Der Littmann‐Bau am Stuttgarter Eckensee, Spielstätte der Württembergischen Staatstheater Stuttgart (WST), soll umfassend saniert, modernisiert und erweitert werden. Für diesen Zeitraum soll eine Interimsspielstätte errichtet werden, um den Betrieb der WST ohne Unterbrechungen oder Einschränkungen fortführen zu können.
Hinweis: Der Verständlichkeit wegen reden wir nachfolgend von der „Stuttgarter Oper“ bzw. vom „Opernhaus Stuttgart“. Wir orientieren uns damit an dem eingeübten Sprachgebrauch der Öffentlichkeit. Diese Begriffe umfassen, korrekt bezeichnet, die Württembergischen Staatstheater Stuttgart (WST) bzw. die Spielstätte der WST am Oberen Schlossgarten.
Der Littmann-Bau ist eines der wenigen historischen Gebäude in Stuttgart, das im Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet erhalten geblieben ist. Die Lage dieses international renommierten Kulturhauses direkt neben dem Landtag hat eine große Strahl- und Symbolkraft. Die Württembergischen Staatstheater sind das größte Drei-Sparten-Haus weltweit und die größte Kultureinrichtung des Landes Baden-Württemberg und der Landeshauptstadt Stuttgart. Der Littmann-Bau ist Spielstätte für Ballett und Oper.
Das Stuttgarter Ballett ist weltweit ein Begriff, die Oper Stuttgart wurde bereits sechs Mal als „Opernhaus des Jahres“ in der Kritikerumfrage der Opernwelt ausgezeichnet, der Opernchor war 12 Mal „Chor des Jahres“. Fast eine halbe Million Menschen besuchen pro Jahr die Vorstellungen der Württembergischen Staatstheater, die Arbeitgeber für 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind. Wir stehen in der Verantwortung, dieses Juwel für die nachfolgenden Generationen zu bewahren.
Die Württembergischen Staatstheater sollen an ihrem Hauptstandort am Oberen Schlossgarten saniert, modernisiert und erweitert werden. In Stuttgart-Bad Cannstatt an der Zuckerfabrik soll ein Neubau für die dauerhafte Auslagerung der Dekorationswerkstätten entstehen. Den Zuschlag für die Ausführung der Architektenleistungen hat im Februar 2023 das Architekturbüro gmp International GmbH erhalten, das die Planungen seither in Zusammenarbeit mit erforderlichen Fachplanungsbüros vorantreibt.
Darüber hinaus ist für den Zeitraum der Bauarbeiten am Oberen Schlossgarten ein Interim in der künftigen sogenannten Maker City an den Wagenhallen in Stuttgart Nord vorgesehen. Im europaweiten Wettbewerb für diesen Interimsstandort der Württembergischen Staatstheater setzte sich im Juni 2023 der gemeinsame Entwurf von a+r Architekten (Stuttgart) & NL Architects (Amsterdam) durch. Die weitere Planung erfolgt mit Unterstützung der erforderlichen Fachplanungsbüros.
Für die Planung und Umsetzung des Gesamtprojekts haben Land und Stadt im Januar 2023 die gemeinsame Projektgesellschaft Württembergische Staatstheater Stuttgart GmbH, kurz ProWST, gegründet. Christoph Niethammer wurde zum Geschäftsführer bestellt und hat seine Tätigkeit für die ProWST Mitte September 2023 aufgenommen. Die ProWST hat Anfang Mai 2024 die Weiterführung der Teilprojekte "Neubau eines Werkstattgebäudes an der Zuckerfabrik" und "Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Opernhauses am Oberen Schlossgarten" vom Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg übernommen. Die Übergabe des Teilprojekts "Interimsstandort" vom Hochbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart an die ProWST erfolgte Anfang des zweiten Halbjahrs 2024.
Die nächsten Projektschritte sind die planerische Weiterführung der Teilprojekte „Zuckerfabrik“ und „Interimsstandort“ bis zum Abschluss der Entwurfsplanung sowie die Vorbereitung des Wettbewerbs für das Teilprojekt "Oberer Schlossgarten".
Projektgesellschaft ProWST
Das Gesamtprojekt Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater (WST) wird von einer Projektgesellschaft (ProWST Projektgesellschaft Württembergische Staatstheater Stuttgart GmbH) geplant und umgesetzt, die jeweils zur Hälfte von der Landeshauptstadt Stuttgart und dem Land Baden‐Württemberg finanziert wird. Der Ministerrat hat der Gründung dieser gemeinsamen Projektgesellschaft am 26. Juli 2022 zugestimmt. Die Zustimmung des Gemeinderats der Landeshauptstadt Stuttgart erfolgte am 15. Dezember 2022.
Am 10. Januar 2023 wurde die ProWST Projektgesellschaft Württembergische Staatstheater Stuttgart GmbH gegründet und hat die bisher bei Land und Stadt laufenden Planungen Mitte 2024 übernommen.
Der Stuttgarter Gemeinderat hat am 28. Juli 2021 die städtische Unterstützung für das über mehrere Jahre von Land und Stadt ausgearbeitete Umsetzungskonzept mehrheitlich beschlossen.
Mit diesem Grundsatzbeschluss stellte er die Weichen für die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Littmann‐Baus sowie des Verwaltungs- und Kulissengebäudes, außerdem für den Einbau einer Kreuzbühne.
Der Gemeinderat bestätigte die dafür erforderliche Errichtung eines Interimsstandorts mit einer modularen Spielstätte auf dem Areal an den Wagenhallen sowie den Bau eines Werkstattgebäudes am Standort Zuckerfabrik in Bad Cannstatt.
Schon heute ist das Quartier um die für rund 33 Millionen Euro von der Stadt sanierten Wagenhallen (Öffnet in einem neuen Tab)ein pulsierender Raum für Kunst, Kultur und Miteinander. Gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort soll es zum Stadtquartier Maker City entwickelt werden – einem Pilotprojekt für Kulturproduktion, Wohnen und Arbeiten.
