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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Benjamin Scheuer, Francesco Ciurlo und Mikołaj Laskowski erhalten den 66. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 2021

Der 66. Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart 2021 geht an Benjamin Scheuer, Mikołaj Laskowski und Francesco Ciurlo. Benjamin Scheuer wird für sein Stück „Acht Arten zu atmen“ für Klarinette, Akkordeon und Samples aus dem Jahr 2020 mit dem ersten Preis ausgezeichnet.

Die Komposition überzeugte die Jury mit ihrem Esprit, einem außergewöhnlichen Instrumentationsgeschick und einer großen handwerklichen Souveränität. Jeweils zweite Preise gehen an Mikołaj Laskowski für „5 Things That Really Matter“ für großes Ensemble und Elektronik von 2018 und Francesco Ciurlo für „Abstraction to the point of“ für Oboe und Ensemble aus dem Jahr 2020. „Laskowski beeindruckte mit seinem postdigitalen, medienkritischen Ansatz. Ciurlo gelingt es strukturelle, klangliche und dramaturgische Aspekte in ein außergewöhnliches Gleichgewicht zu bringen“, so die Begründung der Jury.

Ausnahmsweise vergibt die Landeshauptstadt Stuttgart in diesem Jahr drei Preise, die mit 8.000 Euro (1. Preis) und jeweils 4.000 Euro (2. Preise) dotiert sind. Die Jury unterstreicht mit ihrer Entscheidung die hohe Qualität der drei eingereichten Werke und spricht sich für die Unterstützung der jungen Komponisten aus, die derzeit wie alle Einzelkünstlerinnen und Teilnehmer stark vom Corona-bedingten Veranstaltungsverbot betroffen sind.

Für den Kompositionspreis hatten 86 Teilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt 151 Werke eingereicht. Die ausgezeichneten Kompositionen werden im Rahmen der Preisverleihung bei ECLAT Festival Neue Musik Stuttgart im Februar 2022 aufgeführt.

Mitglieder der Jury waren Björn Gottstein (Vertreter des Südwestrundfunks), Prof. Martin Schüttler (Vertreter der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart), Annesley Black (Komponistin), Prof. Markus Hechtle (Komponist), Samir Odeh-Tamimi (Komponist), Monika Pasiecznik (Musikwissenschaftlerin), und Boglárka Pecze (Ensemble Trio Catch, Klarinettistin). Den Vorsitz hatte Marc Gegenfurtner, Leiter des Kulturamts der Stadt Stuttgart.

Zu den Preisträgern: Benjamin Scheuer

In Benjamin Scheuers Musik dreht sich alles um direkt erfahrbare Sinnlichkeit und Humor. Freude am Musizieren und die Suche nach ungewöhnlichen Klängen sind ihm ein ständiger Antrieb – dabei tun sich durchaus einmal Abgründe auf, es darf aber auch gern gelacht werden. Im Alltag gefundene Klänge werden als Objekte direkt auf der Bühne präsentiert oder als Aufnahmen zugespielt: Hier gilt stets Scheuers Ansatz der „Live-Elektrik“ – elektronische Klänge werden immer mit den einfachsten und billigst möglichen Mitteln erzeugt. Denn nicht die Technik, sondern der Mensch mit seiner Stimme, in seiner Individualität und Fehlbarkeit steht im Zentrum seines Interesses.

Benjamin Scheuer studierte in Hamburg und Karlsruhe, bei Dieter Mack, Fredrik Schwenk und Wolfgang Rihm. In Freiburg arbeitet er an einem Dissertationsprojekt über Georges Aperghis théâtre musical. Seine Kompositionen werden jedes Jahr in diversen Ländern und von renommierten Ensembles aufgeführt. Unter anderem erklang „Zeitraum“ (2012) für 600 Spieler im Fußballstadion Hannover, und mit den seit 2012 durchgeführten „Notfallkonzerten“ leistet er zusammen mit dem Orchester im Treppenhaus einen bescheidenen Beitrag zur Rettung der Welt mit Musik von heute. In seinem Zyklus „Impulsive Lieder“ (2016) lotet er auf humorvolle Weise neue Grenzen des vokalen Ausdrucks aus.

