Im Februar 2021 waren mit Beginn der zweiten Wettbewerbsphase bereits fünf Konzepte in die engere Auswahl gekommen. Daraus hat die Jury in ihrer online durchgeführten Sitzung am 4. Mai den Entwurf „Den Teppich ausrollen“ von dem Berliner Künstler Thilo Droste zum Sieger gekürt.
Siegerentwurf "Den Teppich ausrollen"
Es handelt sich bei dem ausgewählten Projekt um eine künstlerische Intervention, die den Steg mit einem großen Teppich bedecken und diesen für die Passanten förmlich ausrollen wird. Der Teppich soll im Zusammenwirken mit den Menschen vor Ort entstehen: Sie werden über im Stadtbezirk Bad Cannstatt ansässige Vereine und Institutionen eingeladen, Bilder ihrer eigenen Teppiche oder anderer Bodenbeläge per Mail einzureichen. Das gesammelte Fotomaterial wird zu einem Patchwork-Muster zusammengefügt und als passgenauer Teppichrasen für den Steg produziert. Auf diese Weise soll der Teppich die Vielfalt des Stadtbezirks repräsentieren und für die Menschen vor Ort identitätsstiftend wirken.
Jurybeurteilung
Wichtig für die Beurteilung der Konzepte war, dass diese sich mit dem Ort und den Begebenheiten auseinandersetzen, dass sie aussagekräftig und performativ sind und die Idee umsetzbar ist. Erfahrungen in der eigenverantwortlichen Durchführung von Kunstprojekten im öffentlichen Raum spielten ebenfalls eine Rolle. Prof. Folke Köbberling, Künstlerin, Professorin am Institut für Architekturbezogene Kunst der Technischen Universität Braunschweig und Mitglied des Kuratoriums der IBA’27 lobte den Siegerentwurf in ihrer Funktion als Vorsitzende der elfköpfigen Jury: „Thilo Drostes Ansatz bringt das Private ins Öffentliche, ist sehr prozesshaft, plakativ und zugleich sensibel. Das Kunstprojekt wird diesem Ort eine neue Identität zuweisen und einen gemeinsam gestalteten, öffentlichen Raum schaffen. Trotz seiner Vergänglichkeit birgt die Intervention die große Chance, eine in Erinnerung bleibende und den Diskurs anregende Wirkung im Umfeld des Martin-Mayer-Stegs zu entfalten.“
Weitere Mitglieder der Jury waren außerdem Kunst- und Kulturschaffende aus Stuttgart und der Region, der Bezirksvorsteher sowie zwei Mitglieder aus dem Bezirksbeirat Bad Cannstatt, Vertreter der IBA’27, des Amts für Stadtplanung und Wohnen und des Kulturamts der Landeshauptstadt Stuttgart sowie des städtischen Gestaltungsbeirats.
„Ankommen in Bad Cannstatt“
Die Auslobung des Wettbewerbs erfolgte im Kontext des Vorhabens „Ankommen in Bad Cannstatt“, das die Landeshauptstadt ins Netz der IBA’27 eingereicht hatte. Ziel des Vorhabens ist es, die Identität des größten Stuttgarter Stadtbezirks zu stärken, Trennungen aufzuheben, neue städtebauliche Verbindungen zu schaffen sowie die Wertschätzung für den öffentlichen Raum als Lebensraum der Stadtgesellschaft zu fördern. An dem Kunstwettbewerb für den Martin-Mayer-Steg teilgenommen hatten Künstlerinnen und Künstler verschiedenster Sparten unter anderem aus Deutschland, Frankreich, Österreich und Tschechien.
Zum Einstieg in die Umsetzungsphase findet in den nächsten Wochen ein Austausch der beteiligten Fachämter mit dem Künstler statt. Vorgeschlagen ist eine achtwöchige Vorbereitungsphase, in der auch für Projekt geworben und die Stadtgesellschaft eingebunden werden soll. Anschließend soll eine Aktionswoche direkt vor Ort am Wilhelmsplatz für die Beteiligung am Kunstprojekt werben. Die Installation vor Ort sowie der Projektzeitraum wird im weiteren Verfahren abgestimmt und festgelegt.