Als vorübergehenden Standort für die Stuttgarter Oper hat sich in mehreren Suchläufen dieser Standort bei den Wagenhallen als beste Alternative herauskristallisiert. Im Rahmen der Entwicklung des Gebiets sollen die Gebäude zunächst für die Interimsoper und später für die im städtebaulichen Entwurf hinterlegten Nutzungen der Maker City zur Verfügung stehen und bereits zu Beginn Flächen für vielseitige Lebens- und Wohnformen beinhalten.
Nachhaltige Raumnutzung: Kultur, Wohnen und Produktion
Ein Opernbetrieb erfordert weit mehr als die eigentliche Bühne. Erst umfangreiche Produktions‐ und Proberäume, Lager sowie Räumlichkeiten für die Technischen Dienste und die Verwaltung ermöglichen die aufwendigen Inszenierungen der Württembergischen Staatstheater. Diese Nutzungen sollen am Interimsstandort untergebracht werden. Nach Auszug der Oper und kleineren Umbauten sollen diese Flächen für das Projekt „Pioniere urbaner Produktion“ zur Verfügung stehen. Dies ist sowohl klima‐ als auch kostengünstig.
Die im Rahmen des Projekts „Pioniere urbaner Produktion“ geplanten Wohnflächen sollen bereits zu Beginn der Opernnutzung in den oberen Geschossen umgesetzt werden - ganz im Sinne der produktiven Stadt Maker City an der Schnittstelle zwischen Kulturproduktion, Wohnen und Arbeiten.
Für die Interimsspielstätte für 1.200 Zuschauer mit einem über 30 Meter hohen Bühnenturm soll ein temporärer Baukörper in Modulbauweise entstehen. Nach dem Auszug der Oper und dem Rückbau sollen sich Möglichkeiten für eine Weiternutzung der Module in anderen Projekten eröffnen.
Projektstand
Derzeit bereitet die Stadt die Erschließung des Gebiets vor. Grundlage dafür sind die Ergebnisse des offenen internationalen städtebaulichen Wettbewerbs Rosenstein aus dem Jahr 2019.
Mit einem Beschluss im Mai 2022 hat der Gemeinderat die Planungen für die Gebäude des Interimsstandorts der Württembergischen Staatstheater bzw. der Maker City bis einschließlich der Entwurfsplanung (Lph 3 HOAI) beauftragt.
Im Oktober 2022 erfolgte die Auslobung des europaweiten hochbaulichen Realisierungswettbewerbs. Im Wettbewerb befanden sich insgesamt 20 Beiträge. Am 19. Juni 2023 setzte sich der Entwurf von a+r Architekten GmbH, Stuttgart mit NL Architects, Amsterdam, Niederlande, durch.
Die im Rahmen des Projekts „Pioniere urbaner Produktion“ geplanten Wohnflächen sollen bereits zu Beginn der Opernnutzung in den oberen Geschossen der beiden linken Baukörper umgesetzt werden.
Weitere Informationen zum Wettbewerb und zu den Preisträgern
Im Zuge der Opernsanierung entsteht auch der Neubau eines Werkstattgebäudes zur dauerhaften Auslagerung der Dekorationswerkstätten der Württembergischen Staatstheater (WST) bei der ehemaligen Zuckerfabrik in Bad Cannstatt mit Anbindung an das bestehende Kulissenlager der WST.
In diesem Werkstattgebäude ist zukünftig die Produktion eines kompletten Bühnenbildes möglich samt Probeaufbau. Hierzu ist eine Montagehalle notwendig, die die Rahmenbedingungen der Hauptbühne erfüllt und eine direkte Verbindung zum bestehenden Kulissenlager und zur dortigen Repertoirehalle aufweist.
Die Werkstätten selbst können an diesem neuen Standort entsprechend dem Stand der Technik ausgestattet werden, so dass ein optimierter, funktionaler und rationeller Arbeitsablauf entsteht, der einen nachhaltigen Betrieb unter zeitgemäßen Arbeitsbedingungen ermöglicht. Am Interimsstandort und später am sanierten Standort Oberer Schlossgarten sind durch diese Auslagerung nur noch wenige Funktionsflächen notwendig, um etwa kurzfristige Anpassungen und Umbauten direkt an der Bühne vorzunehmen.
Das weitestgehend unbebaute städtische Grundstück an der Zuckerfabrik in Bad Cannstatt ist auch durch die direkte Nachbarschaft zum bereits bestehenden Kulissenlager der WST ein geeigneter Standort für die Dekorationswerkstätten.
Sanierung und Erweiterung Littmann-Bau
Der Gebäudekomplex, der aus Opernhaus, Verwaltungs‐ und Kulissengebäude besteht, bedarf dringend der Sanierung, Modernisierung und Erweiterung. Die letzte Sanierung des denkmalgeschützten Littmann‐Baus liegt über 35 Jahre zurück, lediglich der Innenraum wurde nach historischem Vorbild wiederhergestellt und der sogenannte Böhm‐Pavillon errichtet. Dieses architektonische Juwel soll für die nachfolgenden Generationen bewahrt werden. Dabei soll der Komplex besser in den städtischen Kontext und den öffentlichen Raum eingebunden werden.
57 Zufallsbürgerinnen und -bürger aus der Stadt, dem Umland und aus dem ganzen Land haben sich über mehrere Sitzungen intensiv mit der Komplexität des Projekts befasst, Expertinnen und Experten gehört und sich am Ende nach einer tiefgehenden Auseinandersetzung eine fundierte Meinung zur Opernhaussanierung und der Erweiterung gebildet.
Das Votum der Zufallsbürgerinnen und -bürger wurde den entscheidenden Gremien vorgelegt.
Häufig gestellte Fragen
Die häufig gestellten Fragen (FAQ) zur Sanierung des Opernhauses der Württembergischen Staatstheater Stuttgart werden derzeit überarbeitet. Die aktuellen Antworten sind auf dem Stand von Juli 2024.
