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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Stadt zieht positive Bilanz zum „Safer Space Wasenboje“ und stellt mit der „Nachtboje“ ein weiteres Sicherheits-Projekt in Stuttgart vor

Nach dem Ende des Cannstatter Volksfests zieht die Stadt Stuttgart eine positive Bilanz zu ihrem Pilot-Projekt „Wasenboje“, einem „Safer Space“, also sicheren Raum für Mädchen, Frauen und alle, die sich entsprechend identifizieren.

Die Abteilung für Chancengleichheit und die Kommunale Kriminalprävention hatten die Anlaufstelle mit geschultem Personal erstmals auf dem Festgelände angeboten. Über 150 Besucherinnen nutzten den „Safer Space“ in Form eines Containers während der 17 Volksfest-Tage. Die Gründe, warum die Wasenboje aufgesucht wurde, decken ein breites Spektrum ab und reichen von der Unterstützung für die Organisation eines sicheren Heimwegs bis hin zu akut erlebter sexueller Gewalt.

Wer nutzte die Wasenboje aus welchem Grund?

Die meisten Klientinnen der Wasenboje waren im jungen Erwachsenenalter zwischen 20 und 25 Jahre alt. Der Großteil kam aus Stuttgart und anderen Städten und Regionen Baden-Württembergs.

Bei einem Drittel der Fälle handelte es sich um Notsituationen, die sich vor allem am Abend und in der Nacht zugetragen haben. Darunter kam es zu Fällen von sexualisierter Gewalt in Form von Belästigung, Bedrohung oder körperlichen Übergriffen. Andere Notsituationen waren Fälle von akuten psychischen Krisen, beispielsweise ausgelöst durch in der Vergangenheit erlebte sexualisierte Gewalt. Weitere Notsituationen, die in der „Wasenboje“ betreut wurden, waren Fälle von starker Verunsicherung, weil beispielsweise die eigene Gruppe, Familie oder Freundinnen und Freunde verloren oder manche durch starken Alkoholkonsum zunehmend orientierungslos wurden. Andere waren nicht mehr in der Lage, alleine nach Hause zu kommen und haben von den Mitarbeiterinnen der „Wasenboje“ Unterstützung bei der Organisation eines sicheren Heimwegs bekommen.

Viele Mädchen und Frauen haben die „Wasenboje“ als Rückzugsort genutzt und dort das Gesprächsangebot der geschulten Mitarbeiterinnen angenommen. Viele nutzten auch die Möglichkeit, das Handy bei der „Wasenboje“ aufzuladen, um einen sicheren Heimweg zu planen oder für Familie und Freundinnen erreichbar zu sein. So konnten sich Gruppen wiederfinden oder Jugendliche von ihren Eltern auf dem Volksfest abgeholt werden. Die „Wasenboje“ gab in einzelnen Fällen auch Hygieneartikel aus, beriet zu K.O.-Tropfen oder bot einigen Müttern die Möglichkeit zum Stillen und Wickeln ihrer Kinder.

Barbara Straub, Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit, sagt: „Wir haben viel positive Resonanz auf die ‚Wasenboje‘ bekommen und sind sehr zufrieden damit, wie gut sie gleich beim ersten Mal angenommen wurde. Wir haben unsere Projektziele erreicht: Die ‚Wasenboje‘ leistet zum einen direkte Unterstützung für Mädchen und Frauen vor Ort auf dem Volksfest. Zum anderen sensibilisiert das Projekt aber grundsätzlich für Sexismus und sexualisierte Gewalt auf Großveranstaltungen.“

Dr. Clemens Maier, Bürgermeister für Sicherheit, Ordnung und Sport, resümiert: „Die ‚Wasenboje‘ gibt Frauen und Mädchen auf dem Volksfest Sicherheit und erfüllt einen wichtigen präventiven Auftrag. Sie hilft durch qualifizierte Beratung und Betreuung vor Ort, aber beispielsweise auch ganz praktisch durch die Organisation eines sicheren Heimwegs oder durch die Übergabe an eine Vertrauensperson. Dadurch kann verhindert werden, dass Besucherinnen Opfer von Straftaten werden oder einen medizinischen Notfall erleiden.“

