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Mulfinger Kinder

Im Jahr 1944 werden 39 Heimkinder von Mulfingen nach Auschwitz‐Birkenau deportiert. Möglich wird die Deportation der Sinti-Kinder auch aufgrund von Akten des Stuttgarter Jugendamts, die nach der nationalsozialistischen Rassenideologie geführt werden.

Stele im Foyer des Stuttgarter Jugendamts: Das Denkmal zeigt in Stein gehauene Aktenordner. Sie erinnern an das bürokratisch besiegelte Ende von 39 Sinti-Kindern im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.

1944: Am 9. Mai wird das Schicksal von 39 Kindern im Alter von 7 bis 16 Jahren aus der St. Josephspflege in Mulfingen, einem katholisch geführten Sonderheim für Sinti-Kinder aus Württemberg, besiegelt. Auf Weisung von Karl Mailänder, dem Leiter des Württembergischen Landesfürsorgeverbands in Stuttgart, erfolgt an jenem Tag ihre Deportation nach Auschwitz-Birkenau. Dort werden sie in den Gaskammern des Vernichtungslagers ermordet.

Mailänder, der von 1939 bis 1941 auch die systematische Ermordung von 10.640 kranken und behinderten Kindern, Frauen und Männern in Grafeneck bei Münsingen vorantreibt, notiert in den Akten, dass die Fürsorgeerziehung der Kinder endet. Nur vier der von Stuttgart aus in den Tod geschickten Heimkinder überleben den Genozid an den Sinti und Roma.

In den 1980er-Jahren stoßen einige Mitarbeitende des Stuttgarter Jugendamts auf die noch kaum erforschte Geschichte der Mulfinger Kinder und setzen sich für ein Denkmal ein, das an die behördliche Verstrickung in die Verbrechen der Nazizeit erinnert. Der Bildhauer Wolfram Isele fertigt eine Stele mit 39 in Stein gehauenen Aktenordnern an. Im Mai 2000 wird das „Denk-mal für verantwortliches Handeln“ im Foyer des Jugendamts in der Wilhelmstraße 3 eingeweiht. 

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Bildnachweise

  • Jugendamt Stuttgart
  • no limit pictures/GettyImages
  • Stadtarchiv Stuttgart
  • Getty Images/FatCamera