1. Warum muss das Opernhaus saniert werden, es sieht doch noch gut aus?
Das gilt nur für den ersten, oberflächlichen Blick. Die letzte Sanierung liegt inzwischen bald 40 Jahre zurück und war im Wesentlichen eine Rekonstruktion des Zuschauerraums nach den Originalplänen von Max Littmann. Auch die Technik stammt aus den 1980er-Jahren. Heute geht es vor allem um die Arbeitsplätze und die veraltete Bühnen- und Haustechnik. Die Arbeitssituation für viele der 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würde heute nicht neu genehmigt werden, insbesondere die Arbeitsplätze in den Werkstätten sowie im Bühnen- und Orchesterbereich. An einer Sanierung führt also kein Weg vorbei.
2. Wie wurde der Sanierungsbedarf ermittelt?
Im Jahr 2014 hat das Büro Kunkel Consulting International ein Gutachten erstellt, in dem der gesamte Sanierungsbedarf aller Gebäude am Hauptstandort erstmals ermittelt wurde. Das Gutachten der Theaterexperten wurde von den Fachleuten des Landes intensiv geprüft.
Eines der Ergebnisse: Um gesetzliche Bestimmungen zur Arbeitssicherheit, Energieeinsparung und Gebäudetechnik zu erfüllen, braucht es neben einer modernisierten Bühne zusätzliche Flächen von rund 10.000 Quadratmetern.
Dieser Flächenmehrbedarf wurde in einem weiteren Gutachten gründlich überprüft und bestätigt. Fazit: Die Württembergischen Staatstheater brauchen diese Flächen für ihren erfolgreichen Betrieb.
3. Was bedeutet der Flächenmehrbedarf städtebaulich?
Ausgangspunkt der bisherigen Planung war, den Flächenmehrbedarf am Standort im Oberen Schlossgarten zu decken. Dazu sollte unter anderem das alte Kulissengebäude an der Konrad-Adenauer-Straße, in dem u.a. derzeit die Dekorationswerkstätten untergebracht sind, abgerissen oder rückgebaut und größer neu errichtet oder erweitert werden – bis hin zum Gebhard-Müller-Platz.
Der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater hat sich dann aber - im Einklang mit den Empfehlungen der Bürgerbeteiligung im Jahr 2020 - dafür ausgesprochen, den enormen Raumdruck am Hauptstandort der Württembergischen Staatstheater zu reduzieren.
Daher sollen Flächen ausgelagert werden. Auf einem städtischen Grundstück an der Zuckerfabrik in Bad Cannstatt soll neben dem dort bereits bestehenden Kulissenlager ein neues Werkstattgebäude mit etwa 8.400 Quadratmeter Nutzungsfläche zur Unterbringung der Dekorationswerkstätten geschaffen werden. Auf diese Weise kann das Kulissengebäude am Hauptstandort kleiner als bislang geplant ausfallen und es eröffnen sich an der Ecke Gebhard-Müller-Platz/Konrad-Adenauer-Straße Spielräume für neue städtebauliche und gestalterische Perspektiven.
4. Wie kam die Kostenschätzung aus dem Jahr 2019 zustande?
Die Kostenschätzung aus dem Jahr 2019 teilt sich auf in drei Bestandteile:
das Opernhaus mit einer modernen Bühnentechnik 260 Millionen Euro
den Neubau des Kulissengebäudes 200 Millionen Euro
die Umstrukturierung und Öffnung weiterer bestehender Gebäude (Hof 3, Verwaltungsbau und Schauspielhaus) mit zusätzlichem Raum für künstlerische Vermittlungsarbeit, Programme für den Tagesbetrieb, neue künstlerische Formate und angemessene Gastronomie 90 Millionen Euro
Das sind zusammen rund 550 Millionen Euro auf Basis der Baupreise im Jahr 2019. Die Kostenschätzung wurde seitdem nicht fortgeschrieben. Grundsätzlich zeigt die dynamische Baupreisentwicklung der vergangenen Jahre die Schwierigkeit belastbarer Baupreisprognosen über längere Zeiträume.
Vor diesem Hintergrund und insbesondere aufgrund der seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine nochmals deutlich gestiegenen Baupreise ist eine belastbare Prognose zur Entwicklung der Kosten für die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater aktuell nicht möglich. Zunächst ist für den Hauptstandort am Oberen Schlossgarten ein konkreter Entwurf und für die weiteren Teilprojekte die planerische Weiterführung bis zum Abschluss der Entwurfsplanung erforderlich. Erst dann können die Kosten belastbar ermittelt werden.
5. Warum sprechen viele bei den geschätzten Kosten dann von rund 1 Milliarde Euro?
Dem Land und der Stadt ist es wichtig, mit realistischen Annahmen und einer gründlichen Planung an so ein großes Projekt wie die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater heranzugehen. Das Projekt und damit auch die Finanzierung erstrecken sich über eine lange Laufzeit. Die Kosten für Arbeit und Baumaterial erhöhen sich jedes Jahr, wie andere Preise auch. Wie stark sie steigen, zeigt der Baukostenindex.
Unabhängig von einem konkreten Entwurf bestehen am Hauptstandort bei der Logistik auf der Baustelle, im Untergrund oder beim Denkmalschutz Planungs- und somit Kostenrisiken.
Deshalb haben die Fachleute des Landes im Jahr 2019 mit einem Zuschlag von 30 Prozent kalkuliert, was bei einem so großen und komplexen Projekt noch an Unwägbarkeiten kommen kann, und entsprechend vorgesorgt. Das sind 165 Millionen Euro zusätzlich zu den geschätzten 550 Millionen Euro.
Für die steigenden Baupreise wurden bei der Kostenschätzung aus dem Jahr 2019 über eine angenommene Projektlaufzeit von rund zehn Jahren weitere rund 243 Millionen Euro eingeplant. Das macht dann rund 960 Millionen Euro.