Jörg Schiebe, Leiter des Polizeireviers in Bad Cannstatt und somit auch Leiter der Wasenwache, beurteilt den Testlauf der „Wasenboje“ positiv: „Ich bin der Ansicht, dass die ‚Wasenboje‘ als ‚Safer Space‘ eine Lücke in der Betreuungsarbeit von Mädchen und Frauen auf dem Volksfest schließt. Gerade im präventiven Bereich ist die ‚Wasenboje‘ daher eine sinnvolle Ergänzung zu der Arbeit von Rettungsdienst und Polizei vor Ort.“

Die Stadt plant, die „Wasenboje“ auch in den kommenden zwei Jahren anzubieten, um das Projekt nach diesem Zeitraum zu evaluieren und gegebenenfalls zu verstetigen.

Weiteres Sicherheits-Projekt „Nachtboje“ als niedrigschwelliges und dauerhaftes Angebot

Neben dem temporären Angebot auf dem Volksfest hat die Stadt Stuttgart auch ein kontinuierliches und niedrigschwelliges Angebot im öffentlichen Raum geschaffen, um die Sicherheit und das Sicherheitsempfinden von Mädchen, Frauen und anderen vulnerablen Personengruppen, wie der LSBTTIQ-Community weiter zu verbessern.

Das Projekt „Nachtboje“ macht Einrichtungen der Nachtwirtschaft wie Imbisse, Kioske, Restaurants, Bars oder Hotels sichtbar, die denjenigen eine offene Tür bieten, die nachts unterwegs sind und sich unwohl oder unsicher fühlen. Ein Glas Wasser, eine Sitzgelegenheit oder der Ruf eines Taxis, gehören zum kostenfreien und anonymen Angebot der teilnehmenden Einrichtungen. Beratung nach Belästigung, Bedrohung oder sexualisierter Gewalt kann hier nicht geleistet werden, allerdings bekommen Betroffene den Kontakt zu professionellen Beratungsstellen vermittelt. Eine Nachtboje ist von außen mit einem Neon-Aufkleber gekennzeichnet und online im Stadtplan der Stadt Stuttgart zu finden.

Bereits 20 Nachtbojen im Stadtgebiet

Bereits mehr als 20 Einrichtungen haben sich dazu bereiterklärt, sich als „Nachtbojen“ zu engagieren, darunter Bars und Clubs wie die Marshall Bar, das White Noise, das Kap Tormentoso, die Schräglage und das Climax. Aber nicht nur in Stuttgarts Innenstadt finden sich die ersten „Nachtbojen“: Die Jugendherbergen in Stuttgart-Ost sowie am Neckarpark öffnen ihre Türen für Hilfesuchende, genauso wie mehrere Lokale in Untertürkheim, Wangen und Bad Cannstatt.

Barbara Straub, Chancengleichheitsbeauftragte der Stadt, sagt: „Wir suchen noch viele weitere engagierte Einrichtungen und Betriebe, die abends und in der Nacht geöffnet sind. Unser Ziel ist, dass nach und nach ein Netzwerk vieler ‚Nachtbojen‘ in Stuttgart entsteht, das so einen Beitrag zu einem aufmerksamen und respektvollen Miteinander bei Nacht leistet.“

Interdisziplinäre Projektgruppe steht hinter der „Nachtboje“

Hinter dem Projekt steht ein breites Bündnis aus verschiedenen Akteurinnen und Akteur. Seitens der Stadt gehören dazu die Wirtschaftsförderung mit der Koordinierungsstelle Nachtleben, das Kinderbüro, die Kommunale Kriminalprävention, der Jugendrat sowie die Abteilung für Chancengleichheit, die das Projekt federführend koordiniert. Das Polizeipräsidium Stuttgart mit dem Referat Prävention, die Mobile Jugendarbeit Innenstadt, die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft, das Frauenberatungs‐ und Therapiezentrum Stuttgart e.V. (Fetz), Lagaya e.V. sowie der „Mädchen*gesundheitsladen“ ergänzen die interdisziplinäre Projektgruppe.

Das Vorhaben läuft derzeit als Pilotprojekt und soll mit dem nächsten Aktionsplan Kinder- und Jugendfreundliche Kommune verstetigt werden.

Weitere Informationen zum Projekt „Nachtboje“ finden sich unter  www.nachtboje.stuttgart.de (Öffnet in einem neuen Tab)

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