„In der Jugend fiel mir auf, dass es mir an Genie mangelt, später offenbarte sich ein totaler Mangel an Talent, Disziplin kannte ich auch nicht, faul war ich sowieso, hielt mich aber immer für einen wackeren Schriftsteller“, schreibt Otto Jägersberg in seiner aktuellen Prosasammlung „Pianobar“, die 2021 beim Diogenes Verlag erschien. Seine Werke – Anekdoten, Erinnerungen, Beobachtungen und Gedanken – zeichnen sich durch Witz, Scharfsinn, Ironie und eine gewisse Nüchternheit aus. Unscheinbare Augenblicke und Banalitäten der Alltagswelt dienen ihm als Inspirationsquelle. Er verleiht mit seinem Blick auf das Alltägliche und Gewöhnliche, wie dem Sperrmüll am Straßenrand, der Nivea-Creme oder dem Flicken eines Fahrradschlauches, Poesie, manchmal Komik oder Bedeutung.
Auszeichnung durch die Landeshaupstadt Stuttgart
Otto Jägersberg wurde am 19. Mai 1942 in Hiltrup (Westfalen) geboren. Nach einer kaufmännischen Lehre arbeitete er als Buchhändler, Antiquar und Drucker in Berlin, Zürich und Stierstadt. Mit 22 Jahren gelang ihm der Durchbruch mit seinem Debütroman „Weihrauch und Pumpernickel“ (1964) beim Diogenes Verlag, bei dem der Autor seit über 55 Jahren seine Werke veröffentlicht. Zwischenzeitlich wurde es in der Literatur still um den Schriftsteller – seit den 1970er-Jahren arbeitete Jägersberg als Regisseur und Drehbuchautor. In den letzten Jahren schreibt und veröffentlicht der Autor wieder regelmäßig. Seine Texte haben sich stilistisch zu Kurz- und Kürzestprosa entwickelt, mit denen er pointiert seine Leserschaft an seiner Gedanken- und Gefühlslage teilhaben lässt und dabei die Gesellschaft gerne auch kritisch ins Auge fasst.
Von der Landeshauptstadt Stuttgart wurde Otto Jägersberg 1984 mit dem Johann-Friedrich-von-Cotta Literaturpreis ausgezeichnet. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland und lebt heute in Baden-Baden.