Bei Zugrundelegung der aktuellen und in den letzten Jahren tatsächlich eingetretenen Baupreissteigerungen erhöht sich bei einer Neuberechnung der Kostenrahmen aus dem Jahr 2019 entsprechend. Aufgrund der aktuell weiterhin volatilen Entwicklung der Baupreise und ohne vorliegende Entwurfsplanungen ist eine Aktualisierung der Kosten zum jetzigen Zeitpunkt weder sinnvoll noch beständig.
Die kalkulierte Gesamtsumme aus dem Jahr 2019 entspricht vergleichbaren Projekten ähnlicher Größenordnung in Deutschland und in anderen Ländern, die zum Zeitpunkt der Kostenschätzung teilweise bereits liefen.
Damit der Betrieb auch während der Bauzeit möglich ist, braucht es für die Aufführungen von Oper und Ballett und die Arbeitsplätze eine Übergangslösung – einen Interimsstandort. Dieser ist auf dem sogenannten Gebiet „C1“ an den Wagenhallen in Stuttgart Nord geplant. Dort sollen die wesentlichen Funktionen von Oper und Ballett des Standorts am Oberen Schlossgarten mit Ausnahme der Dekorationswerkstätten untergebracht werden.
Der Großteil des Gebäudekomplexes wird im Anschluss an die WST-Nutzung seiner in der städtebaulichen Planung hinterlegten Nutzungsbestimmung in der ‚Maker-City‘ zugeführt und damit dauerhaft erhalten. Bereits zu Beginn der WST-Nutzung werden dort auch Wohnungen errichtet. Der Gebäudeteil der Interimsspielstätte mit Foyer, Zuschauerraum und Bühne wird als temporärer Bau erstellt.
Analog dem Vorgehen am Hauptstandort wurde auch hier auf die geschätzten groben Baukosten ein Risikozuschlag angenommen. Da im Neubaubereich jedoch weniger Unwägbarkeiten zu erwarten sind, wurde der Zuschlag durch die Fachleute der Stadt mit 15 Prozent angesetzt.
Neben einem Zuschlag auf klimaschutzfördernde Maßnahmen wurde aufgrund der sehr langen Projektvorläufe darüber hinaus eine Steigerung der Baupreise berücksichtigt. Die aktuelle massive Baupreissteigerung ist zu beobachten und gegebenenfalls bei einer längerfristigen Betrachtung entsprechend nachzuführen. Für die temporären Gebäudeteile wurde ein Betrag von 110 Millionen Euro geschätzt, für die dauerhaften Gebäudeteile mit Wohnen ein Betrag von 114 Millionen Euro.
6. Wann müssten Stadt und Land die Summe zahlen?
Die Kosten fallen nicht auf einen Schlag an, sondern verteilen sich auf viele Jahre. Bei der im Jahr 2019 angenommenen Projektlaufzeit von zehn Jahren würde das bedeuten, dass im jährlichen Durchschnitt – ausgehend von der Kostenschätzung aus dem Jahr 2019 – mit unter 100 Millionen Euro kalkuliert werden kann. Da das Land Baden-Württemberg und die Landeshauptstadt Stuttgart sich als Träger der Staatstheater Stuttgart die Kosten teilen, läge der Durchschnitt jeweils bei unter 50 Millionen Euro. Wie lange die voraussichtliche Projektlaufzeit sein wird, kann aber noch nicht abschließend vorhergesagt werden.
7. Corona-Pandemie, Krieg, Lieferengpässe – wie wirkt sich das auf die Kosten der Sanierung aus?
Stadt und Land haben Ende 2019 eine transparente und seriöse Kostenschätzung für die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des Hauptstandorts sowie für den Interimsstandort vorgelegt und mit ehrlichen Zahlen für dieses Projekt geworben. Dem ging eine intensive fachliche Prüfung und Debatte voraus. Baupreissteigerungen und weitere Risiken wurden einkalkuliert.
Die Baupreisentwicklung hat sich seitdem massiv verschärft, unter anderem durch die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Lieferengpässe bei Baustoffen und hohe Energiekosten.
Seit 2019 sind die Baupreise, u. a. wegen der Corona-Pandemie und ab 2022 wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, im Jahresmittel um rund 7,6 Prozent gestiegen.
Diese zwei zentralen Preistreiber - eine globale Pandemie und einen Krieg in Europa - konnten 2019 nicht vorhergesehen werden.
Das heißt: Auch Stadt und Land rechnen mit Kostensteigerungen – was im Übrigen alle Bauprojekte betrifft. Über die Höhe der künftigen Kostensteigerungen lässt sich heute aber keine seriöse Aussage treffen, zumal noch keine konkrete Planung für den Hauptstandort am Oberen Schlossgarten vorliegt. Detailliertere Kostenschätzungen können erst auf der Grundlage der Entwurfsplanungen der drei Teilprojekte erstellt werden. Alles andere ist reine Spekulation.
8. Was sind die nächsten Entscheidungsschritte?
Der Gemeinderat der Stadt hat am 28. Juli 2021 einen Grundsatzbeschluss für das Projekt gefasst. Damit hat er dem Sanierungskonzept zugestimmt und eine Finanzierungszusage über die anteiligen städtischen Planungsmittel erteilt.
Am 05. Mai 2022 hat der Gemeinderat den Vorprojektbeschluss für das Interim im Bereich der geplanten „Maker City“ auf dem Gelände C 1 an den Wagenhallen in Stuttgart Nord gefasst und Planungsmittel bis einschließlich der Entwurfsplanung freigegeben.
Mit der Etatisierung einer Planungsrate im Haushalt 2018/19 und deren Fortschreibung in den folgenden Haushalten hat der Landtag in der ersten Stufe den Baubedarf an den WST anerkannt und die Freigabe für die Planung erteilt.
