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Landeshauptstadt Stuttgart

Städtepartnerschaft

Nach Delegationsreise: Neue Impulse für Partnerschaft mit Mumbai

Der Bürgermeister für Wirtschaft, Finanzen und Beteiligungen, Thomas Fuhrmann, hat Anfang Februar mit einer Delegation aus Stuttgart die indische Partnerstadt Mumbai besucht. „Wir wollen neue Impulse mit Partnerschaften im Gesundheitswesen setzen“, sagte Fuhrmann nach der Reise.

Das Don Bosco Institute of Technology bietet benachteiligten Jugendlichen eine duale Ausbildung als Handwerker - eine Ausnahme in Indien. Bürgermeister Fuhrmann und die Delegation lernen bei einem Rundgang die engagierte Arbeit des Instituts kennen.

Die Delegation war vom 31. Januar bis 5. Februar in der indischen Partnerstadt Mumbai im Bundesstaat Maharashtra. Themen des Programms waren unter anderem die Gewinnung von Fachkräften im Gesundheitswesen sowie die Pflege der Städtepartnerschaft, die seit 55 Jahren besteht.

Höhepunkt der Reise war das Netzwerktreffen „Stuttgart meets Mumbai“. Auf dem zweitägigen Event tauschten sich Repräsentanten beider Städte aus. Bürgermeister Fuhrmann präsentierte in seiner Eröffnungsrede die Landeshauptstadt als weltoffene und internationale Stadt mit einem attraktiven Wirtschaftsstandort. Zum interkulturellen Weinfest kommen jährlich rund 1500 Menschen aus Politik, Wirtschaft, Bildung, Kultur und Medien. Das Netzwerktreffen wird vom Indischen Honorarkonsulat in Stuttgart ausgerichtet.

„Wir haben über Jahrzehnte eine bemerkenswerte Tradition geschaffen. Die freundschaftliche Verbundenheit zwischen Stuttgart und Mumbai beeindruckt“, sagte Bürgermeister Thomas Fuhrmann nach der Reise. „Unsere Städtepartnerschaft öffnet Türen für Schüler, Studenten, Engagierte und Unternehmen zum Gewinn für beide Kulturen. In global unruhigen Zeiten, ist es wichtiger denn je, zusammenzuarbeiten.“

Auf einer Fachabteilung im "Sion Hospital": Das städtische Krankenhaus behandelt täglich bis zu 5000 Patienten und verfügt über 1400 Betten.
Die Delegation macht sich einen Eindruck vom Gesundheitswesen im "Sion Hospital": Ärzte und Pflegende stellen die stationäre Versorgung vor.

Chancen für Fachkräftegewinnung aus Indien

Die Reise hatte vor allem die Gewinnung von Fachkräften für Stuttgart zum Ziel. Denn Indiens Bevölkerung wird nach Angaben der Vereinten Nationen noch über Jahrzehnte wachsen - von heute rund 1,4 Milliarden Menschen auf fast 1,7 Milliarden im Jahr 2050. Diese „demografische Dividende“ an jungen Menschen ist für den indischen Staat eine Chance und zugleich eine Herausforderung. Anders als in Deutschland ist das Normalarbeitsverhältnis in Indien zu 80 Prozent informell, das heißt ohne Arbeitsvertrag, ohne soziale Absicherung und nur mit geringem Einkommen. Um dieser Situation entgegenzuwirken, hat die indische Regierung die Berufsbildungsoffensive "Skill India" ins Leben gerufen, modernisiert die Wirtschaft und fördert Investitionen aus dem Ausland. Trotzdem zieht es viele Inderinnen und Inder ins Ausland.

Für das Klinikum Stuttgart, das unter einem Fachkräftemangel in der Krankenpflege leidet, könnten sich daraus Perspektiven ergeben. Deshalb machte sich die Delegation ein Bild vom Gesundheitssystem in Mumbai und besuchte ein städtisches und privates Krankenhaus. Vor Ort sprach die Delegation mit Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften über die medizinische Versorgung und Ausbildung in beiden Städten. Außerdem besuchte die Delegation das All India Institute for Local Self Government (AIILSG), das während der Corona‐Pandemie 1.000 Mitarbeiterinnen für die Gesundheitsverwaltung in Mumbai qualifiziert hat.

