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Landeshauptstadt Stuttgart

Ehrenamt

Lern‐ und Freizeitpaten

Die KinderHelden, Teil des Netzwerks „Stuttgarter Paten für Bildung und Zukunft“, arbeiten gemeinsam mit der Stadt Stuttgart und weiteren Partnern daran, die Bildungsteilhabe von Kindern zu stärken und einen Beitrag für mehr Bildungsgerechtigkeit zu leisten.

Mentorin Selina Weber und Lejla Qolli sind ein eingespieltes Lern- und Freizeittandem der Kinderhelden.

Das Netzwerk „Stuttgarter Paten für Bildung und Zukunft“ wird von der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft koordiniert. Derzeit werden über 500 Kinder an 19 Stuttgarter Kooperationsschulen durch frühzeitige Eins-zu-eins-Lern- und Freizeitbegleitung unterstützt.

Mit Erfolg: Auf dem Mailänder Platz vor der Stadtbibliothek liest die achtjährige Lejla die Worte mit Bedacht, nach und nach schlüpfen die Silben über ihre Lippen. Neben ihr sitzt ihre Mentorin Selina. Die 35-Jährige verfolgt, was das Mädchen liest. Die Grundschülerin dreht die Seite um und strahlt. Zum ersten Mal hat sie das ganze Kapitel ohne Fehler gelesen.

Szenenwechsel: Pragschule Stuttgarter Norden. Auch der zehnjährige Rasul ist glücklich. Endlich hat es „Klick“ gemacht und zum ersten Mal in seinem Leben hat er eine Zwei in Mathe geschrieben. Das stetige Wiederholen mit seinem Mentor Pascal, mit dem er schon über ein Jahr im Projekt „Ich kann´s!“ zusammenarbeitet, hat dem Viertklässler Sicherheit gegeben. Heute hat er sich sogar getraut, seine Lehrerin zu fragen, weil er den Rechenweg nicht verstanden hat. Diesen Tipp hat er von Pascal bekommen, der stolz neben ihm steht und jetzt zur Belohnung eine Runde Tischtennis mit ihm spielt.

Partnerschaft für mehr Kompetenz im Schulalltag

Lejla übt mit ihrer Mentorin Selina lesen.

An diesem Nachmittag konnten zwei Stuttgarter Grundschulkinder über sich hinauswachsen, begleitet von ihren Lern- und Freizeitpaten. Diese Tandems aus Grundschulkind und Ehrenamtlichen hat die gemeinnützige Organisation KinderHelden zusammengebracht.

Warum diese außerschulische Unterstützung so wichtig ist, zeigen aktuelle Studien wie die international durchgeführte „IGLU-Studie 21“. Demnach verfehlen ein Viertel der Viertklässler in Deutschland den Mindeststandard im Lesen. Auch die Untersuchung „Bildungstrend 21“ Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) belegt, dass die Leistungen der Viertklässler seit der Corona-Zeit in Deutsch und Mathematik stark abgenommen haben.

Gerade Kinder aus sozioökonomisch schwächeren Familien und/oder mit Migrationshintergrund, sind von diesen Leistungsrückgängen besonders stark betroffen. Rasul und Lejla, die sprachliche Hürden haben oder aus kinderreichen Familien kommen, haben oft nicht die gleichen Chancen wie ihre Klassenkameraden.

Digitale Lernplattform ergänzt Mentorenprojekt

Die gemeinnützige Organisation wirkt diesem Trend entgegen, indem sie ihre Förderung seit September 2022 durch die digitale Lernplattform KinderHelden-Campus ergänzt und sich auf vier Förderschwerpunkte spezialisiert. Selina und Lejla nehmen beispielsweise am Leseförderprojekt „LeseTandem+“ teil. Die Schülerin berichtet: „Lesen mit Selina macht mir jetzt mehr Spaß. Ich werde immer besser. Ich habe mich auch schon getraut, vor meiner Klasse vorzulesen.“

Die Wirksamkeitsüberprüfung von unabhängiger Stelle bestätigt eine Verbesserung der Leseflüssigkeit der teilnehmenden Kinder um 58 Prozent. Das Gesamtfazit stimmt positiv, denn das Eins-zu-eins-Mentoring nimmt demnach positiven Einfluss auf die schulische und außerschulische Entwicklung der teilnehmenden Kinder und erhöht so Chancengleichheit. Im Detail zeigt sich, dass sich die Mentees besonders stark in den Bereichen Leseflüssigkeit, Sprachkompetenz, Lesemotivation und Selbstwert verbessert haben.

Selbstbewusste und mutige Kinder fühlen sich wohl

Nicht nur für die Kinder ist das Mentoren-Programm ein echter Gewinn.

Nicht nur die Lesekompetenzen der Kinder verbessern sich in den von der Stadt Stuttgart geförderten Projekten „Ich kann´s!“ und „StarkMacher“. Auch die Fähigkeiten in Mathematik und Lern- und Arbeitsverhalten steigen. Zudem erhöht sich das psychische Wohlbefinden der Kinder.

Das kann auch Markus Dölker, Rektor der Martin-Luther-Schule in Bad Cannstatt, bestätigen: „Die Mentoren fördern Sprach- und Lesefertigkeit sowie die Konzentration. Viel wichtiger als schulische Lernerfolge ist jedoch das Selbstvertrauen, das die Kinder mit Hilfe ihrer Mentoren entwickeln. Es macht vielfältiges Lernen erst möglich. Für die Kinder ist es eine besondere Erfahrung einen Menschen zu haben, der nur für sie da ist.“

Im Tandem miteinander lachen und voneinander lernen

Nicht nur für die Kinder ist das Vertrauen, das in einer Tandembeziehung wächst, ein Gewinn. Auch die Mentoren freuen sich mit ihren kleinen Helden, einmal in der Woche zu lernen, zu basteln, Fußball zu spielen oder die Stadt zu erkunden. Die kleinen und großen Fortschritte seines Schützlings direkt mitzuerleben, das findet Mentor Pascal sinnstiftend. Der Betriebswirt nimmt einiges für sich mit: „In diesen zwei Stunden pro Woche kann ich voll und ganz für ein Kind da sein. Ich schalte mein Handy aus und bin ganz im Hier und Jetzt.“ Und er fügt hinzu: „Jedes Kind ist einzigartig. Daher einfach offen sein, Spaß mitbringen und versuchen, nicht nur zu lehren, sondern auch etwas vom Kind zu lernen.“

KinderHelden gesucht

Zahlreiche Kinder warten in Stuttgart auf einen Mentor oder eine Mentorin. Das ehrenamtliche Engagement bedarf keiner pädagogischen Vorkenntnisse und ist auch digital möglich. Am 13. März, 17 Uhr, findet eine Online-Infoveranstaltung „Helden gesucht: vor Ort als Mentor engagieren“ statt. 

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Bildnachweise

  • Andrea Klein/KinderHelden
  • Andrea Klein/KinderHelden
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  • Getty Images/SerrNovik
  • Die Freiwilligenagentur
  • Getty Images/PeopleImages