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Landeshauptstadt Stuttgart

Interview

„Wir sorgen für ein Dach über dem Kopf“ - Gespräch mit Daniel Benneweg

Daniel Benneweg ist Leiter der Abteilung Flüchtlinge im Sozialamt. Im Amtsblatt-Gespräch erzählt er über seinen oft turbulenten Alltag.

Daniel Benneweg hat als Leiter der Abteilung Flüchtlinge oft einen turbulenten Arbeitsalltag.

Auf Daniel Bennewegs Besprechungstisch steht ein Stück persönliche Stadtgeschichte. Ein Stein aus den Schweizer Alpen, der 25 Jahre im Büro seines Vaters stand, der Datenschutzbeauftragter der Stadt Stuttgart war. „Als mein Vater in den Ruhestand ging, hat er mich gefragt, ob ich den Stein für mein Büro möchte“, erzählt Daniel Benneweg. Seitdem ist der graue Fels ein Ruhepol in seinem nicht selten turbulenten Arbeitsalltag.

Daniel Benneweg ist Leiter der Abteilung Flüchtlinge im Sozialamt. Deren Hauptaufgabe: „Wir sorgen für ein Dach über dem Kopf.“ Es gehe darum, die Grundbedürfnisse der Geflüchteten zu decken – sie in Empfang nehmen, ihnen ein Bett, eine Unterkunft besorgen. Das, was geregelt sein muss, bevor Integration richtig beginnen kann. „Niemand möchte eine Sprache lernen, wenn er nichts zu essen hat“, sagt Benneweg.

Turbulent wurde es im März 2022 nach dem Beginn des Ukraine Kriegs

Der 43-Jährige ist erfahren, seit 2002 arbeitet er bei der Stadt. Ursprünglich hatte er zum Finanzamt gewollt. „Aber dann hat der Leiter des Stuttgarter Sozialamts an der FH in Ludwigsburg Werbung gemacht. Und ich dachte – das ist es“, erzählt Benneweg. Nach verschiedenen Stationen im Sozialamt übernahm er im März 2020 die Leitung der Abteilung Flüchtlinge. „Pünktlich zu Corona“, erzählt er.

Flüchtlinge während Corona unterzubringen, war schon schwer genug. Richtig turbulent wurde es im März 2022 nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs. „Das war eine extreme Zeit“, sagt Benneweg. Das Sozialamt, nur wenige Schritte vom Hauptbahnhof entfernt, war erste Anlaufstelle für viele ukrainische Flüchtlinge. Benneweg zeigt ein Bild von einer Menschenschlange vor dem Eingang zum Amt: „Da hatten wir bis zu 350 Menschen pro Tag vor der Türe stehen.“ Jeden Tag aufs Neue haben sein Team, andere Mitarbeitende des Sozialamts, der Branddirektion und des Roten Kreuzes versucht, die Situation zu bewältigen. Mit Erfolg: „Es blieb immer friedlich. Niemand musste auf der Straße schlafen, wir haben für alle einen Platz gefunden.“ 

Ehrenamtliches Engagement bei der Feuerwehr

So ein Job braucht einen Ausgleich. Für Daniel Benneweg ist es seine Familie – und die freiwillige Feuerwehr. „Das ist meins!“, sagt er. Seit 2019 engagiert er sich ehrenamtlich in seinem Wohnort Sachsenheim bei Bietigheim. Feuerwehr sei „Integration pur“, sagt Benneweg. Er hat dadurch schnell Kontakte geknüpft, sitzt inzwischen in Sachsenheim im Gemeinderat, hat mit unterschiedlichsten Menschen zu tun und kann seine Vorliebe für Technik einbringen.

Wie die Feuerwehr, ist auch Bennewegs Team im Sozialamt bunt gemischt. Viele Quereinsteiger, bis hin zur Physikerin und zum ehemaligen Flüchtling. Diese Vielfalt sei „extrem bereichernd“, sagt Benneweg. An der Flüchtlingsarbeit schätzt er, dass sie nicht so reglementiert ist wie andere Bereiche. „Wir können hier echt was bewegen“, sagt er. „Es ist eine absolut zielführende und sinnvolle Aufgabe.“ Aber er sagt auch: „Ich hätte nichts gegen eine Verschnaufpause.“ Ein bisschen Luft – das wäre Benneweg und seinem Team zu wünschen. 

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Bildnachweise

  • Leif Piechowski/Stadt Stuttgart