„Viele junge Inderinnen und Inder möchten bei uns arbeiten, studieren oder lernen“, sagte Bürgermeister Fuhrmann. „Für das Klinikum Stuttgart ist die Integration und Ausbildung von medizinischem Personal aus Indien eine Chance, dem eigenen Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Gleichzeitig könnten wir unsere Partnerstadt Mumbai mit Bildungspartnerschaften im Gesundheitswesen unterstützen. Hier wollen wir nach einem Workshop während der Reise neue Impulse setzen“, so Fuhrmann.

Zu Gast bei „Stuttgart meets Mumbai“: Das interkulturelle Weinfest vernetzt Repräsentanten beider Städte aus verschiedenen Branchen. Es bietet Workshops, Partnerstände und Live-Interaktionen.
Die Delegation besucht das R. A. Podar College in Mumbai. Die Wirtschaftsschule führt seit 2008 ein Austauschprogramm mit dem Ferdinand-Porsche-Gymnasium in Stuttgart.

Partnerschaften fördern interkulturellen Austausch

Im Bereich der Schulen und Hochschulen besteht bereits großes Engagement. Die Delegation besuchte auf der Reise zwei Partnereinrichtungen in Mumbai. Das Ferdinand‐Porsche‐Gymnasium unterhält eine Partnerschaft zur Schule R. A. Podar College of Commerce & Economics. Hier ist Deutsch seit 1978 eine der wichtigsten Fremdsprachen. Die Universität Stuttgart pflegt eine Partnerschaft zum renommierten St. Xavier’s College in Mumbai. Hier spielt der Austausch von Studenten eine wichtige Rolle. Diese Bildungspartnerschaften fördern den interkulturellen Austausch und sind zugleich ein wichtiger Türöffner, um neue Fachkräfte für die Zukunft zu gewinnen.

Wie Inderinnen und Inder auf das Leben in Deutschland vorbereitet werden, darüber informierte sich die Delegation bei Mitarbeitenden des Goethe‐Instituts in Mumbai. Der Weg nach Deutschland beginnt in der Heimat. Das Institut bietet in Mumbai zertifizierte Deutschkurse und Fachsprachkurse sowie interkulturelle Kurse an. Damit die Integration in Deutschland gelingt, ist die intensive Betreuung in der neuen Heimat zentral für den Erfolg, etwa durch die Arbeit von Integrationsbeauftragten, Patenschaften und einem Welcome Center.

Die Delegation informierte sich auch über die Berufsausbildung in Indien, die Partnern zufolge stark verschult ist. Die staatlichen Industrial Training Institutes (ITI) und Polytechnics etwa bringen nur wenig qualifizierte Arbeitskräfte hervor. Zu den Ausnahmen zählt das christliche Don Bosco Institute of Technology in Mumbai, das die Delegation bei einem Rundgang kennenlernte. Das Institut ermöglicht benachteiligten Jugendlichen eine duale Ausbildung als Handwerker. In Indien gibt es eine große Nachfrage nach guter Bildung. Weil es im Land an Fachkräften mangelt, haben deutsche Unternehmen vor Ort bereits eigene Ausbildungszentren geschaffen, die auch dem indischen Arbeitsmarkt zu Gute kommen.

Mumbai hat über 20 Millionen Einwohner: Superreiche und Slumbewohner leben hier in Nachbarschaft. Der Uhrturm aus der viktorianischen Zeit befindet sich auf dem Campus der Universität Mumbai.

Die Städtepartnerschaft zwischen Stuttgart und Mumbai besteht seit 1968. Die Landeshauptstadt führt derzeit Beziehungen zu zehn Partnerstädten. Diese Zusammenarbeit ist nach wie vor ein wichtiges Instrument, um freundschaftliche Verbindungen zwischen Kulturen zu fördern und voneinander zu lernen – unabhängig von tagesaktuellen Entwicklungen.

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