Übergewicht und Adipositas

Sara ist 14 Jahre alt und lebt in Stuttgart. Sie beschreibt sich als mehrgewichtig. In der Grundschulzeit ist ihr Gewicht sprunghaft angestiegen. Seit zwei Jahren besucht sie zusammen mit ihrer Mutter die Beratungsstelle.

In einem Interview gibt Sara Einblicke in die Beratungsgespräche und das Leben mit Übergewicht. Das Gespräch fand am 30. Juli 2024 statt und wurde von Franziska Kreis, Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes, geführt.

Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, wurde der Name geändert.

Sara, wie ging es dir früher mit Übergewicht?

Sara: Früher war ich immer total schnell außer Puste und habe deswegen auch mit dem Handball aufgehört. In der Umkleide beim Sport haben die anderen oft blöde Sprüche über meinen Körper gemacht oder wenn ich etwas Süßes gegessen habe. Das war richtig nervig.

Wie kamst du zur Beratungsstelle?

Sara: Mein Kinderarzt hat mich auf mein Gewicht angesprochen und meinte, dass die Beratungsstelle helfen könnte. Er hat uns einen Flyer gegeben. Meine Mama hat da angerufen und dann einen Termin ausgemacht.

Wie ging es dir bei deinem ersten Termin?

Sara: Am Anfang wollte ich nicht hingehen. Ich dachte, die erzählen mir, dass ich nichts mehr essen darf oder dass ich faul bin, weil ich mehr Gewicht habe. Doch das Gespräch war voll okay. Die Beraterin war freundlich, hat uns zugehört und sich mit uns unterhalten. Wir haben überlegt, was ich ändern kann.

Wie laufen deine Beratungsgespräche ab?

Sara: Wir reden erstmal darüber, was gerade so bei mir abgeht und was sich verändert hat. Dann messen wir meine Größe und wiegen mich. Die Waage zeigt, ob sich bei meinem Gewicht, der Muskelmasse oder dem Körperfett was verändert hat. Das ist immer spannend. Einmal war ich schwerer als beim letzten Termin, das war mies, aber beim nächsten Mal hatte ich abgenommen und war mega stolz!

Die Beraterin macht mir Mut, dranzubleiben. Wir reden nicht nur über Essen und Sport, sondern auch über andere Sachen, die mich beschäftigen, wie die Trennung meiner Eltern. Das Gespräch hilft mir, weil ich neue Ideen bekomme, was ich ändern kann. Am Ende legen wir Ziele fest und was ich tun kann, damit ich sie erreiche. Dann kann ich einen neuen Termin ausmachen.

Was hat sich bei dir verändert, seit du in der Beratungsstelle bist?

Sara: In der Beratung habe ich gecheckt, dass ich oft esse, wenn es mir nicht gut geht. Zum Beispiel, wenn es Stress in der Familie gibt oder mir langweilig ist. Manchmal habe ich gar nicht gemerkt, wie viel das eigentlich war. Jetzt versuche ich, in solchen Momenten meine Freundin anzurufen oder meinen Frust in meinem Tagebuch loszuwerden.

Beim Sport bin ich nicht mehr so schnell platt. Das ist richtig cool! Ich gehe zum Personal Training und zum Hip-Hop, beides Kurse, die die Beratungsstelle kostenlos anbietet. Das macht echt Spaß.

Früher war ich oft traurig wegen meinem Gewicht. Die blöden Kommentare, wenn ich Süßes gegessen habe, fand ich fies. Jetzt weiß ich, dass es okay ist, wenn ich einmal am Tag was Süßes esse, und ich muss mich nicht rechtfertigen. Ich habe mehr das Gefühl, dass ich was verändern kann, auch wenn's manchmal langsam geht.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Sara: Früher habe ich ja gerne Handball gespielt. Aber wegen meines Gewichts hatte ich keine Ausdauer mehr. Im neuen Schuljahr will ich so fit sein, dass ich wieder in den Handballverein kann. Um das zu schaffen, nehme ich jetzt öfter das Fahrrad statt den Bus und bewege mich mehr.

Ich will mein Wunschgewicht erreichen, dass ich Klamotten tragen kann, die ich cool finde. Ich bin mir sicher, dass ich das hinkriege.