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Landeshauptstadt Stuttgart

Ehrung

Bürgermeisterin Sußmann überreicht Verdienstkreuz am Bande an Nathalie Schaller

Im Namen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier hat die Bürgermeisterin für Soziales, Gesundheit und Integration, Dr. Alexandra Sußmann, am 29. April das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Nathalie Schaller überreicht.

Die Bürgermeisterin für Soziales, Gesundheit und Integration, Dr. Alexandra Sußmann, hat am 29. April das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland an Nathalie Schaller überreicht.

Die Unternehmerin erhielt die Auszeichnung für ihr herausragendes Engagement für nachhaltige Mode, gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution. Die feierliche Übergabe fand im Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses statt.

Nathalie Schaller setzt sich engagiert dafür ein, die Bedingungen für die Menschen, die Bekleidung herstellen, sowie die Lebenssituation von Opfern von Menschenhandel nachhaltig zu verbessern. Mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland hat der Bundespräsident ihre Leistungen für das Gemeinwesen gewürdigt.

Bereits im Jahr 2015 wurde Nathalie Schaller für ihr Engagement im Verein GLIMPSE mit dem Preis „Goldene Bild der Frau“ der Funke-Mediengruppe ausgezeichnet.

Für bessere Bedingungen in der Bekleidungsindustrie

Nathalie Schaller, 1984 in Böblingen geboren, ist Geschäftsführerin und Mitbegründerin der Humanitarian Clothing GmbH mit Sitz in Stuttgart. Gemeinsam mit ihrem Mann Simon und der Münchner Modedesignerin Teresa Göppel-Ramsum sowie der indischen Partner-Organisation CHAIIM hat die Juristin ein humanitäres Modelabel entwickelt und unterstützt Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution. Mit ihrem Engagement setzt sie sich für bessere Bedingungen in der Bekleidungsindustrie ein.

Eine Reise mit der Organisation „Youth with a Mission“ nach Australien, Kambodscha und Myanmar 2008 war die Initialzündung für das Engagement von Nathalie Schaller. Während ihrer Zeit in Kambodscha wurde sie mit den Problemen des Menschenhandels konfrontiert und lernte Frauen kennen, die aus der Zwangsprostitution befreit werden konnten. Die hoffnungslose Situation dieser Frauen, die oft schwer traumatisiert waren und ohne Ausbildung keine Chance auf einen Neustart im Leben hatten, hat sie nicht mehr losgelassen. Sie kehrte mit dem Wunsch nach Hause zurück, Frauen mit ähnlichen Schicksalen zu helfen.

2009 zog sie nach Stuttgart und absolvierte dort ihr juristisches Referendariat sowie das zweite Staatsexamen. Danach arbeitete sie zuerst als Rechtsanwältin und dann als Rechtsreferentin in der Landesmedienanstalt von Baden-Württemberg.

Gemeinsam mit ihrem Mann und Teresa Göppel-Ramsurn erarbeitete sie ein Konzept für ein humanitäres Modelabel. Mit der indischen Organisation CHAIIM, die sich seit Jahren mit der Reintegration von Opfern von Menschenhandel befasste, war der perfekte Partner gefunden. Gemeinsam gründeten sie den Verein GLIMPSE. Nach monatelangen Vorbereitungen hing im Oktober 2013 die erste GLIMPSE-Kollektion auf dem Kleiderbügel und das junge Stuttgarter Mode-Start-up sorgte mit dem Slogan „Love Sells“ für Aufmerksamkeit.

Bei GLIMPSE wurden alle fair bezahlt – bis auf die Gründer selbst. Jede Woche investierten Nathalie und Simon Schaller zusammen 60 bis 80 Stunden ehrenamtlich zusätzlich zu ihren Vollzeitjobs. War am Ende des Monats nicht genug Geld durch Verkauf und Spenden eingenommen, um die Näherinnen in Mumbai zu bezahlen, finanzierten sie den Fehlbetrag aus eigener Tasche.

Mit GLIMPSE wuchsen auch die persönlichen Anliegen des Gründerteams. In den Möglichkeiten und Vorstellungen, welche Wege das Unternehmen in Zukunft gehen soll, schlug der Verein GLIMPSE eine andere Richtung ein. Ende 2015 wurde der Verein Made for Humanity gegründet, in dem Nathalie Schaller die Funktion der Vorsitzenden übernahm.

Hilfe zur Selbsthilfe

2017 schlug Schaller als Geschäftsführerin der Humanitarian Clothing GmbH mit dem neuen humanitären Modelabel „(eyd)“, „Empower your Dressmaker“, zusammen mit ihrem Mann und ihrem Team sowie der indischen Partner-Organisation CHAIIM einen neuen Weg ein, um sich noch mehr auf die Hilfe für Opfer von Menschenhandel zu konzentrieren. „(eyd)“ bietet Frauen einen Arbeitsplatz, die Opfer von Zwangsprostitution geworden sind. Die traumatisierten Frauen, die in den Partnerwerkstätten in Indien und Nepal arbeiten, werden therapeutisch betreut und befähigt, ihr Leben selbst zu gestalten. Im Fokus der Marke steht „Empower Your Dressmaker“ – Ermächtige deine Schneiderin. Durch bewusst klare und minimalistische Designs bietet „(eyd)“ den Kunden alltagstaugliche Mode mit klaren Werten und den Frauen einen bewältigbaren Arbeitsalltag.

Auch als Autorin klärt Schaller über Missstände auf

Um über die Missstände des Menschenhandels und der Bekleidungsproduktion aufzuklären, hat Schaller gemeinsam mit Co-Autor Lennart Will das Buch geschrieben „Der Stoff, aus dem die Freiheit ist. Die Geschichte meines humanitären Modelabels (eyd) – und warum es sich lohnt, mutig zu sein“.

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Bildnachweise

  • Fabrice Weichelt/Stadt Stuttgart
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  • Lichtgut
  • Getty Images/FredFroese