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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Am 19. November ist „Welttoilettentag“ – Das Abwasser hält viele Informationen bereit

Der „Welttoilettentag“ wird seit 2001 jährlich am 19. November von der Welttoilettenorganisation veranstaltet, um auf die Sanitärverhältnisse in der Welt aufmerksam zu machen.

Die Hälfte der Weltbevölkerung verfügt laut Unicef zu Hause nicht über sichere sanitäre Anlagen, was zu mangelnder Hygiene und zu gesundheitsrelevanten Konsequenzen führt. Ohne Toiletten und die erforderlichen Abwasserleitungen sowie den Klärwerken gibt es keine Abwasserreinigung. Die Folgen sind verunreinigte Gewässer und im schlimmsten Fall mangelnde Hygiene durch kontaminiertes Trinkwasser.

Die Nutzung einer Toilette gilt bei uns in Deutschland als selbstverständlich. Es ist nur schwer vorstellbar, dass weltweit für 3,6 Milliarden Menschen diese Möglichkeit gar nicht existiert. Die Sorglosigkeit, sich nach einem Toiletten-Besuch keine Gedanken um das Abwasser machen zu müssen, führt dazu, dass vielen nicht bewusst ist, was mit dem Schmutzwasser nach dem Spülvorgang passiert.

Das Abwasser wird in Stuttgart von der Stadtentwässerung Stuttgart (SES) mit Hilfe des rund 1700 Kilometer langen Kanalsystems zu den Klärwerken transportiert und dort mit modernster Technologie in mehreren Stufen gereinigt.

Das Zentrallabor der Stadtentwässerung Stuttgart unterstützt die Klärwerke bei der Eigenkontrolle durch tägliche Analysen und einer kontinuierlichen Dokumentation zur Einhaltung der vorgeschriebenen Grenzwerte. Es werden jährlich zwischen 6000 und 8000 Abwasser- und Schlammproben analysiert. Das Labor spielt auch eine zentrale Rolle bei der Einführung der Spurenstoffelimination im Hauptklärwerk Stuttgart-Mühlhausen, denn anhand der Analysen können die Abbaugrade der einzelnen Substanzen ermittelt werden. Einige Mikroverunreinigungen werden schon durch den üblichen Kläranlagenbetrieb reduziert, aber manche Spurenstoffe können nur mit der sogenannten 4. Reinigungsstufe verringert werden. Dazu zählen zum Beispiel das Schmerzmittel Diclofenac, der Süßstoff Acesulfam und das Korrosionsschutzmittel Benzotriazol aus Geschirrspülpulvern oder -tabs.

Einige kleine Verhaltensänderungen könnten hier schon Abhilfe schaffen: etwa nach Verwendung von Diclofenac-haltigen Salben und Cremes die Hände an einem Tuch abwischen, bevor man die Hände wäscht. Auf den Süßstoff Acesulfam verzichten, oder auch Geschirrspülmittel nutzen, die mit dem blauen Engel oder dem EU-Eco-Label ausgezeichnet sind.

Darüber hinaus begann das Zentrallabor im Sommer 2021 die SARS-COV2-Belastung des Abwassers zu erfassen. Man ist in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt in der Lage, das Infektionsgeschehen im Einzugsbereich, unabhängig von den amtlichen Infektionszahlen, zu beschreiben. Die Ergebnisse werden auf der SES-Internetseite noch regelmäßig veröffentlicht. Sie sind auch heute noch spannend, denn das Abwasser kennt kein Wochenende, keinen Feiertag und schon gar keinen Urlaub.

Auch in Bezug auf den Drogenkonsum liefert das Abwasser wichtige Hinweise, wo sich Stuttgart und der Einzugsbereich des Stuttgarter Hauptklärwerks im nationalen und internationalen Ranking befindet. Das Gesundheitsamt der Stadt Stuttgart will die Abwasser-Ergebnisse des SES-Zentrallabors, vor allem für THC als Basis-Information nutzen, um Veränderungen durch die bevorstehende Cannabis-Legalisierung ab 2024 beurteilen zu können.

Das Abwasser ist ein unglaublicher Schatz an Informationen, die so in ihrer Deutlichkeit und Unbestechlichkeit sonst nirgends vorliegen. Peter Schilling, Leiter des Zentrallabors, hat also recht: Das Abwasser lügt nicht.

Informationen über das SES-Zentrallabor und die Stadtentwässerung Stuttgart sind zu finden unter  www.stuttgart-stadtentwaesserung.de (Öffnet in einem neuen Tab).

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