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Landeshauptstadt Stuttgart

Aktuelle Meldung

Staufermedaille für Felicitas Baumeister

Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer hat am Freitag, 13. November, die Staufermedaille an Felicitas Baumeister überreicht. Sie erhielt die persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann für ihre Verdienste um die Erhaltung des Werks und künstlerischen Nachlasses ihres Vaters Willi Baumeister.

Die Laudatio hält der Berliner Galerist Gerrit Friese. Anwesend in den Räumen der Willi‐Baumeister‐Stiftung waren zudem Felicitas Baumeisters Neffe, Dr. Jochen Gutbrod, die Leiterin des Baumeister‐Archivs, Hadwig Goez‐Sturm, sowie die Mitarbeiterin der Stiftung, Sabine Wilhelm.

Felicitas Baumeister wurde am 26. April 1933 in Stuttgart als zweite und jüngste Tochter von Margarete und Willi Baumeister geboren. Wenige Wochen zuvor war Baumeister aus dem Lehramt als Professor für Werbegrafik, Typografie und Fotografie an der Städelschule in Frankfurt durch die Nationalsozialisten entlassen worden, für die er nach der Machtübernahme als „entarteter Künstler“ galt. Felicitas Baumeister wuchs in Stuttgart auf, bis die Familie 1943 die von Bomben bedrohte Stadt verließ und nach Bad Urach zog. Das Kriegsende erlebten die Baumeisters in Horn am Bodensee, wohin sie in den letzten Kriegswochen geflüchtet waren. Nach Kriegsende kehrte die Familie nach Stuttgart zurück, wo Willi Baumeister 1946 zum Professor an die Stuttgarter Kunstakademie berufen wurde.

Erste Berührungspunkte mit der Kunst

Felicitas Baumeister besuchte bis 1950 das Hölderlin‐Gymnasium in Stuttgart. Ab 1951 unternahm sie mehrere Reisen nach Paris. Sie schloss die Stuttgarter Frauenfachschule, gewerbliche Richtung, mit der Staatlichen Abschlussprüfung ab. Die Berufsausbildung im Damenschneiderhandwerk beendete sie 1955 erfolgreich. 1958 heiratete sie den Betriebswirt Roland Karg.

Schon als Kind kam Felicitas Baumeister bei familieninternen Gesprächen mit der Kunst in Berührung. Als Jugendliche half sie ihrem Vater beim Sortieren, Organisieren und Strukturieren seines Werks. Nach dem Tod Willi Baumeisters 1955 begann sie gemeinsam mit ihrer Mutter und Schwester Krista die jahrzehntelange Aufarbeitung seines künstlerischen Nachlasses, bestehend aus Bildern, Zeichnungen, Entwürfen, Fotografien, Briefen und Textmanuskripten. Seit dem Tod der Mutter 1975 und dem Tod der Schwester 1995 führte Felicitas Baumeister in enger Absprache mit ihrem Neffen Jochen Gutbrod die Arbeit bis heute weiter.

Zahlreiche internationale Ausstellungen

1956 wirkte Felicitas Baumeister an der Realisierung einer noch von ihrem Vater geplanten Ausstellung in den Kleemann Galleries New York mit. 1963 erschien eine Monografie mit dem Werkverzeichnis der Gemälde Willi Baumeisters, das in enger Zusammenarbeit mit dem Kunsthistoriker Will Grohmann entstand. Für Felicitas Baumeister war dies der Beginn der akribischen Recherche und genauen Sichtung des Materials zur Vorbereitung eines Werkverzeichnisses. Darauf folgten die Werkverzeichnisse der Grafik sowie der Zeichnungen, Gouachen und Collagen. Inzwischen sind alle Schaffensgebiete Baumeisters vom Bühnenbild über seine Skizzenbücher bis hin zu überarbeiteten Werkverzeichnissen der Gemälde und der Zeichnungen erschienen.

1960 wurde das Werk Willi Baumeisters auf der Biennale in Venedig präsentiert. Felicitas Baumeister betreute den Aufbau vor Ort. Es folgten zahlreiche Ausstellungen, unter anderem 1989 zum 100. Geburtstag Willi Baumeisters in der Nationalgalerie Berlin, in der Staatsgalerie Stuttgart und in der Städtischen Galerie der Stadt Stuttgart. 2004 gab es eine umfassende Retrospektive in Madrid und München. 2013 und 2014 wurde die Schau „Willi Baumeister International“ im Kunstmuseum Stuttgart, anschließend in Duisburg und Berlin präsentiert.

Eine weitere Ausstellung aus dem Archivbestand unter dem Titel „Kamm, Pastell und Buttermilch“ mit Werken von Willi Baumeister, Adolf Hölzel und Fritz Seitz wollte das Kunstmuseum am 28. November eröffnen. Der Termin muss jedoch Corona-bedingt verschoben werden.

Die Willi Baumeister Stiftung

1989 beteiligte sich Felicitas Baumeister an Jochen Canobbis Film über Willi Baumeister. 2005 entschieden sie und Jochen Gutbrod, das seit den 1970er‐Jahren sogenannte Archiv Baumeister an eine öffentliche Institution anzugliedern, worauf das Archiv ins Kunstmuseum Stuttgart zog. 2008 gründeten Jochen Gutbrod und Felicitas Baumeister die Willi Baumeister Stiftung, um sicherzustellen, dass die bisherige Arbeit für und durch das Archiv Baumeister auch zukünftig im Sinne der Familie weitergeführt werden kann. 2010 wurde Felicitas Baumeister wegen ihres Engagements für das Werk ihres Vaters und ihre auch persönliche Verbundenheit zu der Akademie der Bildenden Künste mit der Ernennung zur Ehrensenatorin gewürdigt. 2013 entstand durch ihre Initiative das E‐Book „Willi Baumeister, Schöpfer aus dem Unbekannten“.

2005 und 2015 zeigten Felicitas Baumeister und Jochen Gutbrod ihre Verbundenheit zur Stadt Stuttgart, indem sie dem Kunstmuseum Stuttgart zur Eröffnung sowie zum zehnjährigen Bestehen jeweils ein monumentales Gemälde von Willi Baumeister schenkten.

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