Seitdem wurde sowohl den Stadtbezirken, inzwischen ist die Zahl auf 21 teilnehmende Bezirke gestiegen, als auch der Gesamtstadt das Siegel alle zwei Jahre aufs Neue verliehen. Die Fairtrade-Towns-Kampagne verbindet Akteure aus Handel, Politik und Zivilgesellschaft, um das gemeinsame Ziel, den fairen Handel in der Heimat, voranzubringen.
Das zehnte Jubiläum fällt auf den Tag genau zusammen mit dem 50-Jahr-Jubiläum der Weltläden. Die erste Weltladengründung erfolgte in Stuttgart am 29. September 1973. Seit dieser Zeit und dank dem Engagement vieler Ehrenamtlicher hat die Stadt einen bemerkenswerten Fortschritt auf dem Weg zu sozialer Gerechtigkeit und nachhaltigem Konsum gemacht.
Dr. Alexandra Sußmann, Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, betont: „Als Fairtrade Stadt haben wir uns verpflichtet, den fairen Handel zu fördern und eine nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Der Faire Handel sorgt für etwas mehr Gerechtigkeit zwischen den Konsumentinnen und Konsumenten im reichen Norden und den Produzentinnen und Produzenten im Globalen Süden. Er bekämpft ausbeuterische Kinderarbeit und moderne Sklaverei und sorgt für eine faire Bezahlung der Kleinbauern und Kooperativen. Doch der faire Handel ist nicht nur ein Wirtschaftsmodell. Es ist eine Bewegung, die von engagierten Bürgerinnen und Bürgern getragen wird. Ihnen gehört unser Dank für Ihr jahrzehntelanges ehrenamtliche Engagement.“
Das Bewusstsein für den fairen Handel wird in Stuttgart beispielsweise durch Bildungsprogramme im Globalen Klassenzimmer des Welthauses gestärkt. Auch durch Formate wie „Fair macht Schule“, wo sich Mitarbeitende der Stadtverwaltung für Gespräche mit Schülerinnen und Schülern zur Verfügung stellen, werden diese ermutigt, sich für Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit einzusetzen.
Die entsprechenden Beschlüsse dazu hat der Gemeinderat bereits vor Jahren gefasst. So gilt beispielsweise seit 2005 der Gemeinderatsbeschluss gegen ausbeuterische Kinderarbeit.
Im Juli 2011 hat das Gremium beschlossen, dass Stuttgart „Fairtrade-Stadt“ werden soll. Für die Zertifizierung verfolgte man einen lokalen Ansatz auf der Stadtbezirksebene. Nachdem fast alle Stadtbezirke anerkannt wurden, folgte im Oktober 2013 die Zertifizierung der Gesamtstadt.
Die Neufassung der städtischen Beschaffungs- und Vergabeordnung verpflichtet die Verwaltung seit dem 1. Januar 2015 bei Beschaffungen und Vergaben ökologische und soziale Kriterien zu berücksichtigen. Auch bei den eigenen städtischen Veranstaltungen wird auf das Thema Fairtrade geachtet. Bei allen Sitzungen des Gemeinderats beziehungsweise Veranstaltungen im Rathaus wird fair produzierter Kaffee oder Tee ausgeschenkt, auch der Kaffee in den Kaffeemaschinen in der Cafeteria und den Rathauskantinen hat die Qualität Fairtrade/Bio.
Im Jahr 2017 hat die Landeshauptstadt das breit aufgestellte Agenda-2030-Bündnis „mEin Stuttgart − mEine Welt“ initiiert, das vom Welthaus koordiniert wird, um die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) stärker in der Stadtgesellschaft zu verankern und für eigenes Handeln zu mobilisieren. Dazu zählt die Durchführung von regelmäßigen Veranstaltungen mit Vertreterinnen und Vertretern von Fairtrade aus dem globalen Süden. Für dieses Engagement erhielt die Stadt zusammen mit den Kooperationspartnern 2017 in der Kategorie „Große Kommune“ den ersten Preis der landesweiten Initiative „Meine.Deine.Eine Welt“ der Stiftung Entwicklungszusammenarbeit und von Engagement Global.
Zusammen mit dem Bündnis „mEin Stuttgart – mEine Welt“ wurde im Jahr 2020 die Veranstaltungsreihe „Agenda 2030 in Aktion“ mit über 30 Veranstaltungen der Kooperationspartner konzipiert und, soweit unter Covid-19 Bedingungen und Schutzmaßnahmen möglich, in angepasster Form durchgeführt.
Die Bezirksämter beteiligen sich regelmäßig an Fairtrade-Aktionstagen wie Banana Fairday, Coffee Fairday oder Faire Rosen. Es gibt Einkaufsflyer, Ausstellungen und Verkostungen anlässlich der „Fairen Wochen“.
Die Stadt Stuttgart übernimmt aber nicht nur lokal, sondern auch überregional Verantwortung. In dieser Tradition hat der Gemeinderat 2018 auch die Resolution des Deutschen Städtetags unterzeichnet, um die globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 aktiv in Stuttgart umzusetzen. Vor diesem Hintergrund wirkt die Stadt Stuttgart mit ihren Erfahrungen und Empfehlungen auf allen Ebenen an der Agenda 2030-Verankerung mit, unter anderem im Rat für Entwicklungszusammenarbeit des Landes Baden-Württemberg, im Arbeitskreis Kommunale Entwicklungszusammenarbeit des Städtetags Baden-Württemberg und der EUROCITIES SDG-Task-Force.
Im Bereich der Forschung ist die Stadt Stuttgart unter anderem Partnerkommune in verschiedenen Vorhaben des Bundesministeriums des Innern zur Umsetzung globaler Agenden auf lokaler Ebene. Ein hervorzuhebender Erfolg stellte die besondere Erwähnung der Stadt Stuttgart beim EU Preis für fairen und ethischen Handel im Bereich SDG-Monitoring dar. Die Aufnahme der Stadt Stuttgart ins „EU Netzwerk der Städte für fairen und ethischen Handel“ bietet zusätzliche Austauschmöglichkeiten, um diesen Bereich in der Stadt Stuttgart weiter zu stärken.
Den Titel als „Fairtrade Stadt“ hat die Stadt dem Engagement unserer Bezirksvorsteherinnen und Bezirksvorsteher, vieler Bürgerinnen und Bürger, Initiativen und Vereine zu verdanken. Der Erfolg als Fairtrade Stadt wäre nicht möglich gewesen ohne das Engagement und die Unterstützung der Organisationen und Initiativen vor Ort.