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Landeshauptstadt Stuttgart

Stadtentwicklung

Internationaler städtebaulichen Wettbewerb „Neuer Stadtraum B14“ der Landeshauptstadt Stuttgart entschieden

asp/Koeber gewinnt Ausschreibung – OB Kuhn: „Der Siegerentwurf ist visionär und bedeutsam für die gesamte Stadt.“

Der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft asp Architekten GmbH/Koeber Landschaftsarchitekten Gmbh hat in Zusammenarbeit mit StetePlanung nach der Entscheidung des Preisgerichts zum internationalen städtebaulichen Wettbewerb „Neuer Stadtraum B14“ den ersten Platz belegt.

Pressekonferenz unter Coronabedingungen (v. li.): Patrick Gmür, Vorsitzender der Jury, Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau, Wohnen und Umwelt.

Insgesamt wurden fünf Arbeiten prämiert. Alle prämierten Arbeiten des Wettbewerbs sind für die Öffentlichkeit im Stuttgarter Rathaus vom 21. September bis zum 16. Oktober im 3. Obergeschoss zu sehen. Alle eingereichten und bewerteten Arbeiten werden in den nächsten Tagen online unter  www.stuttgart-meine-stadt.de/stadtentwicklung/b14/?tab=2 (Öffnet in einem neuen Tab) eingestellt.

Oberbürgermeister Fritz Kuhn sagte am 16. September: „Der Siegerentwurf ist visionär und ein Grundstein für die Stadtentwicklung. Diese etwa vier Kilometer zwischen Marienplatz und Schwanenplatztunnel sind bedeutsam für die gesamte Stadt. Jetzt soll diese Schneise, eine Art Stadtautobahn, zu einer normalen Stadtstraße werden. Das schafft mehr Raum für Radler und Fußgänger. So steigern wir die Qualität des öffentlichen Raums, schaffen Aufenthaltsqualität und tragen zur Überwindung der Dominanz des Autoverkehrs bei.“

Der Bürgermeister für Städtebau, Umwelt und Wohnen, Peter Pätzold, erklärte: „Der Entwurf hat die Jury überzeugt. Wir werden diesen Entwurf nun schrittweise umsetzen. Dazu werden wir Gespräche mit den Architekten und den Verkehrsplanern aufnehmen. Ich freue mich, dass sich ein Stuttgarter Büro durchgesetzt hat. asp/Koeber haben einfach ein gutes Auge für die Stadt.“ Er betonte, dass die Transformation des Gebietes bereits begonnen habe: Mit der Planung des Hauses für Film und Medien und dem IBA Projekt Züblinareal.

Der Vorsitzende des Preisgerichts, Patrick Gmür, sagte: „Stuttgart wird gewinnen, wenn dieser Bereich so entwickelt wird wie vorgeschlagen. Der Entwurf nutzt vorhandene Qualitäten, repariert Schwachstellen und unterteilt das Gebiet klug in Sequenzen. Diese Punkte haben das Preisgericht überzeugt.“

Cem Arat, Geschäftsführer der asp Architekten GmbH, sagte zum Siegerentwurf: „Mit diesem Entwurf zeigen wir, dass die B14 weg von einem monofunktionalen Bild hin zu einem Lebensraum werden soll, indem wir die verschiedenen Querungen der B14 stärken und nicht die Achse. Wir haben die Vision eines durchgrünten Stadtraums, der ökologisch wichtig ist.“

Der Entwurf der Arbeitsgemeinschaft sieht vor, den Verkehr künftig nur noch oberirdisch vom Marienplatz bis zum Schwanenplatztunnel zu führen und zahlreiche Querungsmöglichkeiten für andere Verkehrsteilnehmer zu schaffen. Über die gesamte Länge werden zudem Fahrspuren aufgegeben.

Aufgabenstellung in der vom Gemeinderat beschlossen Ausschreibung war es, die heutigen Verkehrsflächen für den motorisierten Individualverkehr im Wettbewerbsgebiet um 50 Prozent zu reduzieren.

An dem städtebaulichen Wettbewerb hatten 23 Planungsbüros und Arbeitsgemeinschaften teilgenommen, deren Pläne und Ideen den Juroren mittels anonymer Kennzahlen zur Entscheidung vorgelegt wurden. Das Preisgericht beriet sich rund eineinhalb Tage am 15. bis 16. September in den Wagenhallen in Stuttgart.

Am Mittwoch, 16. September 2020, hat das Preisgericht den Sieger und die ausgezeichneten Arbeiten festgelegt. Die Wahl für den Siegerentwurf fiel einstimmig. Neben der Arbeitsgemeinschaft asp/Koeber auf dem ersten Platz wurden die Arbeitsgemeinschaft Pesch Partner GmbH/R+T Verkehrsplanung GmbH auf den zweiten, die Arbeitsgemeinschaft g2-Landschaftsarchitekten/Gauder + Gehring PartG mbB und SBA Architektur und Städtebau in Verbindung mit TRC Transportation Research & Consulting GmbH auf den dritten Platz gewählt. Ebenfalls prämiert wurden auf dem vierten Platz die Arbeitsgemeinschaft LAUX Architekten Stadtplaner/Glück Landschaftsarchitektur und Inovaplan GmbH in Verbindung mit Creative Climate Cities. Auf den fünften Platz wurde von der Jury die Arbeitsgemeinschaft ars Herrmann + Hornung GmbH/Ch. Link in Verbindung mit Reallabor Space Sharing und der staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart gewählt.

