Ist das Wohnen in Stuttgart wirklich so teuer?
Die Preise sind in allen Segmenten gestiegen, egal ob Miete oder Eigentum. Die aktuelle Mietenentwicklung verdeutlicht eindrücklich den inzwischen sehr angespannten Wohnungsmarkt. Der Mietspiegel 2019/2020 zeigt, dass die Miete in den vergangenen zwei Jahren um 7,2 Prozent gestiegen ist. Stuttgart zählt zu den Städten mit den teuersten Mietpreisen in Deutschland.
Auch Eigentum ist weiter stark nachgefragt. Die Preise für Bestandswohnungen sind seit 2010 jährlich gestiegen. Neugebaute Eigentumswohnungen kosteten 2018 im Durchschnitt über 6.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Seit 2010 hat sich der Preis nahezu verdoppelt.
Was sind die Gründe für die hohen Preise in Stuttgart?
Immer mehr Menschen wollen nach Stuttgart, um hier zu leben und zu arbeiten. Seit dem Tiefstand im Jahr 1999 vermeldet die Stadt Jahr für Jahr Zuwachs. Stuttgart bietet alles, was es zu einem guten Leben braucht: Eine wirtschaftlich gute Konjunktur, Kultur in allen Facetten, zahlreiche Bildungsmöglichkeiten und optimale Infrastruktur. Da die Zinsen weiterhin niedrig sind, legen viele ihr Geld in Immobilien an. Dies alles lässt die Preise am Stuttgarter Immobilienmarkt steigen.
Wie groß ist der Mangel an Wohnungen?
Das kann niemand verlässlich sagen. Klar ist: Wo die Nachfrage hoch ist, trifft sie häufig auf ein knappes Angebot. Der Wohnungsmangel trifft vor allem Ältere, sozial Schwache und Familien mit Kindern, die kaum noch bezahlbaren Wohnraum in Stuttgart finden - oft nur in Randlagen. Ziel ist aber eine Durchmischung: Also eine Nachbarschaft, in der etwa eine Großfamilie neben dem Rentnerehepaar, einer alleinerziehenden Mutter oder dem Studenten in einer WG lebt.
Was tut die Stadt zur Linderung des Problems?
Im Juni 2016 hat sie mit zahlreichen Stuttgarter Bauträgern das „Bündnis für Wohnen“ geschmiedet. Stadt und Wohnungsbauer haben sich gegenseitig verpflichtet, gemeinsam die Wohnungsbauziele vor allem im geförderten Bereich zu erreichen. Ebenso sollen keine geförderten Wohnungen mehr aus der Belegung fallen und somit zu höheren Mieten und Preisen auf dem freien Markt gehandelt werden.
In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass die größten Entwicklungsflächen bereits der Stadt gehören. Hier entscheiden Stadt und Gemeinderat, was gebaut wird. Eine Blaupause ist das Olga-Areal: Hier entstehen 224 Wohnungen, darunter 116 im geförderten Wohnungsbau und 90 Wohnungen in Baugemeinschaften. So erlangen Bürger Wohneigentum, den sie sich alleine nicht leisten könnten.
Die Stadt bemüht sich zudem um den Wohnraumschutz. Ein Instrument ist die Satzung gegen Zweckentfremdung. Sie richtet sich an Eigentümer, die eine Wohnung oder ein Haus grundlos leer stehen lassen oder zweckentfremden, so zum Beispiel als Ferienwohnung oder Büro vermieten.
Wo entstehen in nächster Zukunft die meisten Wohnungen?
Die Stadt sieht bis 2020 ausreichend Potenzial für den Wohnungsbau in Stuttgart. Dies zeigt die städtische „Zeitstufenliste“: Sie verzeichnet in den kommenden drei Jahren in 180 Gebieten knapp 24.000 Wohnungen. In 20 größeren Gebieten können demnach rund 3.750 Wohnungen realisiert werden, zuzüglich 750 Wohnungen für Studierende. Beispiele sind:
- Olga-Areal: 224 Wohnungen
- Bürgerhospital: 600 Wohnungen
- NeckarPark: 845 Wohnungen
- Quartier am Wiener Platz: 125 Wohnungen
- Rote Wand am Killesberg: 120 Wohnungen
- Nordbahnhofstraße/Rosenstein: 500 Wohnungen
- Theater-Viertel und Maybachstraße am Pragsattel: 600 Wohnungen
- Langenäcker-Wiesert in Stammheim: 320 Wohnungen
- Rosenstein-Viertel (nach 2020): voraussichtlich 7.500 Wohnungen
Wie viel investiert die Stadt in den Wohnungsbau?
Um mehr Wohnraum in Stuttgart zu schaffen, investiert die Stadt 2018/19 über 90 Millionen Euro. Die Investitionen sind für unterschiedliche Förderprogramme vorgesehen. So investiert die Stadt pro Jahr drei Millionen Euro für die Förderung des sozialen Mietwohnungsbaus. Zwei Millionen Euro pro Jahr sind für das Familienbauprogramm geplant und zehn Millionen Euro pro Jahr sind für Grundstückverbilligungen für den sozialen Wohnungsbau, Mietwohnungen für Menschen mit mittlerem Einkommen und preiswertem Wohneigentum vorgesehen.
Was tut die Stadt für einkommensschwache Bürger?
Die Stadt möchte Jahr für Jahr 300 neue Sozialmietwohnungen und 100 Mietwohnungen für mittlere Einkommensbezieher schaffen.
Wer unter einer gewissen Einkommsgrenze verdient, hat Anspruch auf eine Sozialmietwohnung oder eine Mietwohnung für mittlere Einkommensbezieher. Auch für Senioren gibt es eine Förderung für Mietwohnungen.
Welche Förderprogramm bietet die Stadt für den Bau von günstigem Wohnraum?
Mit geförderten Mietwohnungen unterstützt die Stadtverwaltung Menschen, die auf dem freien Wohnungsmarkt nur schwer eine Wohnung finden. Unterstützung finden zum Beispiel Menschen, die die Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt nicht bezahlen können oder dort mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen haben. Auch Senioren, die im Alter weiterhin selbstständig wohnen wollen, werden unterstützt.
Die Stadt bietet zudem mehrere Förderprogramm für den Wohnungsbau an.
Was ist das Stuttgarter Innenentwicklungsmodell?
Mit dem Stuttgarter Innenentwicklungsmodell (SIM) werden Bauherren verpflichtet, bei Neubauprojekten, 20 Prozent der neugeschaffenen Geschossfläche für den geförderten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, zum Beispiel für den Neubau von Sozialmietwohnungen. Damit trägt das SIM zur nachhaltigen und qualifizierten städtebaulichen Entwicklung sowie zur Gleichbehandlung der Investoren bei. Zudem sichert das SIM dauerhaft Kontingente für den Wohnungsbau und schafft familiengerechten und zugleich preiswerten Wohnraum.