Wenn die Entwurfsplanungen der Teilprojekte auf dem Tisch liegen, können darauf aufbauend die konkreten Kosten beziffert werden. Erst auf Grundlage dieser entwurfsspezifisch je Teilprojekt ermittelten Kosten entscheiden die Gremien der Gesellschafter Land und Stadt über die Freigabe der weiteren Planungs- sowie der Baukosten.
Mit der Gründung der gemeinsamen Projektgesellschaft von Stadt und Land wurde ein Meilenstein erreicht. Am 10. Januar 2023 wurde die „Projektgesellschaft Württembergische Staatstheater Stuttgart GmbH“ (ProWST) gegründet. Christoph Niethammer wurde zum Geschäftsführer bestellt und hat seine Tätigkeit für die ProWST Mitte September 2023 aufgenommen. Die ProWST hat Anfang Mai 2024 die Weiterführung der Teilprojekte "Neubau eines Werkstattgebäudes an der Zuckerfabrik" und "Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Opernhauses am Oberen Schlossgarten vom Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg übernommen. Die Übergabe des Teilprojekts "Interimsstandort" vom Hochbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart an die ProWST erfolgte Anfang des zweiten Halbjahrs 2024.
Die nächsten Projektschritte sind die planerische Weiterführung der Teilprojekte „Zuckerfabrik“ und „Interimsstandort“ bis zum Abschluss der Entwurfsplanung sowie die Vorbereitung des Wettbewerbs für das Teilprojekt "Oberer Schlossgarten".
9. Warum gibt es keine günstigere Lösung?
Die Stuttgarter Oper und das Ballett haben Weltrang, sie sind international von herausragender Bedeutung. Mit der Generalsanierung, Modernisierung und Erweiterung sollen die Württembergischen Staatstheater als kulturelles Aushängeschild des Landes und der Stadt für mindestens die nächsten 50 Jahre einen gesicherten und zukunftsweisenden Arbeitsort erhalten und somit weiterhin arbeits- und konkurrenzfähig bleiben. Neben den theaterspezifischen Arbeiten sollen auch städtebauliche Akzente gesetzt werden und die Baukörper sollen eine Öffnung in die Stadtgesellschaft hinein vermitteln.
Das bestehende Konzept zur Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater beruht fast ausschließlich auf rechtlichen Vorgaben und zwingenden betrieblichen Belangen – Stichwort Arbeitsschutz. Auch die Kosten eines fiktiven Neubaus wurden geprüft mit dem Ergebnis, dass bei Zugrundelegung des Flächenbedarfs der Württembergischen Staatstheater in der Gesamtschau noch höhere Kosten anfallen würden, da der Littmann Bau ohnehin saniert werden muss. Zudem gibt es keinen geeigneten Standort für einen Neubau.
Grundlage für das Umsetzungskonzept und die Grobkostenplanung sind die Anforderungen der Württembergischen Staatstheater an Flächen und deren technische Ausstattung. Das ist die Voraussetzung für einen modernen und künstlerisch wertvollen Spielbetrieb.
Vergleichbare Projekte in anderen Städten zeigen, dass sie sich in einer ähnlichen Größenordnung bewegen – auch wenn sie im Vorfeld günstiger schienen.
Bei den Städtischen Bühnen Köln, einem Dreispartenhaus mit rund 700 Beschäftigten, waren die reinen Baukosten anfangs mit 253 Millionen Euro veranschlagt. Aktuell rechnet man dort damit, dass die Sanierung 702 Millionen Euro kosten wird (Baukosten, inklusive Baunebenkosten und aller bekannter Risiken, Stand 30.11.2023).
Die Deutsche Oper am Rhein am Standort Düsseldorf soll für über 700 Millionen Euro einen Neubau bekommen. Das hat die Stadt Ende 2021 beschlossen.
Der Vergleich ist angemessen: Die Württembergischen Staatstheater Stuttgart sind mit 1.400 Beschäftigten das größte Drei-Sparten-Theater weltweit (Oper, Ballett, Schauspiel).
10. Warum baut man kein neues Opernhaus? Wäre das nicht günstiger zu haben?
Diese Fragen sind von den Trägern Stadt und Land, den Bauverwaltungen und den Württembergischen Staatstheatern intensiv diskutiert worden. In einem mehrjährigen Prozess im Verwaltungsrat der Staatstheater hat sich das Gremium für eine Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des Opernhauses entschieden, unter anderem auch weil ein Neubau teurer wäre.
Das historische Opernhaus im Herzen der Stadt hätte auch bei einem Neubau erhalten werden müssen, um dort weiterhin Ballettaufführungen zeigen zu können. Auch dafür hätte mit erheblichen Kosten umfassend saniert werden müssen. Denn der überwiegende Teil ergibt sich aus gesetzlichen Auflagen.
Um die Kosten besser einordnen zu können, hat die Landeshauptstadt einen fiktiven Neubau berechnet. Dieser hätte realistisch beispielsweise auf dem S21-Gelände hinter dem neuen Bahnhof errichtet werden können. Mit einem Baubeginn wäre erst nach Inbetriebnahme des neuen Hauptbahnhofs und dem Rückbau des Gleisvorfelds zu rechnen gewesen.
Aus den bekannten Kosten von Opernhausprojekten in Kopenhagen, Oslo und Linz wurde ein Mittelwert errechnet, erweitert um die im Jahr 2019 zu erwartenden künftigen Baukostensteigerungen. Dieser Mittelwert für einen Opernneubau betrug 642 Millionen Euro im Jahr 2019.
Nachdem dieser Neubau errichtet worden und Oper, Ballett und die Produktionsstätten umgezogen wären, hätte erst mit der Sanierung des Littmann-Baus und dem Umbau des Kulissengebäudes begonnen werden können. Auf eine Kreuzbühne hätte verzichtet werden können, weil im Littmann-Bau dann nur noch Ballett-Aufführungen vorgesehen worden wären. Die Sanierungskosten hätten sich daher auf Basis der Preise aus dem Jahr 2019 um 20 bis 26 Millionen Euro reduziert. Auch hätte auf einen geringen Teil der Bühnentechnik verzichtet werden können. Das Kulissengebäude hätte nicht abgebrochen und neu und größer errichtet werden müssen, sondern hätte reduziert saniert werden können. Ebenso wären die Anpassungen in Hof 3 zum Eckensee hin weniger aufwändig gewesen. Auch hier hätten mögliche Risiken und absehbare Baukostensteigerungen eingerechnet werden müssen.
