Der Gemeinderat hat im Sommer 2022 das Ziel bei der Klimaneutralität nachgeschärft und entschieden: Stuttgart soll bereits 2035 statt wie bisher 2050 klimaneutral sein. Grundlage für diese Entscheidung ist die Studie „Net-Zero Stuttgart“ von der Unternehmensberatung McKinsey, die im Auftrag der Stadtverwaltung eine schnellere Klimaneutralität geprüft hat.
Der entsprechende Klima-Fahrplan zeigt auf: Wenn die Verwaltung zügig 13 Maßnahmenpakete umsetzt, kann Stuttgart bis 2035 klimaneutral werden. Um den Zustand „Net‐Zero“ zu erreichen, sind alle in der Stadtgesellschaft gefragt. Denn Klimaschutz ist eine kommunale Gemeinschaftsaufgabe.
Der größte Teil der Treibhausgasemissionen fällt bei Unternehmen und Bürgerinnen und Bürgern an, einen kleinen Teil dieser Emissionen verursacht die Stadtverwaltung. Damit Stuttgart bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden kann, sind Investitionen von knapp 11 Milliarden Euro notwendig. Laut Klima-Fahrplan rechnen sich die Investitionen in der Stadtgesellschaft, weil sie durch Einsparungen mehr als ausgeglichen werden.
Maßnahmen zum Klimaschutz
Der Klima-Fahrplan fordert die Umsetzung von 13 Maßnahmenpaketen in den Sektoren Strom, Wärme, Mobilität, Abfall‐ und Landwirtschaft. Er betont zudem den Einsatz aller relevanten Technologien, insbesondere einen ambitionierten Ausbau der Solarenergie, Wärmenetze und Wärmepumpen.
Stromsektor
Wärmesektor
Verkehrssektor
Abfall- und Landwirtschaft
Zusatzmaßnahmen
Maßnahmen zur Klimaanpassung
Stuttgart muss sich auf deutlich mehr Extremwetter einstellen. Der Studie zufolge rechnen Experten im Jahr 2050 mit bis zu 50 Prozent regenreicheren Wintern und deutlich mehr Starkregen. Gleichzeitig werden sich die Hitzetage mit über 30 Grad Celsius mehr als verdopppeln. Stuttgart kann sich auf diese Entwicklung vorbereiten. Der Klima-Fahrplan definiert zehn Maßnahmen zur Klimaanpassung.
Schutz vor Extremwetter
Stärkung der Resilienz
Hintergrund zum Begriff „Net-Zero“
Der Begriff "Net Zero" oder Klimaneutralität bedeutet, so viele Treibhausgasemissionen aus der Atmosphäre zu entfernen, wie produziert wird. Diese Maßnahme soll die globale Erwärmung reduzieren. Auf der „Pariser Klimakonferenz“ im Jahr 2015 hatte sich die Staatengemeinschaft erstmals völkerrechtlich verbindlich darauf geeinigt, die Erderwärmung auf unter zwei Grad Celcius zu halten. Darüber hinaus sollen sich die Staaten bemühen, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Zudem soll in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts weltweit Treibhausgasneutralität erreicht werden.
Um Treibhausgasemissionen zu vermeiden, ist die Dekarbonisierung - die Abkehr von fossilen Brennstoffen - ein zentraler Schlüssel. Staaten und Unternehmen müssen weltweit auf klimaneutrale Energiequellen und Rohstoffe umsteigen. Schwer zu dekarbonisierende Emissionen können durch den zertifizierten Abbau von Treibhausgasen kompensiert werden. Die verbleibenden Emissionen aus Unternehmen, der Stadtgesellschaft und der Kommune dürfen keine Netto‐Auswirkungen auf das Klima haben. Im Zustand "Net‐Zero" ist die Summe aller menschengemachten Treibhausgase gleich Null.