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Landeshauptstadt Stuttgart

Presse

Früherer Bezirksvorsteher Hellmut Reichert gestorben

Der frühere ehrenamtliche Bezirksvorsteher von Stuttgart-West ist im Alter von knapp 99 Jahren am 21. Juli gestorben. Hellmut Reichert wurde am 23. August 1917 in Stuttgart geboren und absolvierte nach dem Besuch des Gottlieb-Daimler-Gymnasiums eine Mechanikerlehre bei der Firma Bosch.

Nach Ende des 2. Weltkriegs schloss sich ein Studium der Volkswirtschaften an. Nach seiner Tätigkeit als Referent in der Zentralabteilung für Presse und Information bei der Firma Bosch in Gerlingen war er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1968 dort Betriebsratsvorsitzender. Anschließend war er als ehrenamtlicher Richter beim Arbeitsgericht Stuttgart und Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg tätig. Nach seiner Wahl durch den Gemeinderat wurde Hellmut Reichert am 13. September 1972 in das Amt des ehrenamtlichen Bezirksvorstehers eingeführt, das er bis zum 23. September 1980 ausübte.

Einsatz für den Bezirk

Schwerpunkte in diesem Zeitraum waren der Ausbau des ÖPNV mit der S-Bahn-Trasse, der Bau mehrerer Wohnparkhäuser, Schulbauten für die Schloss-Realschule und Hasenbergschule sowie die Tivoli-Sporthalle und das Jugendhaus. Das Gewerbegebiet Hinterer Vogelsang wurde in dieser Zeit neu angelegt und die Sanierungen Stuttgart 2 und 3 mit dem Ziel der Blockentkernungen begonnen. Bereits damals gab es Überlegungen zur Nutzung des durch die Stadt neu erworbenen Moltke-Areals. Persönlich hatte er sich dafür eingesetzt, den Wohnungsbestand langfristig zu sichern und auf die Lebenssituation für Kinder im Stuttgarter Westen aufmerksam gemacht. Ein wochenlanger Streik des Bezirksbeirats West 1978 gegen die Pläne zur Verkehrsberuhigung und zwei Bürgerversammlungen fanden ebenfalls in seiner Ära statt. Die dann in den folgenden Jahren auch umgesetzte Bündelung des Durchgangsverkehrs auf wenige Straßen hat heftige Kontroversen im Stadtbezirk ausgelöst.

Ausgleichend, ruhig und selbstbewusst gelang es Hellmut Reichert, Sitzungen objektiv und straff zu leiten, dabei einheitliche Voten zu erreichen und eine gute und enge Kooperation zu den Fraktionen im Gemeinderat zu pflegen. In seinem Ruhestand setzte er sich für persönliche Kontakte und Hilfestellungen für Familien im Kosovo und aus der Ukraine ein. Viele seiner Reisen führten ihn nach Italien, wo er über längere Zeit die Kultur der Renaissance studierte. Bis ins hohe Alter setzte er sich mit dem Wirken moderner Künstler und Literaten auseinander.

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