In der Summe dieser Teilprojekte war im Jahr 2019 mit Kosten von 1,2 bis 1,4 Milliarden Euro zu rechnen. Darin enthalten waren nicht die zusätzlichen Kosten für den fortwährenden Unterhalt einer weiteren Spielstätte, die Land und Stadt dann ebenfalls zu tragen gehabt hätten.
11. Was spricht gegen die Idee, ein neues Konzerthaus zu bauen und dies zunächst als Ausweichspielstätte für die Oper zu nutzen, während der Littmann-Bau saniert wird?
Auch wenn in beiden Häusern Musik gespielt wird, so haben ein Opernhaus und ein Konzerthaus vollkommen unterschiedliche Anforderungen an die Architektur und die Akustik. Eine Interimsspielstätte für Oper und Ballett benötigt einen Bühnenturm und Orchestergraben. Ein Konzerthaus benötigt dies nicht. Im Gegenteil würde ein Bühnenturm die Konzertakustik zunichtemachen. Die Stadt hat diese Frage begutachten lassen. Der Gutachter kam zu dem eindeutigen Schluss, dass weder für die Oper noch für das Konzerthaus aus einem solchen Mischgebäude eine gute Lösung entstehen würde.
12. Sollte man auf die Kreuzbühne verzichten?
Für die bauliche Erweiterung des Littmann-Baus als Voraussetzung für den Einbau der Kreuzbühne wird eine Kostenspanne von 20 bis 26 Millionen Euro auf Basis der Preise im Jahr 2019 veranschlagt. Da die Bühnentechnik sowieso ausgetauscht werden muss, spielt sie in dieser Kostenspanne keine Rolle.
Eine Erweiterung der Bühnenlandschaft ist wichtig, um schnell und effizient Umbauten und Kulissenwechsel vornehmen und auch mehr Vorstellungen anbieten zu können – damit wären mehr Aufführungen für das Stuttgarter Ballett möglich. Die Nachfrage nach Karten für das Ballett kann aktuell bei weitem nicht befriedigt werden, Besucherinnen und Besucher müssen oftmals abgewiesen werden. Mit einer Kreuzbühne könnte es künftig beispielsweise möglich sein, am Sonntagmorgen eine Opernvorstellung für Familien zu geben und am Abend eine Ballettvorstellung. Am folgenden Montagmorgen kann eine Schulvorstellung stattfinden, anschließend eine Probe und abends eine Produktion aus dem Repertoire. Mit dieser hohen Variabilität können auch neue Besuchergruppen angesprochen werden. Der Repertoirebetrieb – in Deutschland die Grundlage des Theaterbetriebs – kann so mit einer hohen programmatischen Flexibilität gestaltet werden.
Zudem bietet eine Kreuzbühne mehr Flexibilität und Raum für Bühnenbild und Regie und ermöglicht es, auch neue Entwicklungen zu realisieren. Die hervorragende künstlerische Arbeit von Ballett und Oper, die regelmäßig durch Auszeichnungen bestätigt wird, benötigt solche Produktionsbedingungen. Der hohe künstlerische Erfolg wird trotz der schwierigen Rahmenbedingungen erarbeitet und ist auf das große Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor und hinter der Bühne zurückzuführen. Dieser Erfolg darf nicht Argument dafür sein, die bestehenden Rahmenbedingungen dauerhaft zu belassen.
Zudem bietet eine Kreuzbühne mehr Flexibilität und Raum für Bühnenbild und Regie und ermöglicht es, auch neue Entwicklungen zu realisieren. Die hervorragende künstlerische Arbeit von Ballett und Oper, die regelmäßig durch Auszeichnungen bestätigt wird, benötigt solche Produktionsbedingungen. Der hohe künstlerische Erfolg wird trotz der schwierigen Rahmenbedingungen erarbeitet und ist auf das große Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor und hinter der Bühne zurückzuführen. Dieser Erfolg darf nicht Argument dafür sein, die bestehenden Rahmenbedingungen dauerhaft zu belassen.
13. Um wie viel Meter muss die Fassade des Littmann-Baus für die Kreuzbühne versetzt werden?
Sanierung der Oper: Visualisierungsbeispiel der Verschiebung der Seitenfassade
Für den Einbau einer Kreuzbühne müsste der Littmann-Bau an der Südseite auf einer Länge von etwa 16 Metern um etwa 2,50 Meter in Richtung Landtag verbreitert werden. Ohne eine Kreuzbühne ist ein kurzfristiger und schneller Wechsel von Auftritten der Sparten Oper und Ballett und zwischen verschiedenen Aufführungen sehr aufwändig. Auch bei der künstlerischen Gestaltung sind teils Grenzen gesetzt. Mit einer Kreuzbühne könnten Bühnenbilder in Zukunft schneller gewechselt werden. Auch wären damit mehr Aufführungen, beispielsweise für das stark nachgefragte Stuttgarter Ballett, möglich.
14. Was würde passieren, wenn man nichts täte?
Der Spielbetrieb im historischen Littmann-Bau wäre nur noch wenige Jahre aufrechtzuerhalten. Für die veraltete Technik gibt es kaum noch Ersatzteile bzw. Personal, das damit umgehen kann.
