Fahrgeschäfte rattern, Menschen kreischen und unterschiedliche Lieder schallen aus Lautsprechern. Zwei junge Frauen laufen zielstrebig durch die Menge. Sie sind keine Besucherinnen, sondern im Auftrag des Verbraucherschutzes unterwegs. Zirka 10 000 Personen sind direkt und indirekt beim 85. Frühlingsfest beschäftigt. Auch Nadine Luz und Nadine Köhne haben damit zu tun. Sie sind zwei von sechs Lebensmittelkontrolleurinnen und -kontrolleuren des Amts für öffentliche Ordnung, Lebensmittelüberwachung, Verbraucherschutz und Veterinärwesen. Gemeinsam kontrollieren sie, was Millionen auf dem Frühlingsfest genießen – bevor es auf den Teller kommt. Denn wo gefeiert wird, muss auch geprüft werden: auf Sauberkeit, Temperaturen, Lebensmittel, Lagerung, Zubereitung.
Im Visier: ein Crêpes-Stand
Ein Crêpes-Stand ist heute der erste von vier Ständen, die kontrolliert werden. Gestern waren es bereits 15. Freundlich begrüßen die beiden die Besitzerin. Nadine Luz zeigt ihr ihren Ausweis, der sich in einem Halter mit Gürtelclip und damit immer in Griffweite befindet. Die Besitzerin nickt und begrüßt beide. Aus einer schwarzen DIN-A4-großen Umhängetasche reicht die Kollegin Nadine Luz einen weißen Kittel. Normalerweise ist es ein Rucksack, der sie bei ihrer Arbeit begleitet. „Hier auf dem Festgelände haben wir allerdings ein festes Büro als Backup“, erklärt Nadine Köhne.
Schnell schlüpft Nadine Luz in die Ärmel des Kittels. Die Besitzerin steigt die schmalen Gitterstufen ihres Wagens hinab, Luz steigt hinauf. „Ich wasche immer zuerst meine Hände. Dabei teste ich gleich, ob der Wagen warmes Wasser, Seife und Einmalhandtücher hat“, sagt sie. „Das zu überprüfen ist für uns wie die Bremse am Auto“, ergänzt Nadine Köhne und schmunzelt. Als nächstes ist der Kühlschrank dran. „Alles abgedeckt“, ruft Nadine Luz ihrer Kollegin, die vor dem Wagen steht, zu. Sie greift nach einem Tetrapack.„Bourbon-Vanille-Sauce“ steht drauf. „Wenn auf der Speisekarte Vanillesauce steht, sollte es auch ordentliche Bourbon-Vanille sein“, sagt Luz und schaut sich den weiteren Inhalt des Kühlschranks genau an. Dabei achtet sie auch auf die Sauberkeit. Die Bananen werden begutachtet und der angerührte fertige Teig. Nadine Luz steigt aus dem Wagen aus, faltet ihren weißen Kittel ordentlich zusammen und spricht noch mit der Besitzerin. Diese Interaktionen macht sie gerne. „Man trifft immer auf verschiedene Charaktere. Das ist spannend.” Nadine Köhne hat von außen die Allergikerhinweise erfolgreich gefunden. Der Crêpes-Stand besitzt keine Mängel.
Mängel lassen sich einfach beheben
Durch das Gedränge bahnen sich die beiden ihren Weg zum nächsten Stand. Die fünf großen Festzelte wurden bereits am 19. April beim Fassanstich überprüft. Während der drei Wochen prüfen die sechs Lebensmittelkontrolleurinnen und -kontrolleure alle 100 gastronomischen Betriebe.
Nadine Köhne, Amt für öffentliche Ordnung, Lebensmittelüberwachung, Verbraucherschutz und VeterinärwesenWir kontrollieren zusätzlich immer dann, wenn es eine Verbraucherbeschwerde gibt. Ansonsten führen wir Warenkontrollen durch und nehmen Proben.
Risikoreich sind häufig Fett-, Eis- und Fruchtproben. Die meisten kleinen Mängel, die sie feststellen, befinden sich an Kaffee- und Eismaschinen sowie am Handwaschbecken. Bisher gab es diese Mängel an manchen Ständen, aber sie lassen sich sehr einfach beheben. Verwaltungsleiter Jérôme Schmauder betont: „Auf dem Wasen ist soweit alles in Ordnung. Es gibt nur ganz selten schlimme Verstöße.“ Wenn allerdings etwas nicht passt, dann wird ein Mängelbericht geschrieben und einen Tag später kommen sie wieder, um festzustellen, ob sich das Anliegen gebessert und verändert hat. „Auf dem Wasen sind das alles Profis. Sie werden regelmäßig auch in anderen Städten geprüft und wissen, was sie tun“, so Nadine Köhne.
Die Lebensmittelkontrollen sind wichtig, da viele Menschen in kurzer Zeit verpflegt werden. „Die Leute sollen sich wohl fühlen“, sagt Köhne und Luz ergänzt: „Im Endeffekt kann ich hier viel Geld liegen lassen. Da will ich gute Ware haben.“ Genau diese gute Ware holen sich die beiden morgen in ihrer Mittagspause. Privat wollen sie das Frühlingsfest auch besuchen. Es soll wohl das letzte Mal sein. „Bevor mich nächstes Jahr alle Betreiber kennen“, sagt Nadine Luz und lacht.