Er erhielt unter anderem Arbeitsstipendien für das Herrenhaus Edenkoben, das Künstlerhaus Villa Concordia Bamberg, die Cité des Arts in Paris und den Künstlerhof Schreyahn, wurde durch die Claussen-Simon-Stiftung und die Kunststiftung Baden-Württemberg gefördert. Als Gründungsmitglied des Musiker ohne Grenzen e.V. reiste er regelmäßig nach Ecuador, wo er benachteiligten Jugendlichen Musikunterricht gab. Mehr Informationen unter  www.benjaminscheuer.de (Öffnet in einem neuen Tab).

Mikołaj Laskowski

Der Komponist Mikołaj Laskowski wurde 1988 in Polen geboren und lebt heute in Berlin. Sein Diplom hat er mit Auszeichnung am Königlichen Konservatorium in Den Haag abgelegt, wo er in den Jahren 2013 bis 2015 bei Yannis Kyriakides und Peter Adriaansz studierte. Zuvor (2009 bis 2014) studierte er bei Grażyna Pstrokońska-Nawratil an der Karol Lipiński Academy of Music in Wrocław.

Mikołaj Laskowskis Werke wurden in vielen Ländern bei Festivals aufgeführt, wie wie zum Beispiel den Darmstädter Ferienkursen, Festival Presences, Gaudeamus Muziekweek, Klang Festival, Musica Polonica Nova, Musica Electronica Nova, Nordic Music Days, Ostrava Days, Tampere Biennale, Ultima, Unsafe+Sounds Festival, Warschauer Herbst, Young Composers Meeting.

Er wurde bei Wettbewerben wie Generace (2012) und dem Young Composers Meeting (2013) ausgezeichnet. Im Jahr 2014 erhielt er das Witold Lutosławski Stipendium, 2015 eine Empfehlung beim 62. International Rostrum of Composers, und im Folgejahr wurde er mit dem Kranichsteiner Stipendienpreis im Rahmen der 48. Darmstädter Ferienkurse für Neue Musik ausgezeichnet. Sein Stück „Deep Relaxation vol. 4: Self-Care“ wurde 2019 für eine Aufführung bei den ISCM World New Music Days in Auckland ausgewählt. Im vergangenen Jahr gewann er den vom Klangforum Wien ausgeschriebenen „The Science of Fiction“ Kompositionswettbewerb.

Mikołaj Laskowski arbeitete mit renommierten internationalen Ensembles zusammen, darunter Asko|Schönberg, electronic ID, das Ensemble Adapter, Ensemble Garage, Ensemble Nikel, Ives Ensemble, Kwadrofonik, Kwartludium, LUX:NM, New European Ensemble, Ensemble musikfabrik, Shallfeld Ensemble, Slaagwerk Den Haag, Spółdzielnia Muzyczna Contemporary Ensemble, orkest de ereprijs, Ostravska Banda, Royal String Quartet, The Black Page Orchestra, TWOgether Duo und das Wet Ink Ensemble. Mehr Informationen unter  www.mikolaj-laskowski.com (Öffnet in einem neuen Tab).

Francesco Ciurlo

Der italienische Komponist Francesco Ciurlo wurde 1987 in Mailand geboren und studiert derzeit bei Marco Stroppa mit einem DAAD-Stipendium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart. Zuvor hat er sein Studium bei Gabriele Manca am Mailänder Konservatorium Anfang 2017 mit Auszeichnung abgeschlossen.

Seine Musik wurde unter anderem vom Ensemble Divertimento, Intercontemporain, Multilatérale, Mdi, Meitar, Reconsil, dem Mailänder Konservatoriumsorchester, dem Stuttgarter Kammerorchester, dem slowenischen Philharmonik Choir, dem SWR Vokalensemble und von Solisten wie Nicolas Hodges und Maria Grazia Bellocchio gespielt beziehungsweise in Auftrag gegeben und dirigiert von Sandro Gorli, Yoichi Sugiyama, James Wood, Johannes Kalitzke, Marcus Creed, Matthieu Mantanus, Léo Warynski und Julien Leroy. Seine Werke waren bei renommierten Festivals zu hören, darunter das Festival Manifeste (2019), das Lucerne Festival (2018) und La Biennale di Venezia (2016).

Im Jahr 2020 war er Composer-in-Residence für das Divertimento Ensemble. In diesem Rahmen wurde eine Portrait-CD aufgenommen, die 2021 veröffentlicht wird. Von Juni bis November 2021 wird er Stipendiat des Künstlerhof Schreyahn sein. Seine Musik ist veröffentlicht bei Edizioni Suvini Zerboni - Sugarmusic S.p.a., Mailand. Mehr Informationen unter  www.francescociurlo.com (Öffnet in einem neuen Tab).

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