Der erste Platz erhält ein Preisgeld von 100.000 Euro, der Zweite 70.000 Euro, der dritte Platz 40.000 Euro, der Vierte 25.000 Euro und der Fünftplatzierte 15.000 Euro.

Begründung des Preisgerichts

Das Preisgericht äußerte unter anderem über den Entwurf des Siegers in diesem städtebaulichen Wettbewerb:

  • Der Entwurf entwickelt die B14 in Sequenzen, die präzise gesetzt sind und jede für sich mit spezifischen Qualitäten entwickelt wird. Die Plätze rhythmisieren die Sequenzen und übernehmen die Ankerfunktion ins Quartier. Überzeugend sind die vielen Querbeziehungen, die ebenfalls in Raumsequenzen ausgearbeitet sind, z. B. Marktplatz – Leonhardsplatz – Leonhardsquartier; Stadtpalais – Stadtmuseum, Rückseite Oper etc.
  • Der Entwurf schlägt eine Lösung vor, die auf der ganzen Länge ohne Tunnelbauwerke auskommt. Die Verfasser nehmen die Verkehrsbauwerke in die Gestaltung auf und geben den heutigen Unorten eine neue Qualität. Gleichzeitig wird damit ein Stück Geschichte erhalten. Wo die Bauwerke (bisherige Unterführungen der B14) für Parken und Logistik genutzt werden, ist die Anbindung zu prüfen.Zwischen Marienplatz und Österreichischem Platz wird die geringe Fläche neu dimensioniert und zeigt ein mögliches Potential im Erdgeschoss. Die Engstelle wird geschickt durch Raumschaffung kleiner „Pocketparks“ erweitert.
  • Die neue Bebauung zwischen Österreichischem Platz und Leonhardskirche erweitert das Gerberviertel. Damit nimmt der Verfasser Bezug auf den historischen Stadtgrundriss ohne diesen rekonstruieren zu wollen, sondern indem sie die räumlichen Qualitäten der alten Stadt herausarbeiten. Dadurch wird zudem eine städtebauliche Entwicklungsfläche generiert, an einer Stelle, die dringend einer Aufwertung bedarf.
  • Durch die Verschmälerung der Hauptstätter Straße werden Österreichischer Platz, Wilhelmsplatz und Leonhardsplatz in ihren räumlichen Qualitäten erlebbar. Allerdings werden die geplanten drei Fahrspuren bis zum Charlottenplatz als nicht ausreichend erachtet.
  • Die Verlängerung der Gerber Straße bis zum Leonhardsplatz ist eine überraschende und wohltuende neue Verknüpfung zwischen Leonhardsvorstadt, Gerberviertel und Österreichischem Platz. Gleichzeitig wird dem Österreichischen Platz eine stadträumlich angemessene Dimension zurückgegeben.
  • Das IBA-Quartier wird gut eingebunden und schließt den Platz um die Leonhardskirche räumlich überzeugend ab.
  • Die Kreuzung am Charlottenplatz wird sehr selbstverständlich aufgewertet, ohne eine schwierige Verkehrssituation zu erzeugen. Die Achse vom Stadtpalais bis zum Kunstmuseum wird gut herausgearbeitet.
  • Ebenso selbstverständlich wird die sog. Kultur-Rambla gestaltet, mit großzügigen Doppelbaumreihen und Querungen an der richtigen Stelle. Die Rückseite der Oper wird durch eine Unterbrechung der Baumreihe und eine platzartige Gestaltung in Wert gesetzt.
  • Die Vernetzung Schlossstraße – Gebhard-Müller-Platz – Urbanstraße wird, begleitet von einer neuen baulichen Raumkante, zu einem Terrassenpark gestaltet, der eine Verknüpfung zum oberhalb liegenden Hangpark und der Urbanstraße herstellt.
  • In der Willy-Brandt-Straße wird das Motiv der Rambla in reduzierter Form weitergeführt und damit eine großzügige städtische Lösung entwickelt.
    Am Stöckach entsteht ein neues Stadtquartier, das mit großzügigen Querverbindungen mit dem Schloßpark verknüpft wird.
  • Kontrovers diskutiert wird die Frage, ob die B14 hier untertunnelt werden sollte. Einerseits ist die Haltung „oberirdisch“ konsequent, andererseits wäre hier durch eine Untertunnelung ein großer Qualitätsgewinn möglich.
  • Der strikt tunnelfreie Ansatz erfüllt die Anforderungen. Der Verkehrsraum für den Radverkehr ist unterdimensioniert. Im Bereich Österreichischer Platz bis Charlottenplatz gilt das auch für den Kfz-Verkehr.
  • Der Entwurf überzeugt durch seine klare und schlüssige Gesamtkonzeption und durch die Detailgenauigkeit und Angemessenheit der einzelnen Interventionen, die an den richtigen Orten überzeugenden Vorschläge macht. Es werden wohldimensionierte Stadträume geschaffen, die im besten Sinne eine Stadtreparatur darstellen, ohne die Geschichte der letzten 70 Jahre zu leugnen.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Max Kovalenko/LHS