15. Wo soll also der Spielbetrieb während der Sanierung stattfinden?
Bei den Wagenhallen. Die Landeshauptstadt Stuttgart hat auf Grundlage des Ergebnisses des internationalen offenen städtebaulichen Wettbewerbs für Stuttgart Rosenstein eine Konzeption für einen Interimsstandort auf dem C1-Areal an den Wagenhallen erarbeitet. Dabei wird der Großteil der entstehenden Flächen dauerhaft nachgenutzt, indem sie im Anschluss an die Nutzung durch die WST ihrer in der städtebaulichen Planung hinterlegten Nutzungsbestimmung in der Maker City als Büros, Werk- und Kulturstätten und auch Wohnungen zur Verfügung stehen werden. Der Rest, insbesondere die Interimsspielstätte, wird in Modulbauweise erstellt und kann nach Auszug der Württembergischen Staatstheater verkauft werden. Da viele Opernhäuser weltweit saniert werden müssen, gibt es für diese Module einen Markt. Nicht zuletzt ist dieser Standort bestens an Bus und Bahn angebunden.
Im europaweiten Wettbewerb für diesen Interimsstandort der Württembergischen Staatstheater setzte sich im Juni 2023 der Entwurf von a+r Architekten (Stuttgart) mit NL Architects (Amsterdam) durch. Die weitere Planung erfolgt mit Unterstützung von entsprechenden Fachplanungsbüros.
16. Warum braucht man überhaupt eine Interimsspielstätte?
Während das Opernhaus am Oberen Schlossgarten saniert, modernisiert und erweitert wird, kann dort nicht gespielt, gesungen, musiziert und getanzt werden. Um auch während der Bauzeit die künstlerische Exzellenz von Oper und Ballett zu erhalten und den Stuttgarter Bürgerinnen und Bürgern wie auch den vielen Besucherinnen und Besuchern aus nah und fern ein vielfältiges Programm anbieten zu können, wird eine temporäre Ersatzbühne benötigt.
17. Wie werden die Bürgerinnen und Bürger beteiligt?
57 Zufallsbürgerinnen und -bürger aus der Stadt, dem Umland und aus dem ganzen Land haben sich über mehrere Sitzungen intensiv mit der Komplexität des Projekts befasst, Expertinnen und Experten gehört und sich am Ende nach einer tiefgehenden Auseinandersetzung eine fundierte Meinung zur Opernhaussanierung und der Erweiterung gebildet.
Das Votum der Zufallsbürgerinnen und -bürger wurde den entscheidenden Gremien vorgelegt.
Es ist auch weiterhin wichtig, bei den Menschen für das Projekt zu werben. Schließlich geht es um ein Projekt, das in die Gesellschaft hineinwirkt. Die durchgeführte Bürgerbeteiligung war hier ein hervorragender Anfang mit intensiven Erörterungen und umfassenden Informationen. Weitere Formate der Bürgerbeteiligung sind vorgesehen.
Neben den bautechnischen Gesichtspunkten sind künftig noch stärker inhaltliche Themen, gesellschaftliche Entwicklungen und Perspektiven in den Vordergrund zu stellen. Die Württembergischen Staatstheater sind dabei, eine Vision und Kommunikationsstrategie zu entwickeln, wie sie sich für das Publikum, die Gesellschaft und die Stadt öffnen und wirken wollen.
Zunächst müssen die Gremien der Gesellschafter Land und Stadt den Plänen grundsätzlich zustimmen. Erst auf dieser Grundlage kann mit dem Neubau der Dekorationswerkstätten an der Zuckerfabrik in Stuttgart-Bad-Cannstatt sowie dem Neubau des Interims in Stuttgart-Nord begonnen werden. Voraussetzung für einen Baubeginn am Hauptstandort ist die Fertigstellung der Dekorationswerkstätten und des Interims.
Für die Planung und Umsetzung der Sanierung, Modernisierung und Erweiterung haben sich die Stadt und das Land auf die Gründung einer gemeinsamen Projektgesellschaft verständigt: die ProWST. Durch die Planung und Umsetzung der drei komplexen Teilprojekte Interim, Zuckerfabrik und Oberer Schlossgarten durch die ProWST wird eine effiziente Planung und Umsetzung der Gesamtmaßnahme aus einer Hand gewährleistet werden. Die ProWST wurde am 10. Januar 2023 gegründet.
Christoph Niethammer wurde zum Geschäftsführer bestellt und hat seine Tätigkeit für die ProWST Mitte September 2023 aufgenommen. Die ProWST hat Anfang Mai 2024 die Weiterführung Teilprojekte "Neubau eines Werkstattgebäudes an der Zuckerfabrik" und "Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des denkmalgeschützten Opernhauses am Oberen Schlossgarten", die bisher vom Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg betreut wurden, übernommen. Die Übergabe des Teilprojekts "Interimsstandort" vom Hochbauamt der Landeshauptstadt Stuttgart an die ProWST erfolgte Anfang des zweiten Halbjahrs 2024.
Die nächsten Projektschritte sind die planerische Weiterführung der Teilprojekte „Zuckerfabrik“ und „Interimsstandort“ bis zum Abschluss der Entwurfsplanung sowie die Vorbereitung des Wettbewerbs für das Teilprojekt "Oberer Schlossgarten".
19. Für wen wird das Opernhaus saniert?
Ein Jahrhundert-Projekt wie die Opernhaussanierung bewahrt den aus dem Jahr 1912 stammenden denkmalgeschützten Bau als Spielstätte für die preisgekrönte Oper und das weltbekannte Ballett für die kommenden Generationen. Es ist ein internationales Aushängeschild der Stadt, der Region und darüber hinaus. Die Württembergischen Staatstheater sind auch ein zentraler Standortfaktor für die Attraktivität von Stadt und Land. Inhaltlich und künstlerisch sind Oper und Ballett selbst zukunftsentwerfend und -gestaltend – sie benötigen aber auch ein Gebäude, in dem sie dies tun können.
