Stuttgarter Armutskonferenz 2023
Die Folge von Armut ist ein Mangel an Teilhabe, oft in verschiedenen Bereichen gleichzeitig. Gerade hier können Kommunen mit ihren Maßnahmen ansetzen, denn Armut wird vor Ort sichtbar. Für die Stuttgarter Armutskonferenz wurden die Themen anhand von Daten zur sozialen Lage in den Stadtbezirken ausgewählt.
Um die Armut in der Landeshauptstadt zu verringern, suchte die vierte Stuttgarter Armutskonferenz am 9. Mai 2023 nach neuen Wegen. Auf Einladung der Stadt und der Liga der Wohlfahrtspflege diskutierten rund 400 Teilnehmende aus Politik, Wissenschaft, Stadtverwaltung, Liga der Wohlfahrtspflege, Stiftungen, Selbstvertretungen und bürgerschaftlichen Initiativen über Strategien gegen Armut. Das Leitmotiv war: „Armut erkennen, lindern und Chancen eröffnen“.
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In sechs Foren, Vorträgen und einer Podiumsdiskussion wurde überlegt, wie die Situation von Menschen in Armut verbessert werden kann. Die Teilnehmenden waren sich einig: Die verschiedenen Initiativen gegen Armut müssen besser vernetzt werden. Außerdem braucht es eine nachhaltige Struktur der Armutsbekämpfung. Diese Maßnahmen sollen die Veränderungsprozesse in der Landeshauptstadt übergreifend begleiten.
Die Ergebnisse der Stuttgarter Armutskonferenz 2023 PDF-Datei 2,87 MB wurden in einem Bericht aufbereitet und sollen nun in nachhaltige Strukturen und Gremien überführt werden. Die Konferenz ist der Auftakt für neue Kooperationen und die Weiterarbeit an Themen wie digitale Teilhabe oder Aufwachsen in Armut.
Die Auswirkungen von Armut auf die Gesellschaft
Wer von Armut betroffen ist, erlebt die aktuellen, sich überlagernden Krisen als zusätzliche Belastung. Die Folgen der Corona-Pandemie haben die Situation vieler armer Menschen in Deutschland verschärft. Steigende Energiepreise, anhaltende Inflation und hohe Mieten machen ihnen das Leben noch schwerer. Die allgemeine Entwicklung bringt auch Menschen in Not, die bisher nicht armutsgefährdet waren.
Nach Angaben von Sozialverbänden und Forschungsinstituten müssen heute mehr Haushalte denn je bei den Grundbedürfnissen sparen und stark auf die Ausgaben achten. Rücklagen für Notfälle sind kaum möglich. Auch im wohlhabenden Stuttgart haben heute mehr Menschen wirtschaftliche Sorgen. Vor allem einkommensschwache Haushalte sind belastet, stoßen an ihre Grenzen und brauchen Unterstützung. Das zeigen Rückmeldungen der Liga der Wohlfahrtspflege Stuttgart und zivilgesellschaftlicher Initiativen in der Landeshauptstadt.
Weil ihr jeweiliges Einkommen nicht reichte, waren im Jahr 2020 mehr als 50.000 Stuttgarterinnen und Stuttgarter auf Sozialleistungen angewiesen. Was auf den ersten Blick persönliche Schicksale sind, betrifft die Stadtgesellschaft. Denn Armut grenzt aus und erschwert die Teilhabe am täglichen Leben. Sie kann die Gesellschaft spalten, den Zusammenhalt schwächen und letztlich die Demokratie gefährden.
Hintergrund: Was ist Armut?
Deutschland ist eines der reichsten Länder der Welt. Dennoch gelten viele Menschen hierzulande als arm, weil sie sich Dinge, die als „normal“ gelten, nicht leisten können. Diese Armut hat im Alltag viele Facetten: Zum Beispiel fehlt das Geld für den Schulausflug der Kinder. Die neue Waschmaschine ist zu teuer. Oder das Geld reicht nicht für gesunde Lebensmittel. Es wird schwieriger, die Miete zu zahlen. Und der Urlaub am Mittelmeer liegt in weiter Ferne. Wer in Armut lebt, hat keine Wahl.