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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Corona: Studie zeigt, welche Strukturen Ausbreitung begünstigen

Bürgermeisterin Dr. Sußmann: „Wir werden in strukturschwachen Vierteln unsere Aufklärung intensivieren

In welchen Vierteln verbreitet sich das Coronavirus besonders stark, welche sozialen oder strukturellen Faktoren spielen dabei eine Rolle? Dazu liegen deutschlandweit bislang nur vereinzelt valide Daten vor.

Das Statistische Amt und das Gesundheitsamt haben die rund 18.000 Infektionen des ersten Jahres der Pandemie in Stuttgart unter die Lupe genommen. Die umfängliche Analyse untersucht das Infektionsgeschehen in allen 436 Stadtvierteln und unterscheidet es nach sozial bestimmbaren Kategorien.

Dr. Alexandra Sußmann, Bürgermeisterin für Soziales und gesellschaftliche Integration, sagte bei der Vorstellung der Analyse am Mittwoch, 5. Mai: „Es war uns wichtig, einen Überblick zu erhalten, in welchen Stadtbezirken das Infektionsgeschehen gehäuft auftritt, um daraus geeignete Maßnahmen ableiten zu können.“ Die Datenanalyse liefere wichtige Erkenntnisse und verdeutliche die Notwendigkeit, Bürger*innen in diesen Bezirken zielgruppenbezogen zu informieren und zu sensibilisieren. „Wir werden kurzfristig gerade in strukturschwachen Stadtvierteln unsere Aufklärungskampagne intensivieren und erforderliche Maßnahmen einleiten“, so Dr. Sußmann weiter.

Dr. Markus Niedergesäss, Mitautor der Studie, sagte: „Unser kleinräumiger Ansatz zeigt, dass strukturschwache Stadtviertel ein erhöhtes Infektionsgeschehen aufweisen. Kennzeichen für diese Bereiche sind beengte Wohnverhältnisse und ein hoher Anteil an benachteiligten Bevölkerungsgruppen, auch Umweltfaktoren wie Lärm finden Niederschlag im Infektionsgeschehen. Allerdings verzeichnen Stadtviertel auch dann eine hohe Ansteckungsrate, wenn sich dort Pflegeheime befinden.“ Die Analyse beziehe sich dabei auf lokale Strukturen. Rückschlüsse auf ein individuelles Infektionsrisiko seien nur bedingt zulässig.

Zunächst haben die Statistiker auf Ebene der Stadtbezirke den Anteil an Einwohner*innen mit dem Anteil an positiven Fällen verglichen. Auffällig seien dabei die Stadtbezirke Mühlhausen, Feuerbach, Zuffenhausen und Bad Cannstatt, in denen es, bezogen auf den Bevölkerungsanteil, überdurchschnittlich viele positive Fälle gab. Wohingegen in Sillenbuch, Möhringen, Süd, Vaihingen und West, bezogen auf den Bevölkerungsanteil, weniger Ansteckungen registriert wurden.

Dr. Ansgar Schmitz-Veltin, Leiter der Abteilung Wirtschaft und Befragungen im Statistischen Amt, ergänzte: „Stadtbezirke sind in sich sehr heterogen und daher als Analyseeinheit nur bedingt geeignet. Daher haben wir uns die Stadtviertel angeschaut. Bei diesem kleinräumigen Herangehen zeigt sich ein erhöhtes Infektionsgeschehen entlang des Neckars von Obertürkheim im Osten bis Mühlhausen im Norden sowie einzelne Hotspots in Zuffenhausen, Feuerbach und Weilimdorf.“

Diese Stadtviertel weisen recht hohe Anteile auf an BonusCard-Inhabern, Nicht-EU-Ausländern, auch an Flüchtlingsunterkünften oder Mehrpersonenhaushalten. Zudem finden sich dort auch größere Pflegeheime, die Coronaausbrüche verzeichneten.

Grundlage der Studie sind Daten zu positiv gemeldeten PCR-Tests in Stuttgart im Zeitraum zwischen März 2020 und Anfang März 2021. Die Daten wurden durch das Gesundheitsamt zur Verfügung gestellt. Die Auswertung der Daten erfolgte im Statistischen Amt, die abschließende Bewertung der gewonnenen Erkenntnisse und deren Einordnung geschah maßgeblich durch das Gesundheits- und Sozialamt.

Prof. Stefan Ehehalt, Leiter des Gesundheitsamts, sagte: „In einem Jahr sind drei Prozent aller Stuttgarterinnen und Stuttgarter am Coronavirus erkrankt. Die Krankheit betrifft unsere gesamte Stadtgesellschaft. Die Studie lässt zwar keine individuellen Schlussfolgerungen zu, zeigt aber, dass die soziale Lage und die Lebensumstände wichtige Kriterien sind. Denn wo Menschen auf wenig Raum zusammenleben oder es keine Möglichkeit für Homeoffice gibt, besteht ein höheres Infektionsrisiko. Wir werden weiter bestehende Strukturen nutzen und Maßnahmen gezielt lokal intensivieren, um noch mehr Menschen zu erreichen und dort anzusetzen, wo der Bedarf erhöht ist.“

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