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Landeshauptstadt Stuttgart

Gesundheit

Stuttgart fördert die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen

Die ambulante kinder- und jugendärztliche Versorgungslage in Stuttgart ist prekär. Immer mehr Eltern finden für ihre Kinder nicht die Versorgung, die sie brauchen. Die Landeshauptstadt Stuttgart reagiert auf die prekäre Situation nun mit einem neuen Förderprogramm für Kinder- und Jugendarztpraxen.

Über ein Drittel der aktuell tätigen Kinder‐ und Jugendmediziner in Stuttgart werden voraussichtlich zwischen 2024 und 2034 in den Ruhestand gehen. (Symbolbild)

„Mit einem kommunalen Förderprogramm wollen wir die Arbeitsbedingungen für Kinderärztinnen und Kinderärzte in Stuttgart attraktiv gestalten und damit die ambulante Versorgungsstruktur für Kinder und Jugendliche verbessern, sagt die Gesundheitsplanerin am Gesundheitsamt, Christina Cyppel.

Ein Blick auf die Altersstruktur der Ärzteschaft zeigt, dass sich die Situation noch weiter verschärfen wird. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat die Stadt Stuttgart neben weiteren Maßnahmen ein Förderprogramm konzipiert, mit welchem die ärztliche Tätigkeit in der Landeshauptstadt attraktiver wird. Das Förderprogramm alleine reicht allerdings nicht aus, um die kinderärztliche Versorgung in Stuttgart dauerhaft zu sichern.

Die Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg (KVBW) sind eindeutig: Im ersten Quartal 2024 waren 22 der insgesamt 65 tätigen Kinder- und Jugendmediziner in Stuttgart 60 Jahre alt und älter. Über ein Drittel der aktuell tätigen Ärztinnen und Ärzte werden also voraussichtlich in den nächsten fünf bis zehn Jahren in den Ruhestand gehen.

Förderung von Praxisübernahmen, Neugründungen und Anstellungen

Da bereits heute zu wenig Behandlungsplätze für die Kinder und Jugendlichen zur Verfügung stehen, entwickelt die Stadt Stuttgart bereits seit dem Jahr 2022 Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungslage. Diese erfolgen insbesondere in enger Abstimmung mit der Kinderärzteschaft Stuttgart.

„Wir begrüßen die Stuttgarter Initiativen und hoffen, dass sich die schwierige Situation insbesondere mit der finanziellen Unterstützung der Stadt abmildern lässt.“ berichtet Dr. Özgür Dogan, Mitglied des Obleuteteams der Stuttgarter Kinderärzteschaft. Diese steht unter einem immensen Druck. Seit dem Jahr 2022 haben weitere vier Kolleginnen und Kollegen ihre Tätigkeit beendet. Dadurch müssen die bereits an der Kapazitätsgrenze arbeitenden, verbleibenden Praxen immer mehr abfangen und teilweise verzweifelte Eltern regelmäßig ablehnen.

Das Förderprogramm ist im aktuellen Doppelhaushalt mit insgesamt 260.000 Euro hinterlegt. Niederlassungswillige Kinder- und Jugendärzte könne im Falle einer Neugründung einer Berufsausübungsgemeinschaft bis zu 80.000 Euro beantragen. Auch Anstellungen, Zweigpraxisgründungen, Praxisübernahmen und Fusionen sind förderfähig. Eine zusätzliche Förderung von 40.000 Euro können Ärztinnen und Ärzte erhalten, wenn sie sich in einem Stadtbezirk ohne bisherige pädiatrische Praxis niederlassen. Weitere Details und Unterlagen sind auf der  Übersichtsseite zum Förderprogramm veröffentlicht. 

Dringender Bedarf an strukturellen Veränderungen

Die Bürgermeisterin für Soziales, Gesundheit und Integration, Dr. Alexandra Sußmann, macht deutlich: „Wir stehen vor immer größer werdenden Herausforderungen und sind sehr froh, dass uns der Gemeinderat mit dem Förderprogramm ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der ambulanten Versorgung an die Hand gegeben hat. Für den langfristigen Erfolg dieses Förderprogramms ist es jedoch entscheidend, dass sich die Rahmenbedingen grundlegend verändern und der Zugang von Nachwuchsmedizinern in die kinderärztliche Weiterbildung in dem benötigten Umfang ermöglicht wird. Wir haben mit dem Olgahospital des Klinikums Stuttgart die größte Kinderklinik Deutschlands in der Stadt, das muss genutzt werden. Mehr Studienplätze – auch in der Landeshauptstadt – wären ein Schritt – ein weiterer wären mehr Weiterbildungsstellen für angehende Kinderärztinnen und Kinderärzte nach dem Medizinstudium.“

Der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts, Professor Stefan Ehehalt, ergänzt: „Es gibt viele kluge Köpfe, die gern Medizin studieren würden, und sehr viele, die nach dem Medizinstudium die Fachrichtung Kinderheilkunde wählen würden. Dem stehen insgesamt zu wenig Studienplätze und zu wenig Weiterbildungsstellen gegenüber. Angesichts des gravierenden Versorgungsproblems ist es nicht länger hinnehmbar, dass der Zugang zum Facharzt Kinder- und Jugendmedizin nicht in dem benötigten Umfang ermöglicht wird.“

Weitere städtische Stellen unterstützen seit Jahren dabei, die defizitäre ambulante Versorgungslage zu verbessern. Beispielsweise werden die ärztlichen Bedarfe schon bei der Stadtplanung berücksichtigt. Die städtische Wirtschaftsförderung bietet zudem eine Anlaufstelle mit Lotsenfunktion in die Verwaltung für interessierte Ärztinnen und Ärzte.

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