Isabel Fezer, Bürgermeisterin für Jugend und Bildung, sagte: „Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder sind die Eckpfeiler der sozialen Infrastruktur in unserer Stadt. Das war so und soll so bleiben. Zugleich haben sich die Bedürfnisse der Eltern massiv geändert und wir haben mit einem massiven Mangel an Fachkräften zu kämpfen. Mit der Unterstützung des Gemeinderates haben wir wichtige Voraussetzungen geschaffen, um diesen Rahmenbedingungen besser gerecht zu werden.“ Der Ausschuss hat in diesem Sinne den Grundsatzbeschluss gefasst und darüber hinaus gebeten, sozialen Kriterien besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Über die letzten zwei Jahrzehnte hinweg gab es in Stuttgart, wie auch bundesweit, einen signifikanten Zuwachs an Plätzen für Kindertagesbetreuung sowie an pädagogischen Fachkräften. Dennoch stößt dieser Ausbau der Kinderbetreuungskapazitäten zunehmend an Grenzen. Der Mangel an Betreuungspersonal führt derzeit zu temporären und langfristigen Reduzierungen der Öffnungszeiten und Schließungen von Gruppen in Kindertagesstätten. Obwohl die Stadt und die freien Kita-Träger erheblich in die Personalgewinnung investiert haben, bleibt die Lage angespannt, gerade auch weil viele Fachkräfte aus geburtenstarken Jahrgängen bald in Rente gehen werden.
Beteiligungsorientierter Prozess
Im Oktober 2022 gründete das Referat Jugend und Bildung deshalb die AG Fachkräftemangel. Daraus ist ein beteiligungsorientierter Prozess mit Trägern, Einrichtungen, Eltern und Vertretungen aus der Arbeitswelt entstanden mit dem Ziel, für alle Stuttgarter Kinder bedarfsgerechte Betreuungsplätze zu schaffen, die verlässlich und qualitätsvoll sind.
Die wichtigsten Ziele der Kita-Weiterentwicklung sind: Die Kita-Angebotslandschaft an die Bedarfe von Kindern und Eltern anzupassen und eine verlässliche Betreuung in den Stadtteilen mit 30 oder 35,05 Stunden pro Woche anzubieten. Weitere wichtige Ziele sind ein effizienter Einsatz des Personals sowie die Gewinnung und Erhaltung neuer Fachkräfte. Auch die Unterstützung alternativer Betreuungsangebote durch zivilgesellschaftliches Engagement, Tagespflege und neue Kooperationen wird angestrebt.
Mittlerweile liegen erste Ergebnisse des Prozesses vor. Sie sollen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Bildungsgerechtigkeit gewährleisten. Dazu zählen flexiblere und gegebenenfalls auch kürzere Betreuungszeiten, damit die Betreuung verlässlich bleibt und jedes Kind einen Kita-Platz erhält. Auch die Einführung eines zentralen Elternkontos bei der Platzvergabe und der Ausbau alternativer Angebote stehen im Fokus. Die Jugendamtsleiterin Katrin Schulze berichtet: „Wir haben die städtischen Kita-Vergabekriterien so angepasst, dass insbesondere Kinder ab vier Jahren bei der Platzvergabe berücksichtigt werden und somit möglichst jedem Kind vor dem Schuleintritt der Besuch einer Kindertagesstätte ermöglicht wird.“
Die erfolgreiche Umsetzung dieses umfangreichen Weiterentwicklungsprozesses basiert auf der langjährigen vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Stuttgarter Trägern. Auch die Elternschaft ist in den Prozess eingebunden: So findet am 11. November 2024 das zweite Kita-Forum mit zahlreichen Beteiligten statt.