stuttgart 21 (Umbau Bahnhof)“ etwas kritischer (49 Punkte). Letzteres hat aber gegenüber 2019 um 6 Punkte gewonnen.

Onlinebeteiligung nimmt zu

Immer mehr Befragte beantworten die Fragen der Bürgerumfrage online. Die bisherige Höchstmarke von 28 Prozent bei der letzten Umfrage wurde mit 37 Prozent bei der aktuellen Umfrage erneut übertroffen. Die Online-Beteiligung wird nach wie vor eher von formal höher gebildeten Personen wahrgenommen (vgl. Tabelle 4).

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