20. Für wen wird Oper und Ballett gemacht?
Die Aufführungen von Ballett und Oper werden für alle Bürgerinnen und Bürger gemacht, für alle Menschen hier im Land und darüber hinaus für alle Generationen. Oper und Ballett/Tanz sind universelle Kunstformen, die alle und alles einschließen. Sie verbinden Sprache, Bewegung, Musik, Emotionen und Sinnlichkeit zu einem Gesamterlebnis. Die Werke handeln von uns, von Menschen in besonderen Situationen und Konflikten. Oper und Ballett/Tanz arbeiten mit Erinnerung, Gegenwart und Entwürfen für die Zukunft.
Jede Spielzeit besuchen rund 450.000 Menschen die Staatstheater mit Oper, Ballett und Schauspiel. Im Opernhaus gibt es Karten ab 8 Euro. Für jede Vorstellung, für jede und jeden, der oder die interessiert ist, einschließlich des Fahrscheins für Hin- und Rückfahrt im VVS-Netz.
Die Oper lädt in jeder Spielzeit zu über 300 Vorstellungen unterschiedlicher Formate ein, vom 30-minütigen Sitzkissenkonzert für die Kleinsten über kostenlose Konzerte zur Mittagszeit, Kammerkonzerte und Sinfoniekonzerte in der Liederhalle, Programme zum Mitmachen, neue Formate an neuen Orten, Ungewöhnliches und Verblüffendes, Kooperatives und Integratives, Experimentelles und Audiovisuelles und natürlich die große Oper im historischen Zuschauerraum. Die Junge Oper im Nord richtet sich insbesondere an Kinder und Jugendliche, kooperiert mit allen Schulen im Land und leistet darüber hinaus Stadtteilarbeit in Stuttgart-Nord vom Löwentor bis zum Hallschlag.
Das Stuttgarter Ballett präsentiert ein breitgefächertes Repertoire von traditionellen klassischen Balletten bis hin zu zeitgenössischem Tanz und fördert junge und etablierte Choreographinnen und Choreographen, indem in jeder Spielzeit Uraufführungen in Auftrag gegeben werden. Kostenlose Einführungen und gesonderte Kindereinführungen, Blicke hinter die Kulissen, öffentliche Trainings der Kompanie, Ballett im Park sowie Mini-Tanzworkshops und Ballettführungen sind einige der Vermittlungsprojekte und kostenlosen Angebote.
21. Wie wird von Stadt und Land über die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater entschieden?
Einen ersten Grundsatzbeschluss für die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater hat der Landtag im Jahr 2018 getroffen: Mit der Etatisierung einer Planungsrate im Haushalt 2018/19 und deren Fortschreibung in den folgenden Haushalten hat der Landtag in der ersten Stufe den Baubedarf an den WST anerkannt und die Freigabe für die Planung der Dekorationswerkstätten an der Zuckerfabrik sowie für die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des Hauptstandorts am Oberen Schlossgarten erteilt.
Der Gemeinderat der Stadt Stuttgart hat im Juli 2021 mit einem Grundsatzbeschluss dem über viele Jahre zwischen WST, Land und Stadt ausgearbeiteten Umsetzungskonzept für die geplante Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater sowie einer Finanzierungszusage über anteilige städtische Planungsmittel zugestimmt.
Im Mai 2022 erfolgte durch den Gemeinderat der Vorprojektbeschluss zum Neubau des Interimsstandorts auf C1. Darin wurde die Verwaltung beauftragt, die Planungen für den Interimsstandort bis einschließlich der Entwurfsplanung fortzuführen.
Im Dezember 2022 stimmte der Gemeinderat der Gründung einer gemeinsamen Projektgesellschaft von Land und Stadt sowie den erforderlichen Verträgen zwischen Land und Stadt und den entsprechenden finanziellen Mitteln zu.
Für die Planung und Umsetzung des Gesamtprojekts haben Land und Stadt im Januar 2023 die gemeinsame Projektgesellschaft Württembergische Staatstheater Stuttgart GmbH, kurz ProWST, gegründet. Die ProWST wird die Teilprojekte jeweils bis zum Abschluss der Entwurfsplanung weiterführen. Nach Abschluss der Entwurfsplanung wird die ProWST das Budget, das sich aus den Planungs- und Baukosten sowie einem Risikozuschlag errechnet, für jedes Teilprojekt ermitteln.
Auf Grundlage dieser entwurfsspezifisch ermittelten Kosten entscheiden die Gremien der Gesellschafter Land und Stadt über die weitere Planung und Umsetzung der Teilprojekte.
22. Sollte man für das Geld, das für die Sanierung eingesetzt werden soll, nicht lieber Schulen, Straßen und Kitas bauen?
Sowohl Stadt als auch Land haben weitere wichtige Aufgaben. Diese werden aber neben der Sanierung, Modernisierung und Erweiterung der Württembergischen Staatstheater trotzdem angegangen. Das Land Baden-Württemberg gibt im Jahr rund 50 Milliarden Euro aus. Über zehn Jahre gerechnet entspricht der Landesanteil für die Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des Stuttgarter Opernhauses etwa 0,1 Prozent des Haushaltsvolumens. Bezogen alleine auf die Bauprojekte des Landes über etwa 1 Milliarde Euro pro Jahr entspräche der Landesanteil etwa 5 Prozent. Und das alles bei Kalkulation des höchsten Wertes im Jahr 2019 (inklusive Baupreissteigerungen und Risikopuffer).
Erläuterungen und Hinweise
Bildnachweise
Thomas Wagner/Stadt Stuttgart
Alisa Weckfort
Stadt Stuttgart
a+r Architekten GmbH, Stuttgart mit NL Architects, Amsterdam, Niederlande
a+r Architekten GmbH, Stuttgart mit NL Architects, Amsterdam, Niederlande
Stadtmessungsamt
Visualisierung: Steffen Sommer, 3D Laser Scanning & Visualization
Service-Telefon
Die Behördennummer 115 ist in der Regel zum Festnetztarif und damit kostenlos über Flatrates erreichbar. Viele Mobilfunkanbieter haben ihre Preise den Festnetztarifen angepasst.